„Wenn es einem nicht gelingt, dem Körper das Gute zu geben, muss man ihm das Böse geben“
Die 19-jährige Rafa geht von zuhause fort, um als Saisonarbeiterin im Hotel Olympic zu arbeiten, das in den Bergen über dem Dorf Strega liegt und nur über die Seilbahn zu erreichen ist. Mit ihr sind noch acht weitere junge Frauen da, um die Gäste zu bedienen – allein: Es kommen keine. Tagein, tagaus tragen sie ihre schwarzen Uniformen, sammeln die Wäsche ein, machen seltsame Übungen, bereiten sich vor, kochen und backen, aber niemand trifft ein, der bedient werden könnte. Die leere Zeit gibt den Mädchen Gelegenheit, wie Schwestern zusammenzuwachsen.
„Es schien unmöglich, diesem kollektiven Begräbnis zu entkommen.“
Doch dann geschieht das Unvermeidliche: Eine von ihnen verschwindet. Sie suchen und suchen und finden sie nicht.
„Auch in Gesellschaft seiner Mutter ist man einsam.“
Die schwedische Autorin Johanne Lykke Holm hat ein Buch geschrieben über junge Frauen am Rand der Gefahr – und eine fällt drüber. Sie hat ein Buch geschrieben, das als mystisch und geheimnisvoll gilt, reich an poetischen Bildern, das jedoch in Wahrheit das wirklich sehr, sehr auserzählte Narrativ vom Mädchenmörder reproduziert. Wir kennen es so gut: das unschuldige Mädchen auf der einen Seite, der gierige Mann auf der anderen. Und wir wissen alle, wie es endet. Sprachlich war der Roman nicht so mächtig, wie ich erwartet habe, vielmehr ruhig, sanft, gleichmütig, durchaus schön. Ich habe „Strega“ gern gelesen, und ich fand alles daran überaus erwartbar und vorhersehbar, kein neuer Gedanke, das erschien mir schade, aber vielleicht liegt das auch einfach an meiner Übersättigung. Es ist wahnsinnig schwer geworden, mich zu überraschen, und Johanne Lykke Holm ist es auf jeden Fall nicht gelungen. Trotzdem ein besonderes, sehr eigenes, melodisches Buch.
„Warum haben wir die Männer mitgenommen, was wissen sie schon vom Tod?“