„Eine Mutter ist etwas Schmerzliches. Sie ist Wunde und Narbe“
„Wir sind eine Gemeinschaft von Fischen, wir leben mit dem Klang des Wassers.“ Auf dem Fluss sind sie unterwegs: die Ich-Erzählerin und der Junge. Sie ist weiß und er ist schwarz, sie hat ihn nicht geboren und ist dennoch seine Mutter. Er wurde ihr gebracht, sie hat ihr Leben auf den Kopf gestellt, um für ihn zu sorgen. Nun sind sie unterwegs, weil seine schwarze Mutter ihn sehen will. Es wird viele Tage dauern, auf dem Fluss zu reisen, sie werden zu einer Gemeinschaft dabei, sie sehen Gefahr und den Tod, sie erleben Zusammenhalt und Zuneigung.
„Die Zöpfe verbinden die Frau, die die Haare trägt, mit der, die sie ihr flicht, auf eine intime, komplizenhafte Weise.“
Dies ist ein poetisches, sprachmächtiges Buch über Mutterschaft und die Kraft der Natur, über Verlust und Trauer, über langsames Reisen und Wasser.
„Der Fluss ist Zeuge von Klagen und Blut, Geburten und Toden, Fortgehen und Ankommen. Die Flüsse von Chocó, eine andere Form, Erde zu bewohnen: die Kanus sind auch Häuser, Arbeitsplätze und Verstecke.“
Lorena Salazar erzählt eindringlich von Zufallsbegegnungen und Verbindungen, sie beschwört eine Welt herauf, die mir in all ihren Einzelheiten – wie gesprochen wird, was gegessen wird, wie miteinander umgegangen wird – fremd ist. Heiß und stickig ist es, schwül, nass vom Regen, und über allem schwebt die Angst der Ich-Erzählerin, den Jungen, den ihr das Schicksal geschenkt hat, zu verlieren. Die Autorin, 1992 in Kolumbien geboren, findet dabei bestechend schöne Bilder für die widersprüchlichen Gefühle, die Mutterschaft mit sich bringt.
„Mama sein – so tun, als ob du die Angst besiegst und bei den Spielen verlierst.“
Ich habe den schmalen Roman mit dem mystischen Titel wie berauscht gelesen, fand ihn elegant, exotisch und interessant. Lange habe ich nicht mehr so viele Sätze markiert. Das Ende hat mich geschockt, und doch lag vermutlich auch die Brutalität die ganze Zeit über bereits in der Luft.
„Wir werden nie wiedergutmachen können, was das schwarze Volk erlitten hat.“
Ein wunderbares, sehr besonderes Buch.
„Ma, tut es dir nicht weh, so weiß zu sein? Du siehst aus wie ein Fisch von innen.“
Der hat mich größtenteils auch überzeugt. Erzählerisch und sprachlich sehr dicht. Der Schluss allerdings, so sehr er aus der gesellschaftlichen Situation plausibel sein mag, kommt mMn im Text zu unvermittelt, er erinnert an dieses GRR-Martin Meme “… and then they all died. The End.”
Hahaha danke für den Lacher! Das stimmt absolut. Ich fand es unnötig?