Bücherwurmloch

Sebastian Janata: Die Ambassadorin

„Immer wieder interessant, wie sehr man etwas vermissen kann, das man, solange es da war, für selbstverständlich gehalten hat“
Onkel Beppo ist tot, und er war für Hugo sowas wie ein Großvater – allerdings ohne verwandt zu sein. Zur Beerdigung reist Hugo deshalb zurück in die burgenländische Provinz, wo er herkommt, und sofort überschlagen sich die Ereignisse: Zwei merkwürdige Frauen fragen ihn nach einer antiken Flinte, weil sie glauben, dass er wüsste, wo Onkel Beppo sie versteckt hat, Hugo wacht in fremden Klamotten und mit Gedächtnislücken auf, wird verprügelt, versucht, sich an früher zu erinnern, und wird immer nur noch verwirrter. Was hat es mit dem Geheimnis auf sich, von dem der Pfarrer spricht? Warum sagt ihm niemand die Wahrheit über Onkel Beppo? Wieso haben die geheimnisvollen Frauen so viel Geld? Und sind sie wirklich gefährlich?

Sebastian Janata, Teil der österreichischen Band Ja, Panik, hat einen kurios-aufregenden Debütroman geschrieben, der mich sofort eingesaugt hat: Die ersten 150 Seiten habe ich ohne Pause durchgesuchtet, obwohl ich anfangs eigentlich „nur mal kurz reinlesen“ wollte. So weit, so gut, die absurden Ereignisse, das typisch österreichische Setting, die absonderlichen Figuren hatten es mir angetan, und ich bin der Geschichte sehr gern gefolgt. Sie ist witzig, originell, verblüffend und vor allem: anders. Anders als die Mainstream-Storys, die wir alle zur Genüge kennen, mit Biss, Einfallsreichtum und Schmäh. Im letzten Drittel verliert das Buch für mich ein wenig an Kraft, und das Ende kommt recht hingenudelt daher: Das war mir zu abrupt. Hinterher hatte ich noch mehr Fragen als vorher, und da hätte ich ihn gern angerufen, den Janata, um ihn zu fragen, was das bitte alles soll. Ich hätte da gern noch 50 Seiten mehr gehabt, und das wiederum ist ja eigentlich ein Kompliment an ihn und an dieses Buch.

Die Ambassadorin von Sebastian Janata ist erschienen bei Rowohlt.

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