„Ach, wie schön wäre die Liebe, wenn man keinen Mann dazu brauchen würde“
Coco Chanel, den Namen kennen wir alle. Er ist eine Marke. Auf der ganzen Welt tragen Frauen Kreationen einer Frau, die „die Mode revolutioniert hat“, wie es oft heißt. „Vom Waisenmädchen, das im Kloster aufwächst, zur erfolgreichen Unternehmerin und Königin von Paris“, so lautet der Klappentext, und da schwingt gleich das Dramatische und Schwülstige mit, das sich auch im Buch findet. Ich muss gestehen: So eine Romanbiografie ist was Wildes. Bei jedem dritten von Coco geäußerten Satz habe ich gedacht: Aber was, wenn sie das nie gesagt hat? Natürlich klingt es gut. Und sinnvoll und passend. Und bestimmt gibt es einiges, das bezeugt werden kann, das notiert wurde, das irgendwo festgehalten ist. Aber da ist schon auch viel Ausgedachtes dabei, und darauf muss man sich einlassen können. Das ist mir manchmal besser, manchmal schlechter gelungen. Ich war neugierig auf dieses Genre und auf das Leben von Gabrielle Chanel, über die ich manches wusste und eigentlich nicht viel. Maxine Wildner hat sich also dieser realen Figur gewidmet, hat sich ihr genähert und aus ihrer Sicht geschrieben. Das finde ich – aus der Perspektive einer Schreibenden – interessant, weil ich mir absolut nicht vorstellen kann, das zu tun. Verschlungen habe ich das Buch so oder so, ich hab es nämlich im Urlaub gelesen, und dafür war es perfekt. Außerdem hat mich dieser Schnelldurchlauf eines Lebens durchaus fasziniert. Wie viel davon ist echt und real? Wie viel ist der Blick der Autorin, die ja vermutlich, auch wenn sie es sicher versucht hat, nicht neutral sein kann? Ein Ereignis bekommt den Wahrheitscharakter, der miterzählt wird. Es lässt sich letztlich nicht greifen, wer Coco Chanel tatsächlich war. Manches mag sie so gedacht und gesagt haben, anderes nicht. Ich fand es jedenfalls gut, mehr über sie zu erfahren – große stilistische Sprünge und biografisch-übergreifende Einblicke darf man sich freilich nicht erwarten. Unterhaltsam ist es allemal.