„Man blättert im Leben immer wieder Seiten um. Aber alle bleiben im Buch, unabänderlich“
Im Sommer 2000 bekam Peter Badge den Auftrag, Nobelpreisträger in aller Welt zu fotografieren. 15 Jahre und 400 Begegnungen später ist aus diesen interessanten Reisen – mithilfe von Autorin Sandra Zarrinbal – ein Buch entstanden, das einige der wichtigsten Menschen unserer Zeit porträtiert. Der Biochemiker Eddy Fischer spielt für Peter Badge Wagner am Klavier, Gabriel García Márquez öffnet ihm in Lederpantoffeln die Tür und erzählt von seinem Großvater, einem Oberst der kolumbianischen Armee, der ihm sein erstes Buch schenkte, Nelson Mandela verträgt als Folge seiner Lebensgeschichte kein helles Licht und kann nicht mit Blitz fotografiert werden. Was hat all diese Menschen bewegt und angetrieben, was hat sie zu den Höchstleistungen bewogen, für die sie mit dem wohl berühmtesten Preis der Welt ausgezeichnet wurden? Was für Eigenheiten haben sie, wie leben und arbeiten sie? Peter Badge beantwortet diese Fragen. Er war in aller Welt unterwegs, hat Frauen und (natürlich vor allem) Männer getroffen, Mediziner und Physiker, Schriftsteller und Staatspräsidenten, Biologen und Mathematiker, die ihn empfangen haben, um sich ablichten zu lassen – und die dabei immer etwas sehr Persönliches preisgegeben haben.
Was ich an Geniale Begegnungen sehr mag, ist Peter Badges angenehme Art. Ich habe das Gefühl, das ist ein Typ wie du und ich. Er hat von den Formeln, Erfindungen und Errungenschaften, für die die Preise vergeben wurden, auch nicht unbedingt mehr Ahnung als ein Normalsterblicher. Er nähert sich den berühmten Persönlichkeiten durchaus respektvoll, aber auch unbedarft – und das macht ihn sehr sympathisch. Er schildert auf absolut natürliche und entspannte Weise, wie die Treffen sich gestalteten, wie die Ehefrau sich verhielt, wie der Garten aussah. Das vermittelt mir den Eindruck, diese Preisträger kennenlernen zu können … wenigstens für einen Moment. Das macht dieses Buch so besonders: Es entzaubert jene, an deren Leistungen wir nie heranreichen können, macht sie menschlich und nahbar. Gut gelungen ist auch die Dramaturgie des Buchs, das tatsächlich so etwas wie einen roten Faden hat, das geschichtliche Hintergründe und politische Begebenheiten miteinbezieht. Einziger Grund zur Klage: Mir fehlen die Fotos. Da das Ganze eigentlich ein Fotoprojekt ist, wäre es schön gewesen, die Porträts in Farbe oder zumindest größer zu sehen. Ansonsten: ein interessantes Buch, das vielleicht ein bisschen klüger macht – und viel Stoff für intelligenten Smalltalk bietet. Weil man dann beispielsweise sagen kann: „Wussten Sie, dass Obama Honigbier braut?“
Geniale Begegnungen von Peter Badge und Sandra Zarrinbal ist erschienen bei daab (ISBN 978-3-942597-27-2, 576 Seiten, 29,95 Euro). Die Bücherliebhaberin hat das Buch auf We read Indie besprochen, auch Maike von Herzpotenzial zeigt sich angetan.
Danke für die Erwähnung 😀
Liebe Grüße
Mareike