Süß, süß, oh, so herrlich süß!
„Es gibt im Leben besondere Momente. Momente, von denen man im Augenblick des Geschehens denkt, dass man den Klang oder die Farbe, den Geschmack oder das Gefühl für immer festhalten möchte. Aber man vergisst sie trotzdem. Manche Momente allerdings sorgen von selbst dafür, dass sie nicht verblassen, auch wenn das Bühnenbild gar nicht aufwendig ist. Warum? Weil sich in ihnen vielleicht in aller Einfachheit und nur für einen kurzen Moment die ganze Weite des Lebens zeigt.“ Einen solchen besonderen Augenblick erleben Carlotta Goldkorn und Gösta Johansson, als sie sich zum ersten Mal begegnen. Carlotta arbeitet in einem höchst ungewöhnlichen Museum, in dem August Gayette 1895 alles nebeneinander stellte, was er interessant und schön fand: Saurierskelette, Gemälde, Schmuck, Kostüme. Gösta ist der Urenkel des Males Jasper Johansson und bringt ein Bild von ihm aus Schweden als Leihgabe für das Museum. Carlotta und Gösta verlieben sich auf den ersten Blick. So weit, so einfach. Doch dann gibt es da noch die halbwüchsigen Kinder der beiden, die wild pubertieren, eine Kunstfälscherin, einen kleinen Jungen, der Hilfe braucht, ein verstecktes Wandbild in Schweden und ein geheimnisvolles Tagebuch aus längst vergangenen Zeiten … und ein verrücktes Abenteuer beginnt.
Wer im Bücherwurmloch mitliest, weiß: Hier geht es meistens eher düster zu. Melancholisch. Deprimierend. Doch als mir Die Liebe zu so ziemlich allem von Christine Vogeley angeboten wurde, hatte ich so richtig Lust drauf. Ich habe mir dieses Buch wie ein zuckersüßes, buntes, glasiertes Törtchen vorgestellt, klebrig, kalorienreich, ein bisschen verboten. Und das Herrliche ist: Genau so hat es geschmeckt! Dieses Buch ist eine gar köstliche Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die schon einmal gescheitert sind und allerhand Zweifel mitschleppen, und sie entwickelt sich in einem wunderbar kuriosen Umfeld: Ihr Museum hat Christine Vogeley mit viel Liebe zum Detail entworfen und es wirkt so lebendig, dass ich das Gefühl habe, tatsächlich darin herumspazieren zu können. Freilich ist eine so schöne, fröhliche Lovestory mit absurden Wendungen und Zufällen, deren Glaubwürdigkeit wackelt, voller Gefühle, bei denen man ein bisschen die Augen verdrehen will, und voller glücklicher Fügungen, die man dem Schicksal niemals abkaufen würde. Aber manchmal ist das Leben so! Zumindest würde ich es gern glauben.
Christine Vogeley umschifft die Klischees nicht, sie nähert sich ihnen mit Karacho und bleibt dabei sprachlich so klar, eigensinnig und niveauvoll, dass ich nur sagen kann: Treffer, versenkt. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen – und das kann ich bei meiner üblichen Lektürewahl ja nun wirklich nicht oft behaupten. Umso mehr habe ich mich über Die Liebe zu so ziemlich allem gefreut. Wegen der Leichtigkeit und wegen der vielen Küsse, wegen der vielen kleinen bezaubernden Dinge und wegen der erzählerischen Stilsicherheit. Manchmal muss es zwischendurch einfach mal ein Buch sein, dessen Figuren in Glückseligkeit schwelgen. Das tut so richtig gut. Am Ende hab ich mir meine klebrigen Finger abgeschleckt und war rundum zufrieden.
Die Liebe zu so ziemlich allem von Christine Vogeley ist erschienen bei Droemer Knaur (ISBN 978-3-426-65347-0, 464 Seiten, 19,99 Euro).
Noch mehr Futter:
– „Christine Vogeley schafft es, alle Handlungsbälle leicht und abwechslungsreich zu jonglieren. Den Charakteren ihres Buches merkt man einmal mehr an, dass sie ihre Figuren ernst nimmt und mag“, schreibt Kölner Leselust.
– „So wie das Kästchen auf dem Schutzumschlag eine bunte Mischung an gesammelten Werken – die sicher alle ihre eigene Biografie in Bezug auf ihren Finder haben – zeigt, so füllt die Autorin auch den Inhalt des Romans. Wir begegnen sehr vielen sehr sympathischen Menschen, mit sehr spannenden und rührenden Geschichten“, schwärmt Fantasie und Träumerei.
– „Ich habe mich auf jeden Morgen und Feierabend gefreut, wenn ich im Zug sitzend in diese bunte und liebevoll ausgestattete Story abtauchen konnte“, berichtet readinganddreaming.
– Und hier könnt ihr das Buch bei ocelot.de bestellen.
Hier fällt mir der treffende Satz ein: Don’t judge a book by its cover – denn allein aufgrund der Mischung von Titel und Cover hätte ich mir dieses Buch wohl eher nicht gekauft. Deine Besprechung macht mich nun aber doch ziemlich neugierig …
Vielleicht magst du ja auch zwischendurch mal was leicht Verdauliches 😉