„This did not feel like real life, exactly, but nowadays what did?“
„What’s it like to have a child right now?“
„Oh it’s great! Everything’s on fire, so you no longer have to worry about doing a good job.“
Das trifft die Stimmung ganz gut, und da wären wir auch schon direkt beim Thema: Dieses Buch ist hochgradig zeitgeistig, es ist ein Buch über das Internet und alles, was wir im virtuellen Traum tun. Das Internet heißt in Patricia Lockwoods Roman portal, das Land wird beherrscht von einem nicht näher benannten Diktator, und dann erzählt sie auf 200 Seiten in vielen Kurz- und Kürzestepisoden von Fußfetischisten und witzigen Wortspielen, von Cancel Culture und einem sterbenden Baby. Das ist hart und wahr und überzogen und schräg, es ist lustig und entlarvend und anstrengend und nervtötend.
„Despite everything, the world had not ended yet.“
Die Autorin, die für gewöhnlich Lyrik schreibt, hat einen ganz eigenen und vor allem eigenartigen Zugang zum Internet gefunden: Sie beschreibt es auf eine so poetische, verlorene, mystische Weise, dass man manchmal das Gefühl hat, das sei Fiktion, so eine digitale Welt gebe es gar nicht. Aber alles davon, so weird es auch ist, ist dem Internet zuzutrauen. Inhaltlich hat der Roman – den ich wegen der fast schon zusammenhangslosen Handlung kaum so nennen mag – viele Überschneidungen mit „I hate the internet“ von Jarett Kobek, der Ton könnte jedoch gar nicht unterschiedlicher sein. Wo Kobek sarkastisch ist, ist Lockwood sanft, wo er anklagt, gibt sie den Lesenden zu denken. Am Anfang mochte ich „No one is talking about this“ sehr gern, hab mich durchschaut gefühlt und diesen distanzierten Blick auf etwas, in dem wir alle gefangen sind, sehr gefeiert, dann habe ich irgendwann eine Struktur, eine Richtung vermisst, und im letzten Drittel, als alles völlig ausfranst, hat mir das sterbende Baby den Rest gegeben, das fand ich zu viel des Guten. Was bleibt also zu sagen? Dass dies ein ganz besonderes Buch ist, auf jeden Fall, mit vielen scharf beobachteten Elementen, die die berechtigte Frage stellen, ob wir diese Erfindung, die wir da haben, wirklich zum Besten nutzen – oder nicht einfach nur zu viel dummen Scheiß damit machen.
„Actually, she knew all about foot fetishes because a celebrity foot fetishist had once slid into her private messages and asked to buy a pair of her used sneakers for $300. She considered the preposition and then sent an old pair of Converse to him, taking secret pleasure in the fact that they wouldn’t smell like anything, because she hardly ever moved.“