Rot ist sein Name, aber rot ist kein Faden
Schon bevor der Hype rund um Orhan Pamuk im Umfeld der Frankfurter Buchmesse 2008 so richtig losging, hat eine Freundin mir dieses Buch geschenkt. Es fängt sehr vielversprechend an und auf den ersten 30 Seiten bin ich recht angetan von der sehr altertümlichen, ungemein pathetischen Sprache. Doch erst, als ich an das Buch an mehreren Abenden nicht so recht zur Hand nehmen mag, um weiterzulesen, wird mir bewusst, dass es doch recht anstrengend ist. Jeder und jedes bekommt in Pamuks Buch eine eigene Erzählperspektive: Menschen genauso wie ein Baum, der Satan, eine Münze, die Farbe Rot oder ein Hund. Und alle holen sie sehr weit aus.
Es geht um einen Glaubensstreit im Osmanischen Reich im Jahr 1591, es geht um die Tradition und die Moderne im Bereich der Buchmalerei – ist es im Sinn von Allah, den neuen Stil der Franken nachzuahmen? Vereinfacht gesagt: Ost oder West? Darf man als Illustrator einen Stil haben, darf man Menschen so abbilden, dass sie unverkennbar sind? Die Wogen branden hoch – und als Ausgangspunkt dient gleich zu Beginn der Mord an einem Vergolder. Drei Illustratoren stehen unter dem Verdacht, ihn umgebracht zu haben – doch wer war es? Kara, der im Auftrag seines Oheims nach dem Ttäter forscht, ist auch in dessen Tochter Seküre verliebt und kämpft darum, sie heiraten zu dürfen.
Die Geschichte an sich ist interessant, lebendig und gut erzählt. Ich mag die Fantasie, mit der jedes Ding belebt wird. Der Stil ist mir dann aber doch zu langatmig, ausschweifend und elegisch. Einige der Kapitel muten wie orientalische Märchen an, was überhaupt nichts Schlechtes sein muss, mir aber im wilden Mix mit Krimi, Liebesgeschichte und historischen Fakten einfach zu viel ist. Vielleicht habe ich nicht, wie andere Leser, die Geduld, mich richtig einzulassen auf dieses Buch, aber ich verliere dauernd den roten Faden und bald auch die Lust am Lesen.