„Françoise Sagan ist ein personifiziertes Schulterzucken. Ein lässiges Na und?“
Sie war noch so jung, als sie weltberühmt wurde: Als „Bonjour Tristesse“ erschien, war Françoise Sagan gerade mal achtzehn Jahre alt – und doch, so wird es berichtet, schon eine gefestigte Persönlichkeit. In ihrer Schulzeit fiel sie vor allem durch renitentes Verhalten auf, schaffte mehrmals verschiedene Abschlussprüfungen nicht und musste im Sommer in eine Art Internat, brach später ihr Studium gleich wieder ab. Schreiben, das konnte und wollte sie: Sie las gerne, erfand Geschichten, wurde von ihren Eltern nicht unbedingt gefördert, aber auch nicht gehindert. Und so fand die junge Françoise Sagan einen Verlag, der von ihrem Erstling eine geringe Stückzahl druckte – die bereits nach einer Woche ausverkauft war. Damit begann der Siegeszug eines international bekannten Stücks Literatur, von dem jede:r zumindest schon einmal gehört hat. Ich habe es verhältnismäßig spät, dafür aber mit großem Genuss gelesen – und kannte von Françoise Sagan nicht viel mehr als den Namen.
Umso schöner war es nun, dank Julia Korbik Einblick in ein sehr interessantes Leben zu bekommen: Mit Sorgfalt und schmunzelnder Ehrlichkeit hat sie sich dem Phänomen Sagan gewidmet. In erster Linie erzählt sie von Françoises Jugend, legt den Fokus auf die Jahre des Anfangserfolgs, von 18 bis 25. Das fand ich minimal schade, weil ich bis dahin so angefixt war, dass ich mehr über Sagan erfahren wollte – wie es ihr später erging, wie die Beziehung zu ihrem Sohn war, wie sie mit den Folgen ihres Unfalls und ihrer Alkoholsucht klarkam. Nichtsdestotrotz ist Bonjour Liberté ein gut gemachtes, lesenswertes Buch: Es gibt einer weiblichen Autorin den Stellenwert, den sie verdient. Über männliche Schreibende wird so viel veröffentlicht, sie sind präsent in der Wahrnehmung, und ich finde es gut und wichtig, dass langsam immer mehr Bücher sich den Frauen widmen. Sagan war nämlich in meiner Schul- und Universitätsbildung kein Thema, da ging es immer nur um die Männer. Interessant finde ich, aus heutiger Sicht auf die Wahrnehmung ihrer Bücher in der damaligen Presse zu schauen, wie misogyn der Filter der Aufmerksamkeit war, die sie bekommen hat – und wie sehr es um ihr Privatleben, ihr Aussehen, ihre Ausschweifungen ging. Julia Korbik hat vieles freigelegt, aber nicht geurteilt, well done.
Bonjour Liberté von Julia Korbik ist erschienen bei Hanser Berlin.