Deutschlands wichtigste Tage in Comicform
Ein Hoch auf die Zeichenkünste von Isabel Kreitz: Mit Deutschland. Ein Bilderbuch gibt die preisgekrönte Comic-Künstlerin einen völlig neuen Blick frei auf altbekannte Ereignisse. Nicht nur, dass sie Menschen, Mienen, Städte aus ihrer Feder fließen lässt, nein, sie stattet die Bilder und die dazugehörigen Worte auch mit einer ganz besonderen, beißend klugen Ironie aus. 1949 beginnt diese originelle Betrachtung Deutschlands, der Supermarkt, die Heimkehr der Zehntausend, das Farbfernsehen werden ebenso thematisiert wie der Bau der Mauer, die gefälschten Hitler-Tagebücher und der Einzug der Grünen ins Parlament.
Dabei bildet Isabel Kreitz nicht einfach ab, was über diese Meilensteine in der deutschen Geschichte gedacht, gesagt und gewusst wird, sie findet vielmehr einen überraschenden Zugang, zeigt das Geschehnis aus der Sicht einer Nebenfigur, eines Kindes, eines Bundeswehrsoldaten. Das ist absolut genial und hochintelligent gemacht. Um die Pointe zu verstehen, muss man meist über ausreichend Information verfügen. Für mich als Österreicherin offenbaren sich viele interessante Details über mein Nachbarland, mit dem uns diese berühmte Hassliebe verbindet.
Auf plastische Weise – beispielsweise indem sie Kinoplakate, Zeitungsausschnitte und Briefe in ihre Comics einbaut – lässt Isabel Kreitz die letzten 60 Jahre Deutschlands aufleben. Jedem Thema ist eine Seite gewidmet – nicht zu viel und nicht zu wenig, denn die Botschaft wird in nur wenigen Bildern und Worten glasklar vermittelt. In jedem Fall gibt es immer etwas zu entdecken. Toll!
Deutschland. Ein Bilderbuch ist erschienen bei Dumont (ISBN 978-3832196219, 19,99 Euro).