„Ja, wir sitzen auf diesem Planeten fest, und wir werden ihn nicht lebendig verlassen“
Amisa, Ponti, Xiaofang – das sind die Namen einer einzigen Person: Szus Mutter. Als Xiaofang aufgewachsen, hat sie mit großer Schönheit auf sich aufmerksam gemacht und später als Amisa eine Schauspielkarriere gestartet. Doch es blieb bei einer einzigen Rolle: In drei Teilen eines Horrorfilms spielte sie Ponti. Der Film wurde in Singapur nicht gezeigt, bis heute ist er eine Art Geheimtipp und nicht einmal auf Video erhältlich. Das hindert die 16-jährige Szu aber nicht daran, so zu tun, als sei ihre Mutter ein großer Star. Sie selbst ist in der Schule eine Außenseiterin mit einer einzigen Freundin namens Circe, über die ihre Tante sagt:
„Hör auf, so viel Zeit mit deiner Freundin zu verbringen. Sie ist ein verwöhntes Mädchen mit einer schwachen Seele.“
Die Freundschaft zwischen den beiden steht, wie jede Teenager-Beziehung, auf unsicheren Beinen, wird bestimmt von Nähe und Anziehung sowie von Verletzungen und Manipulation.
„Es ist so viel schwieriger, seine einzige Freundin auf der Welt zu verabscheuen, wenn 1.) es sich so anfühlt, als ob man entweder das einzige Gericht auf der Speisekarte nehmen oder hungern muss; 2.) ihre Gehässigkeit so schnell kommt und geht wie ein Ausschlag oder Fieber; 3.) die Erinnerung an ihre Freundlichkeit noch so frisch ist, dass man geneigt ist, ihr zu verzeihen; 4.) ihre Kränkungen manchmal so beiläufig sind, dass ich mich frage, ob ich es mir vielleicht nur eingebildet habe und eigentlich ich die Fiese bin.“
17 Jahre später erzählt Circe aus ihrem Leben, das nicht unbedingt ein glückliches ist. Schließlich berichtet sie auch, dass sie einst mit Szu befreundet war und deren Mutter seltsam fand. Wieso die Freundschaft endete, wird nicht so richtig klar. Und auch sonst bleibt in diesem Buch einiges schwammig.
Schöne Monster ist ein Roman, der von seiner fremdartigen, klebrigen Atmosphäre lebt. Eine Jugendliche, deren Mutter in trashigen Horrorfilmen mitgespielt hat, deren Tante sich als Medium ausgibt, Singapurs Hitze, Vernachlässigung und fehlende Liebe: Das sind die Elemente, aus denen er sich zusammensetzt. Doch die Geschichte ist luftleer, Handlung gibt es so gut wie keine. Sharlene Teo – selbst in Singapur geboren – hat Figuren geschaffen, die mal mehr, mal weniger interessant sind. Die entscheidenden Fragen, die man sich im Lauf der Lektüre stellt, bleiben jedoch unbeantwortet, und so ist die Story eher unbefriedigend. Nichtsdestotrotz finde ich die Idee für das Buch großartig, und es hat einige wirklich lesenswerte Stellen. Was mir schlicht gefehlt hat, war der Knaller, auf den man die ganze Zeit wartet, die Auflösung, den entscheidenden Dreh.
Lieblingszitat:
„In Wahrheit ist meine Tante Yunxi halb Frau, halb Geige. Sie gibt hohe Töne von sich, ist dünn und steif wie ein Brett.“
Schöne Monster ist erschienen im Aufbau Verlag (ISBN 978-3-351-05073-3, 320 Seiten, 22 Euro).