„Allzu oft widmen sich farbgeschichtliche Studien nur der jüngsten Vergangenheit und nur künstlerischen Belangen“
Kassia St Clair macht es anders. Als die Journalistin und Kolumnistin für ihre Dissertation über Kleidungsstücke recherchierte, entdeckte sie eine Art ersten Modekatalog und zahlreiche ausgefeilte Farbbeschreibungen. Sie war davon so begeistert, dass sie anfing, sich mehr und mehr mit der Welt der Farben zu beschäftigen. Das Ergebnis ist ein großartig aufbereitetes, umfassendes und sehr interessantes Werk. Von Isabellfarben und Russet über Fuchsrot und Ultramarin bis hin zu Auripigment und Neonpink: Zu jeder dieser Farben – manche kennen wir, manche nicht – erzählt die Autorin viel Wissenswertes. Woher kommt der Name? Wann wurde diese Farbe zum ersten Mal erwähnt? Hat man damit gemalt oder Kleidung gefärbt, wie wurde sie hergestellt? Existiert sie noch oder ist sie dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen?
Da gibt es Geschichten von Gift und Meeresschnecken, von Gefängniswänden, deren Farbe die Insassen schwächt, Geschichten über weltberühmte Maler, kleine und große Skandale und die Geheimnisse der Kunstwelt. Jeder Farbe sind etwa drei Seiten gewidmet, und man kann sie wunderbar immer mal wieder zwischendurch lesen. Es ist faszinierend, was die Menschen teilweise auf sich genommen haben, um sich in eine bestimmte Farbe zu kleiden, ihrer habhaft zu werden, sie zu besitzen. Da ging es oft um Macht und um viel Geld. Auf leichte, gut verständliche Art fasst Kassia St Clair zusammen, was sie herausgefunden hat, und versammelt Informationen, die mehr oder weniger verloren waren, setzt ihnen ein Denkmal, bringt sie noch einmal zum Glänzen – all diese wunderschönen Farben.