„Solange man am Leben ist, ist es noch nicht vorbei“
Nach dem Erfolg von „Im Westen nichts Neues“ ist Erich Maria Remarque ein über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannter Schriftsteller: verheiratet mit einer Schönheit, der Liebhaber von Frauen wie Marlene Dietrich und Greta Garbo, ein Mann, der schnelle Autos, ein schnittiges Gesicht und eine Villa in der Schweiz besitzt. Dorthin flüchtet er, als Hitler die Macht ergreift, denn mit seinen pazifistischen Romanen, in denen er das Elend des Krieges zeigt, wie es ist, steht er bei den Nazis ganz oben auf der Liste: Seine Bücher werden 1933 öffentlich verbrannt.
„Angst ist ein Gefallen, den ich den Nazis nicht erweisen werde.“
Während sich in seiner Heimat die Lage zuspitzt, Österreich annektiert wird und die Deportationen beginnen, arbeitet Remarque in Ascona an seinem Roman „Drei Kameraden“, der 1938 erscheinen würde, trinkt zu viel und schläft zu wenig, macht sich Gedanken und kann sich nie sicher sein, ob er nicht doch in Gefahr ist: Auch in die Exilgemeinde im beschaulichen Ascona schleichen sich Nazi-Spitzel, und es gibt Tote.
„Mit der Dauerhaftigkeit ist das so eine Sache, sagte sie, man weiß es immer erst im Nachhinein.“
Edgar Rai hat sich für seinen Roman „Im Licht der Zeit“ mit Marlene Dietrich beschäftigt, ist über sie auf Erich Maria Remarque gestoßen und hat anschließend auch über diesen unvergessenen deutschen Schriftsteller geschrieben. Zuerst habe ich gedacht: Uff, Nazis und alte weiße Männer, halleluja, aber dann hat Edgar Rai mich schon nach wenigen Seiten völlig eingelullt. Überraschend begeistert hab ich diesen Auszug aus dem Leben eines Mannes gelesen, über den ich wenig wusste, denn abseits von der Lektüre von „Im Westen nichts Neues“ habe ich mich nie mit Remarque beschäftigt. Er war offenbar ein Weiberer, dem Statussymbole und Erfolg wichtig waren, der hitzige, mit viel Drama beladene Beziehungen zu Frauen führte. Dass er sich gegen die Nazis stellt, ist – zumindest im Buch – eher der Tatsache geschuldet, dass sie sich gegen ihn stellen, er ist nicht aus freien Stücken oder wegen seiner politischen Gesinnung in den Widerstand gegangen. Wild ist auch, wie gut es den Menschen in Ascona geht, wie sie baden und Erdbeeren essen, während in Deutschland der Terror um sich greift. Das macht das Buch so vielschichtig und gut. Zudem fasziniert es mich immer sehr, wenn sich jemand einer Person annimmt, die tatsächlich existiert hat – und ihr in einem Roman eine Stimme gibt. Edgar Rai hat das im vorliegenden Fall auf jeden Fall sehr gut gemacht.
„Dieses ewige Wissenmüssen war der Menschheit schon immer mehr Fluch als Segen gewesen.“
Ascona von Edgar Rai ist erschienen im Piper Verlag.
Hallo Mareike,
das hört sich nach einem wirklich guten Buch an. Ich freue mich, ein neues entdeckt zu haben, dass ich mir notieren kann.
Liebe Grüße,
Zeilentänzerin
Du musst mir dann berichten!