Bücherwurmloch

Tahmima Anam: Unser Plan für die Welt

„Das ist die Welt, in der wir leben“

Asha Ray ist Doktorandin am MIT und hat Ideen für die Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz, die zu fortschrittlich sind für die Uni. Sie möchte eine App entwickeln, die für Menschen, die nicht religiös sind, einen Religionsersatz bietet, indem sie individuell zugeschnittene Rituale erstellt. Als sie Cyrus wiedertrifft, in den sie zu Highschool-Zeiten verschossen war, ohne dass er sie je bemerkt hätte, wird aus der Begegnung eine in jeder Hinsicht gute Zusammenarbeit: Die beiden verlieben sich, heiraten auf der Stelle, Asha gibt ihr Doktorat auf und sie ziehen mit Cyrus‘ bestem Freund Jules nach New York. Dort haben sie einen Platz in einem begehrten Coworking Space bekommen, in dem junge Start-ups gefördert werden. Während Asha die App programmiert, kümmert sich Jules, der aus einer reichen Familie stammt, um die Finanzierung, und Cyrus stellt sein Wissen über Weltreligionen, Zeremonien und den menschlichen Geist zur Verfügung. Die Idee hat Erfolg, doch je mehr Cyrus zu einer Art modernem Messias wird, desto heftiger werden die Konflikte innerhalb des Trios, das ursprünglich geschworen hatte, niemals ihre Seelen zu verkaufen.

Vordergründig ist „Unser Plan für die Welt“ ein heiter-klamaukiges Buch über das Internet und seine Dynamik, im Kern ist es eine harsche Kritik am Umgang mit Frauen in der Tech Industry. Ich-Erzählerin Asha ist das Herz des Romans und das Hirn der Erfindung, aber sie wird von allen an den Rand gedrängt und lässt das mit sich geschehen. Es dauert lange, bis sie aufbegehrt, und als sie es tut, bricht das Kartenhaus, das sie mit ihrem Mann und seinem Freund aufgebaut hat, zusammen, weil es darauf beruht hat, dass sie weiterhin lächeln und schweigen würde. Vieles an der Handlung wirkt überspitzt und aufgesetzt, ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass es hinter den Kulissen erfolgreicher Start-ups exakt so abläuft, und ich kenne genug Digitalagenturen von innen, um zu sehen, dass Tahmima Anam, die zudem die Mikroaggressionen gegen nicht-weiße Menschen thematisiert, die Wirklichkeit gut getroffen hat. Ein Roman, der an der Oberfläche unterhalten kann und soll, dabei aber Denkanstöße gibt, denen zu folgen sich lohnt.

Unser Plan für die Welt von Tahmima Anam ist erschienen bei Hoffmann und Campe.

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