„Die Menschen sind nun mal Schweine, das war schon immer so, das wird auch immer so bleiben“
„Chens Einfallsreichtum, wenn es darum ging, jemanden vor den Kopf zu stoßen, war grenzenlos.“
Aus diesem Grund kommt sein Partner Max Schwarzwald auch nicht gut mit ihm klar. Die beiden Ashcroft-Männer sind offiziell ein Team, in Wahrheit aber verfeindet. Wir schreiben das Jahr 2064, und die Aufgabe von Max und Chen ist es, Verbrechen aufzudecken, bevor sie geschehen. Das bedeutet: Sie sind Spione. Sozusagen Spione des Zukünftigen. Wer plant, einen Mord zu begehen, etwas zu stehlen oder mit Drogen zu handeln, wird verhaftet und eingesperrt – noch ehe er die Tat überhaupt verüben kann. Zur Tarnung betreibt Max das Restaurant „Chez Max“, und im Moment hat er Gewissensbisse, weil er den Maler Leon verpfiffen hat. Obwohl er der Meinung ist, im Recht zu sein, und obwohl er seinen Job als moralisch richtig empfindet, ist es im bis ins Mark gefahren, bei der Verhaftung Leons zusehen zu müssen. Doch bald wird er abgelenkt von einem neuen Verdacht: Ist Chen vielleicht in Wahrheit ein Verräter? Spielt er nur vor, auf der Seite der Guten zu stehen? Max will es herausfinden. Und mit allen Mitteln verhindern, dass Chen ein Verbrechen begeht …
Halleluja, war Jakob Arjouni ein schlauer Mensch! Ich bin von diesem schmalen Roman, den der leider bereits verstorbene deutsche Autor 2006 geschrieben hat, tief beeindruckt. Er ist nicht dick, er ist nicht ausführlich, und doch: Er ist durchdacht. Er ist verblüffend, raffiniert und überaus intelligent konstruiert. Jakob Arjouni nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Zukunft, ohne jedoch eine umfassende, komplizierte Welt bzw. Gesellschaft zu entwerfen, nein, er nimmt sich ein Detail heraus, die Verbrechensbekämpfung, kreiert zwei Figuren, und mehr braucht er nicht, um eine spannende, kluge Geschichte zu erzählen – die auf raffinierte Weise zu einer self-fulfilling prophecy wird. Freilich liegt der Gedanke an George Orwells 1984 nahe, wenn es um einen Überwachungsstaat geht, wobei Arjounis Dystopie weitaus humorvoller ist, und freilich ist Chez Max aus genau diesem Grund ein hochaktueller, brisanter, wichtiger Roman. Hinter dem für Diogenes typischen schlichten Cover verbirgt sich eine Story, die sich selbst auf wunderbare Art ad absurdum führt – und dabei gleichzeitig ihre eigene Hypothese beweist. Das muss man erst einmal schaffen, und dafür gebührt Jakob Arjouni, der auch bekannte Krimis sowie Theaterstücke schrieb, großes Lob. Und ihr solltet Chez Max auf jeden Fall lesen: Das ist ein Buch, das schmunzeln, aufhorchen und nachdenken lässt.
Chez Max von Jakob Arjouni ist erschienen im Diogenes Verlag (ISBN 978-3-257-23651-4, 224 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro).