Snack für zwischendurch – Kurzrezension
Worum geht‘s?
Ich-Erzähler Josch ist ein echter Loser. Als Schwimmmeister verbringt er seine Tage inmitten von halbnackten Menschen, feuchter Luft und Fußpilz. Seinen Sohn, der in Frankreich lebt, hat er seit Jahren nicht gesehen, Freunde hat er keine, die Liebe fehlt in seinem Leben ebenfalls. Als die 14-jährige Leonie, die ihn angehimmelt hat, ertrinkt – woran Josch nur indirekt Schuld trägt –, packt er seine Sachen und flüchtet. Maria, eine junge blinde Frau, die er kaum kennt, hängt sich ihm an und begleitet ihn auf seinem kuriosen Roadtrip. Das Ziel ist natürlich Frankreich, wo Josch sich bei einem Treffen mit seinem Sohn, der davon noch gar nichts weiß, eine gar zauberhafte Lösung für all seine Probleme erhofft. Dabei sollte er doch wissen, dass das Leben nie so einfach ist.
Hat’s gemundet?
Ich bin mir nicht sicher. Die Ausgangsidee gefällt mir, und ich mag die Figur der blinden, lebensfrohen Maria, wobei ich sie aber auch ein wenig überzeichnet finde. Mit Josch habe ich Schwierigkeiten, er geht mir mit seinem weinerlichen Ton bald auf die Nerven. Die Dialoge sind oft halbgare Aneinanderreihungen von Küchenphilosophie-Sprüchen über die Suche nach dem Glück: Jeder hat sein Leben selbst in der Hand, Glücklichsein ist eine Entscheidung und dergleichen. Oliver Wnuk, der als Schauspieler bekannt ist, hat es gut gemeint, vielleicht ein wenig zu gut. Ein bisschen mehr Sarkasmus und Abgeklärtheit hätten dem Roman in meinen Augen nicht geschadet. Die Geschichte wirkt stellenweise steif und gewollt. Sie ist aber gut zu lesen und dank der leicht angeknacksten, liebenswerten Protagonisten durchaus unterhaltsam.
Wer soll’s lesen?
Wer Lust auf einen eher leichten Snack mit einem Hauch Tiefgang hat.