„Wir alle tragen das Patriarchat in uns“
Wenn ich in Zukunft nach wichtigen, richtungsweisenden Büchern gefragt werde, wird dieses hier ganz oben auf der Liste stehen: Emilia Roig hat darin alles Wissenswerte zu unserem Leben im patriarchalen System versammelt. „Das Ende der Ehe“ hat freilich einen provokanten Titel, der Untertitel federt das perfekt ab: Es geht um eine Revolution der Liebe, um eine Neubewertung dessen, was wir als Familie definieren, und um die Rolle jener Männer, die keine Täter sind, aber immer schweigen. Wie könnte eine solche Revolution aussehen und wie würde sich dadurch die Liebe selbst verändern? Die erfolgreiche Autorin und Aktivistin hat die Dynamik heterosexueller Partnerschaften analysiert und eingeordnet, sämtliche Erkenntnisse übersichtlich und stringent zusammengestellt und sich eingehend mit dem romantischen Skript beschäftigt, dem wir alle – vor allem die Frauen – folgen sollen. Und der Frage, warum das so ist.
„Solange die Ehe die institutionelle Beraubung der Frauen erlaubt, werden Frauen in einer kapitalistischen Welt schlechter aufgestellt sein als Männer. Männer sind reicher als Frauen, weil sie die Frauen kollektiv berauben.“
Wer sich einen umfassenden Überblick über die Mechanismen des Patriarchats wünscht oder ihn jemand anderem bieten will, wer offene Fragen hat oder einfach die großen Zusammenhänge verstehen will, greife bitte zu diesem Buch: Es ist klar, verständlich, enthält einen guten Mix aus Informationen und persönlichen Einblicken, gibt Perspektiven vor für eine mögliche – ehefreie – Zukunft. Wie ist das mit der Last der Verhütung? Lieben Männer Frauen wirklich? Sind Frauen Komplizinnen ihrer eigenen Unterdrückung? Und was hat es mit dem Teufelskreis der Binarität auf sich? Diesen und vielen anderen Themen unserer Zeit widmet sich Emilia Roig in einem bestechend klugen Stil, der ihren Rundumschlag gegen das unterdrückende System sehr lesenswert macht. Große Empfehlung meinerseits!