„Nicht durch einen großen Verrat wird Wehmut verursacht, sondern durch die vielen kleinen Verluste“
Elisabeth freundet sich mit Jean-Lino an, der mit seiner Frau Lydie über ihr und ihrem Mann Pierre wohnt. Die beiden gehen manchmal zu einem Pferderennen oder spazieren, unterhalten sich, und als Elisabeth eine Frühlingsparty gibt, lädt sie die Nachbarn natürlich ein.
„An manchen Tagen springt mich schon beim Aufwachen mein Alter an. Unsere Jugend ist tot. Wir werden nie wieder jung sein.“
Und so beschließen sie, noch einmal so richtig zu feiern. Doch zwischen Jean-Lino und Lydie kommt es während der Party zu einer Meinungsverschiedenheit bezüglich eines Hühnchensalats. Als das Fest zu Ende ist und Elisabeth im Bett liegt, kommt Jean-Lino noch einmal zurück und gesteht ihr, seine Frau gerade erwürgt zu haben.
Babylon ist, das muss ich gleich vorweg sagen, mit Sicherheit nicht Yasmina Rezas bestes Buch. Es ist gut, ja, aber nicht so beißend witzig wie der Gott des Gemetzels und nicht so scharfzüngig wie Glücklich die Glücklichen. Vielmehr hat dieser Roman einerseits eine wehmütige, melancholische Note, die dem Alter seiner Protagonistin geschuldet ist, andererseits erinnert er an die Sketche von Loriot, ist stellenweise fast schon ein wenig klamaukig. Ich mag die Ausgangsidee, dass einer seine Frau erwürgt, einfach, weil sie ihm auf die Nerven geht, denn mit Sicherheit kennt jeder von uns die Streitigkeiten im Alltag, die einen zur Weißglut treiben können. Dass dann jedoch vornehmlich die Beseitigung der Leiche im Vordergrund steht statt die Gründe für die Tat, finde ich schade, da hätte man viel mehr in die Tiefe gehen und den Zündstoff der Monogamie ausloten können. Solltet ihr also Lust auf Yasmina Reza haben, die übrigens die meistgespielte zeitgenössische Theaterautorin ist, empfehle ich euch eins ihrer anderen Bücher.
Lieblingszitat aus Babylon:
„Ist es vernünftig, sich um das Geliebtwerden zu bemühen? Ist das nicht eine jener Mühen, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind?“
Babylon von Yasmina Reza ist als Taschenbuch erschienen bei S. Fischer.
Hallo,
die Grundsituation reizt mich, aber es klingt so, als werde das Potential, die sie bietet, nicht ausgeschöpft – sehr schade. Dann doch eher “Glücklich die Glücklichen”, das wartet hier eh schon.
LG,
Mikka
Das ist wirklich gut! Sehr böse.