Eine rätselhafte Frau in einem rätselhaften Buch
Er ist ja ganz schön berühmt, der Haruki. Kafka am Strand hab ich von ihm schon vor Jahren gelesen, aber das war mir zu wirr und zu surreal. Gefährliche Geliebte hat mir nun eine Freundin geliehen – und da es ein eher dünnes Büchlein ist, habe ich ihm noch mal eine Chance gegeben. Bereut hab ich das zwar nicht, aber nötig war es auch nicht unbedingt. Denn auch wenn Murakami ganz gut schreiben kann, ist bei mir keine grenzenlose Begeisterung aufgekommen. Tut sie ja aber auch so gut wie nie.
Schön ist, dass Murakami einen ruhigen, steten Erzählfluss schafft und dass er das Geheimnisvolle der Geschichte gut einfängt. Hajime ist schon seit seiner Kindheit in Shimamoto verliebt, hat sie jedoch mit 12 Jahren aus den Augen verloren. Später, als er bereits verheiratet ist, zwei Kinder und zwei Bars hat, taucht die schöne Shimamoto wieder auf – und zieht Hajime erneut in ihren Bann. Er ist verloren. Aber Shimamoto bleibt ein Rätsel – bis zum Schluss.
Und das ist weniger schön: Dass das Geheimnis nicht gelüftet wird, dass die Begegnungen zwischen Hajime und Shimamoto fragmentarisch bleiben. Das muss man mögen, und ich bevorzuge klare Auflösungen. Auch wenn Murakami ein guter Erzähler ist, so ist er kein meisterlicher Literat. Ein angenehm lesbares kleines Buch für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.