„Motherhood could make some women whitewash anything“
Durch einen Zufall bin ich auf dieses Buch von Hilma Wolitzer aufmerksam geworden und habe es – wie schon Send Nudes von Saba Sams – allein aufgrund des Titels gekauft. Die Autorin kannte ich nicht, und erst ihre Kurzbio hat mir Aufschluss gegeben, dass sie die Mutter einer Schriftstellerin ist, die hierzulande vermutlich bekannter ist: Meg Wolitzer (mit deren Romanen, ich gestehe es, ich wenig anfangen kann). Auf dem dazugehörigen Foto hat Hilma graues Haar, sie ist mittlerweile 92 Jahre alt. Die in diesem gelben Band mit der Handgranatenzitrone versammelten Kurzgeschichten wurden alle zwischen 1966 und 1987 veröffentlicht, beispielsweise im Esquire oder in der Saturday Evening Post. Die letzte Geschichte stammt aus dem Jahr 2020 und greift zwei Figuren wieder auf, von denen einige der Storys handeln, wie eine Art Weiterführung bzw. Abschluss.
„The worst thing, she was certain, was not human misery, but its nakedness.“
Was mich fasziniert an dem, was Frauen vor Jahrzehnten geschrieben haben: dass die Themen sich nicht geändert haben, dass sie aktuell geblieben sind. In der titelgebenden Geschichte beispielsweise geht es im Kern um Mental Load: Da steht eine Frau im Supermarkt und kann vor lauter Überlastung nicht mehr weiter. Die anderen Storys handeln von Schwangersein und Mutterschaft, von Sexlosigkeit und den Erwartungen an Frauen. Sie sind gewitzt, frech, ein bisschen aufmüpfig, manchmal ein wenig gruselig und dabei stets überaus schlau. Sie bringen mich mehrmals zum Schmunzeln, vor allem eine Geschichte hat es mir angetan: Ein „sex maniac“ treibt dabei sein Unwesen in einem großen Haus mit vielen Wohnungen, und die Ich-Erzählerin flüchtet nicht, wie die anderen Hausfrauen, vor ihm, sondern hofft, ihm zu begegnen, denn es war „a long asexual winter“. Nicht alle Storys haben mich begeistert, aber insgesamt hatte ich viel Spaß mit Hilma Wolitzers originellen Einfällen und scharfen Beobachtungen sowie den smarten Frauenfiguren, die den Männern stets überlegen sind. Pretty hot für die 60er und 70er!
„Fuck love, I thought.“