„Manchmal fragte ich mich, ob es Männern schwerer fiel, glücklich zu sein“
Allie ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Ghostwriterin. Nachdem sie einen Auftrag verliert, weil der Mann, für den sie hätte schreiben sollen, wegen sexueller Belästigung angeklagt wird, braucht sie dringend Geld. Sie ist also erleichtert, dass sie die Memoiren der aufstrebenden Politikerin Lana verfassen darf, die sich als Aktivistin für die Rechte der Frauen einsetzt und selbst einen dreizehnjährigen Sohn hat. Doch schnell stellt sich heraus, dass es mehr als mühsam sein wird, dieses Buch zu schreiben: Lana gibt absolut keine Informationen preis, meldet sich oft wochenlang nicht – und Allie sitzt zum einen der Verlag im Nacken, zum anderen ist die Betreuungssituation ihres Sohnes problematisch. Schließlich fordert Lana die Ghostwriterin auf, einfach etwas zu finden bzw. aus ihrem eigenen Leben zu erzählen.
Interessanterweise habe ich selbst mehrere Bücher als Ghostwriterin verfasst und kenne das Problem, dass diejenigen, deren Name auf dem Cover stehen wird, keinerlei Input geben. Das war auch der einzige Grund, warum ich dieses Buch gelesen habe, weil ich wissen wollte, wie die Geschichte sich entwickelt – der Stil dagegen hat mich schon nach wenigen Seiten genervt. Er ist betont flapsig, unbekümmert, die Emotionen, von denen es genügend gäbe, kommen nicht rüber, Allie blieb für mich unzugänglich, obwohl sie aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Themen sind durchaus relevant, es geht um die prekären Lebensumstände alleinerziehender Mütter, um fehlende Kinderbetreuung und Krankenversicherung, um die Ausbeutung von Freiberuflern und die Scheinheiligkeit der Politik. Wie Allie schlussendlich verraten wird, ist logisch und deshalb auch vorhersehbar. So kämpferisch sie sich in ihren Gedanken gibt, so passiv bleibt sie am Ende. Die Heldin der Geschichte ist ein chaotisches Buch, das ein Augenmerk auf die gewaltigen Probleme legt, mit denen selbstständige Mütter konfrontiert sind – und damit konnte ich mich sehr identifizieren –, das mich aber weder durch die Schreibweise noch durch den Plot überzeugen konnte. Schade!
Die Heldin der Geschichte von Heidi Pitlor ist erschienen bei Eichborn.