Bücherwurmloch

David Whitehouse: Der Blumensammler

„Die schlimmen Erinnerungen brennen sich immer viel tiefer ein“
Peter Manyweathers hat kein aufregendes Leben, aber er hat eine Mission: Er möchte die Blumen finden, von denen er in einem geheimnisvollen Brief gelesen hat. Es sind seltene Blumen, manche von ihnen wurden kaum jemals gesichtet, andere blühen ungefähr so oft, wie ein Meteorit auf der Erde einschlägt. Und jetzt wäre Peter eigentlich nicht der Typ für Abenteuer, doch als er den – angenehmerweise recht reichen – Hens kennenlernt, stellt sich bald heraus: Auch Hens ist interessiert an den schönen Pflanzen. Und an den schönen Frauen, die er kennenzulernen plant. Er treibt Peter an, gemeinsam zu jenen weit entfernten Orten zu reisen, an denen die Blüten, für die er sich begeistert, vielleicht zu finden sind. Doch nicht nur die beiden erleben dabei allerlei Merkwürdiges: Dreißig Jahre später hat Dove, dessen Leben ähnlich unspektakulär ist wie das von Peter, plötzlich seltsame Visionen. Von Blumen halluziniert er. Und von einem Mann, den er nie gesehen hat – und der ihm doch so bekannt vorkommt …

Unterhaltung auf hohem Niveau: Das ist Der Blumensammler von David Whitehouse. Ein feines, stringent erzähltes und vor allem wunderbar originelles Buch, das einen interessanten Einblick in die Flora dieser Welt gibt – und das Ganze mit einem Hauch Magie würzt. Wer hat je von der mysteriösen Udambara gehört? Oder von der bezaubernden Lichtnelke? Wer weiß, wo sie wachsen? Manche Blumen recken sich in unwegsamem Gelände der Sonne entgegen, andere blühen nur für einen winzig kurzen Moment. David Whitehouse hat ihnen eine Ode gewidmet, hat ihnen eine kleine Hymne geschrieben, und das ist schön. Es ist verträumt, ein bisschen romantisch, minimal kitschig und maximal gut zu lesen. Um mitzuschwimmen in dem Sog, den der junge englische Autor erzeugt, muss man sich einlassen auf die Verrücktheiten dieses Buchs. Auf die Ideen, die so einzigartig sind wie die beschriebenen Blumen. Auf die Erklärungen am Ende, die – näher betrachtet – vielleicht gar nicht so viel Sinn machen, die aber – wenn man wohlwollend bleibt – zum Schmunzeln anregen und einen Kreis ergeben. Dieses Buch ist genau das, was man in die Hand nehmen sollte, wenn man sich etwas Durchdachtes, Neues, Spannendes und Unterhaltsames wünscht. Es erzählt von Erinnerungen und magischen Verbindungen, von duftenden Blüten und dem Schönsten, was es auf dieser Welt zu finden gibt: der Liebe.

Das ist ja das Problem bei Erinnerungen. Man kann sie sich nicht aussuchen. Wenn man sich nur an das erinnern würde, an das man sich auch erinnern möchte, dann gäbe es keine gebrochenen Herzen.

Der Blumensammlervon David Whitehouse ist erschienen bei Klett-Cotta (ISBN 978-3-608-50373-9, 346 Seiten, 20 Euro).

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