1. Ich bin zuständig. Und zwar für: gesunde Kindergartenjause, vollgekackte Windeln, sauberes Gewand, Rotznasen, Schnittwunden, Hunger, saubere Haut, Gute-Nacht-Geschichten, Höhlen aus Decken und Polstern, verrückte Plastilinfiguren, saubere Zähne, Huuunger, Spielplatzdates und, und, und.
2. Wenn ich nicht zuständig bin, muss ich arbeiten. Das sind die Tage, an denen ich niemanden tragen muss und allein aufs Klo gehen kann. Dafür warten Kundentermine, Brainstormings, Headlines, Imagefolder, Websites und Manuskripte.
3. Dazwischen muss ich einkaufen, Wäsche waschen, putzen, aufräumen, kochen, bügeln, einen Weg durchs Spielezimmer bahnen, bügeln, noch mehr aufräumen, Freunde trösten, Freunde treffen, Geschenke besorgen und meiner Mama am Telefon zuhören.
4. Die Ausführungen von eins bis drei zeigen: Ich habe keine Zeit. Und zwar nicht so wie früher, als man das halt so gesagt (und auch gedacht) hat. Sondern wirklich nicht. Ich muss manchmal so viel erledigen und es wurlt derart in meinem Kopf, dass es TILT macht und mein Körper wie erstarrt stehenbleibt, weil er nicht weiß, wo er anfangen soll. Hätte ich einen Mamablog, könnte ich über eins bis drei schreiben und euch Geschichten erzählen wie jene, dass sich Kind 2 gestern in den Obstsalat gesetzt hat. Aber nein! Es mussten ja Bücher sein.
4. Kleine Kinder sind laut. Und anstrengend. Und fordernd. Ich stehle mir die Zeit zum Lesen, zwacke sie minutenweise ab, mittags mal 30 Minuten, abends noch schnell eine Stunde. Meine Zwerge schlafen leider beschissen schlecht, und Kind 2 steht abends gern bis zu 17 Mal auf, bis endlich Ruhe ist. Ein Leseabend auf der Couch: Fehlanzeige. Bloggen: ebenso.
5. Ich kann keine Lesungen besuchen, nicht zu Autorentreffen in andere Städte reisen und heuer auch nicht auf eine zweite Buchmesse fahren: Der logistische (und finanzielle) Aufwand ist einfach zu groß. Deshalb bin ich mit meinem Blog weniger präsent, schlechter vernetzt und kann all diese Inhalte auch nicht anbieten.
6. Ich kann keine Artikel schreiben, die viel Rechercheaufwand verlangen, keine Interviews machen, in die ich viel Zeit investieren muss, mich nicht übermäßig an den Facebook-Bloggergruppen oder an Booksentence beteiligen. Ich kann mich nicht als Buchpreis-Blogger anbieten, keine Debatten führen und keine Themen aufgreifen, die die Branche bewegen – mir fehlen schlicht und ergreifend die Kapazitäten. All das verlinke ich maximal auf Facebook und schiele neidisch zu meinen Bloggerkollegen, die um ein Vielfaches engagierter sind als ich.
7. Unter dem Zeitmangel leidet die Qualität. Ich lasse Kind 2 manchmal eine halbe Stunde Barbapapas schauen, um eine Besprechung schreiben zu können. Oder ich nutze den Leerlauf zwischen zwei Terminen in meinem Büro. Ich muss dabei sehr effizient sein und wahnsinnig schnell. Ich habe keine Zeit, um zweimal über eine Formulierung nachzudenken oder nochmal an allem zu feilen. So, wie es rauskommt, so steht es dann da. In einem Mamablog wäre das witzig. Bei Büchern ist es das nicht.
Aber: Ich liebe nun mal Bücher. Es hilft nix. Ich will bloggen. Deshalb ist es nur fast unmöglich, aber nicht ganz. Ich mache es möglich, irgendwie. Und: Es wird besser werden. Irgendwann werden beide in den Kindergarten gehen, später selbst lesen können und sich bei Bedarf was aus dem Kühlschrank nehmen. Bis dahin halte ich einfach durch. Und wische Obstsalat vom nackten Popsch.