Liest du noch oder switcht du schon?
Hätte man mich vor zehn Jahren gefragt, hätte ich gesagt, dass ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin. Doch dann hab ich Kinder bekommen, und es hat sich herausgestellt: Das ist nicht wahr. Ich bin unendlich geduldig. Ich kann 67 Mal „Bitte zieh dich an“ sagen und immer noch freundlich bleiben, ich kann 36 Mal hintereinander das Titellied von Frozen ertragen, ohne auszurasten, ich beantworte absurde Warum-Fragen, ich höre zu, ich koche Lieblingsspeisen, die dann an dem Tag doch keiner mag, ich wache in Fiebernächten an den Betten, wieder und wieder. Sicher flippe ich ab und zu auch aus und schreie rum, aber es dauert erstaunlich lange, bis das passiert.
Hätte man mich vor zehn Jahren gefragt, hätte ich gesagt, dass ich ein sehr geduldiger Leser bin. Was habe ich die dicken Schinken geliebt! Die Schmöker, die ausufernden Geschichten. Ich habe nie ein Buch abgebrochen, ich hab mich durchgebissen, auch wenn es mir nicht gefiel. Ich hatte ja Zeit, ich hab studiert und nebenbei gearbeitet, aber die Abende gehörten mir und die Wochenenden auch, ich wusste ja nicht, dass das später nie wieder so sein würde. Dass mich später beim Anblick der vielen Instagram-Posts mit Captions wie „Endlich Lesezeit“ oder „So gemütlich, wenn es draußen regnet und ich drinnen im Bett lesen kann“ der Neid in den Nacken beißen würde, weil man mit Kindern kein Wochenende hat und Lesezeit auch kaum.
Jetzt ist alles umgekehrt. Ich bin zwar eine geduldige Mama, aber ein ungeduldiger Leser. So ungeduldig bin ich, dass ich mich im Moment frage, warum ich überhaupt noch lese. Hat das denn noch einen Sinn? Ehrlich, an einem solchen Punkt war ich noch nie, auch wenn das Thema für mich nicht neu ist und ich hier vor 1,5 Jahren schon mal drüber geschrieben habe. Ich finde 70 Prozent aller Bücher, die ich in die Hand nehme, langweilig. 20 Prozent sind okay. Und zehn Prozent reißen mich so richtig vom Hocker. Immer öfter breche ich Bücher ab. Ist es das alles wert? Vergeude ich da nicht Lebenszeit, die ich besser investieren könnte?
Diese Ungeduld hat fünf Gründe:
- Ich bin übersättigt. Manchmal denke ich, ich habe alles, was es gibt, schon mal gelesen. Das ist natürlich Blödsinn, vor allem wegen der zigtausend Neuerscheinungen jedes Jahr, aber es fühlt sich so an. Die meisten Settings und Konstellationen sind mir schon mal untergekommen, bei manchen Formulierungen kommt mir das Kotzen, so satt habe ich sie. Ja, das ist ein Luxusproblem. Eines, das mit den achtzig bis hundert Büchern, die ich jährlich lese, von Jahr zu Jahr schlimmer wird.
- Ich bin der schrecklichste Leser, den ein Buch haben kann, weil ich das auch beruflich mache: lesen und schreiben. Mein Anspruch ist zu hoch. Ein Bücherwurm bin ich seit 26 Jahren, eine freie Lektorin seit fast zwölf, und ich habe in meinem Leben schon Hunderte Bücher redigiert. Wenn ich dann lese, privat, zum Vergnügen, lässt sich die Stimme in meinem Hinterkopf nicht abstellen, die sagt: Da hätte man straffen können, das ist nicht ausbalanciert, das hätte man nicht auserzählen müssen … und so weiter. Was rein subjektiv und total unnötig ist, unsympathisch und verschroben, wer bin ich, meinen eigenen Maßstab an diese Romane anzulegen? Ein Buch kann und muss nicht perfekt sein, auch mein eigenes Buch ist alles andere als perfekt. Aber ich lasse einem Roman nichts mehr durchgehen, ich habe jegliche Geduld mit Unstimmigkeiten und Unsauberkeiten verloren, ich ertrage das alles nicht mehr. Ich bin wie ein Dauersingle mit dem Tinder-Syndrom, der sich nicht mehr festlegen kann und will, weil das alles den eigenen Ansprüchen nicht genügt, weil es da draußen sicher noch was Besseres gibt. Ein Supernerd bin ich, ein Grantler, und das ist mir selbst unerträglich, ich will nicht so sein. Nicht umsonst hab ich die letzten Bücher hier im Blog nur kurz angebraten, ich halte mein Gemotze schon selbst nicht mehr aus.
