Das Lesen beherrsche ich schon seit einiger Zeit. Und praktisch genauso lange beherrscht es mich. Die wilden Buchstaben haben mich als Kind gezwungen, unter der Bettdecke mit einer Taschenlampe zu lesen (ich bin ein wandelndes Klischee!) und als endlich mal einer gemerkt hat, dass ich vielleicht eine Brille brauche, hatte ich schon zwei Dioptrien. Ich war also so gut wie blind. Aber durch nichts aufzuhalten. Ich konnte nicht mehr ohne Bücher leben. Und ich zahlte einen denkbar hohen Preis dafür: eine extrem große, extrem pinke Brille mit einer kleinen Masche oben drauf.
Kleine Büchlein mit Leselisten habe ich seit 2004. Nach einem Streit mit meinem Italienischprofessor, der behauptete, der Durchschnittsösterreicher lese im Jahr weniger als ein Buch, habe ich angefangen, meinen Bücherverschleiß zu dokumentieren. In jenem Jahr waren es 81 Bücher, die durch meinen Magen gegangen sind. Das hat den Italienischprofessor allerdings auch nicht beeindruckt, der hat dann einfach behauptet, ich sei keine Durchschnittsösterreicherin. Er hat das nicht als Kompliment gemeint, aber ich bin entschlossen, es als solches zu sehen.
Inzwischen teile ich meine Buchvorstellungen auch auf Instagram, wo ihr mich unter @the_zuckergoscherl findet. Der Name kommt von der Kolumne, die ich fast fünf Jahre lang für sechs Salzburger Wochenzeitungen geschrieben habe. Mein Fokus liegt auf weiblichem Erzählen, diversen Autor:innen und queeren Themen, weil ich finde, dass wir schon lange genug über die Nabelschau von cis Männern gelesen haben. Jeden ersten Donnerstag im Monat gehe ich live mit Florian Valerius auf dem Kanal von Hugendubel Buchhandlungen, mehrmals im Jahr auch mit Verena Maria Gruber unter dem Hashtag #frauenlesenmittyrolia. Wir haben beschlossen, die gesellschaftlichen Strukturen der Misogynie nicht nur anzuprangern, sondern gezielt etwas dagegen zu unternehmen. Wir geben den Stimmen von Frauen Raum und eine Bühne.