„Es braucht Zeit, sich zu entlieben“
Die namenlose Ich-Erzählerin ist frisch getrennt und mittendrin im Chaos der Emotionen: Sehnsucht und Wehmut, Hass und Zorn, alles zusammengebündelt von dieser unglaublichen Verletztheit. Wie kommt sie da wieder raus? Es erscheint unmöglich. Sie trifft sich mit anderen Männern, um sich abzulenken vom Schmerz, um ihren Körper zu spüren und den einen, der ihr wehgetan hat, zu vergessen. Das funktioniert manchmal so semi und dann wieder gar nicht. Sie trinkt und rauft, sie liest und weint. Sie versucht, sich selbst rauszuziehen aus dem Sumpf. Und irgendwann kommt der Moment, in dem die Traurigkeit ein wenig leichter wird und vielleicht sogar verschwindet, schließlich geht das Leben weiter, nicht wahr, das macht das Leben ja grad so kompliziert.
Olivia Kuderewski hat einen schnoddrig-rotzigen Liebeskummerroman geschrieben, dem ich Allgemeingültigkeit attestiere. Es beißt und blutet und schneidet einem mitten ins Herz, man kann sich diesem Buch nicht entziehen, von Anfang an steckt man gemeinsam mit der Protagonistin in der Scheiße. Wir haben uns alle schon so gefühlt, und mögen die Details auch unterschiedlich gewesen sein, so hat die Verzweiflung am Ende einer Beziehung etwas Universelles. Es ist der Autorin ausgesprochen gut gelungen, das einzufangen, Worte zu finden für die Leere, die Einsamkeit, die Panik und den Verlust. Es geht um Sex und Körperlichkeit, um Vertrauen und Loslassen, um Eifersucht und Loslassen, kurz: Es geht um das Leben. Das ist nachvollziehbar geschrieben, sehr authentisch, roh, oft witzig, dann wieder sehr bitter. Ein großartiges Buch – auf für jene, die gerade keinen Liebeskummer haben.