„Despite their numbers, brutal women catch us by surprise. We expect random acts of violence from men“
Wer von verstörenden Ereignissen getriggert wird, liest bitte nicht weiter, denn verstörend ist dieser Roman tatsächlich: Ich möchte die Stichworte Hannibal Lecter, Sex und weibliche Psychopathin in den Raum werfen. Dorothy liebt gutes Essen und hat es zu ihrem Beruf gemacht, darüber zu schreiben. Außerdem liebt sie attraktive Männer, die gern auch jünger sein dürfen, sie selbst ist ungefähr fünfzig. Die Sache ist nur: Ihre Geschichte erzählt Dorothy aus dem Gefängnis. Und keiner der Männer, mit denen sie sich vergnügt hat, ist noch am Leben.
„We talk about love like it’s an involuntary act. We fall into love, like a hole, a puddle, an elevator shaft. We never step mindfully into love. Love, we seem to think, requires a loss of control.“
Ich hatte Lust auf dieses Buch, weil Akiz mit „Der Hund“ und Melissa Broder mit „Muttermilch“ so hervorragende, wilde Romane über kulinarische Genüsse geschrieben haben, die ich sehr mochte – aber ich hatte keine Ahnung, dass Chelsea G. Summers so viel weiter gehen und mich mehrmals dazu bringen würde, heftig zu schlucken. Gleichzeitig fasziniert mich aber (aus Gründen, die euch nicht überraschen dürften) der Bruch mit dem Narrativ, dass Gewalt von Männern ausgeht, und die sehr bildreiche, detailgenaue Schilderung einer mordenden Frau, die strategisch und kühl vorgeht, die sich verhält, wie wir es Männern zuschreiben. Sie ist egogetrieben und eitel, sie nimmt sich, was sie will, auch und vor allem dann, wenn sie es nicht bekommt. Sie bricht mit den moralischen Vorstellungen, die wir haben, und das Buchcover gibt einen deutlichen Hinweis auf den Inhalt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet in „A certain hunger“ eine ungewöhnliche, raffinierte und lüstern-düstere Story, die zum Nachdenken über Stereotype in der Spannungsliteratur sowie im echten Leben anregt. Sehr grausig, aber auch sehr gut.