- Ich habe keine Zeit mehr. Mein Tag ist derart ausgefüllt, dass ich immer nur knapp am klassischen Berufstätige-Mutter-Burn-out vorbeischramme und bloß lachen kann, wenn Vorschläge kommen wie „Versuchen Sie es wenigstens mal mit zehn Minuten nur für sich“. Da hat ein Buch es schwer mit mir. Es muss mich packen und begeistern, damit ich die spärlichen Minuten, die ich fürs Lesen zusammenkratzen kann, in es investieren will. Wenn es das nicht tut, ist es raus.
- Ich weiß nicht mehr, wie man stillsitzt. Absurd, nicht wahr? Ich bin rastlos und ruhelos, ich stehe permanent unter Strom. Dass ich mal an einem Tag eine halbe Stunde auf der Couch sitze, das kommt nicht vor. Entweder arbeite ich, und dann schon mal zwölf Stunden am Stück, weil ich Deadlines einhalten muss und nicht jeden Tag zur Verfügung stehe, oder ich bin mit den Kindern unterwegs, kaufe ein, koche, räume auf, helfe bei der Hausübung, trage Wäscheberge ab und lese vor. Mir bleibt abends ein Zeitfenster von 1,5 bis zwei Stunden, bevor ich völlig erschöpft einschlafe. Nachts wecken die Kinder mich mehrmals, und oft bleibe ich dann wach, weil es in meinem Kopf rattert, was ich noch besorgen muss, was ich erledigen muss, wie es bei dem Roman, an dem ich schreibe, weitergehen könnte, welche Headlines ich für den Job morgen finden könnte, und dann muss ich um 6 Uhr aufstehen, auch am Wochenende. Ich bin deshalb ständig müde, eine Hürde, die ein Buch erst mal überwinden muss. Ich bin außerdem derart daran gewöhnt, dass Dutzende Multitasking-Tabs in meinem Kopf geöffnet sind, dass ich es kaum noch schaffe, nur eine einzige Sache zu machen, nämlich lesen. Tausend andere wichtige Dinge fallen mir dann ein, die ich organisieren muss, und mit meiner Konzentration ist es nicht weit her. Wie kann ein Buch derart viele Hindernisse aus dem Weg räumen, wie kann es so interessant, herausfordernd und spannend sein, dass ich ihm, und nur ihm meine Aufmerksamkeit schenke? Richtig. Das kann es nicht.
- Die Konkurrenz ist groß. Und damit meine ich nicht nur die ungelesenen Bücher, die mir vom Regal aus zurufen: Nimm mich, nimm mich, ich bin viel besser, versuch es mit mir! Weshalb ich neuerdings plötzlich andauernd drei, vier Titel parallel lese, was ich früher nie getan hätte. Ein paar Seiten, mhm aha, na gut, dann das nächste. Dieses Verhalten gefällt mir nicht, weil nur noch switche. Denn neben diesen „Konkurrenztiteln“ gibt es außerdem Netflix und sauviele Serien, die mir zuflüstern: Lass das anstrengende Lesen, wir berieseln dich, wir eröffnen dir neue Welten, wir sind originell und anders, komm schon. Jaha, und dann gibt es noch mein Handy, das irgendwo rumliegt und mich lockt mit: Guck doch mal, was deine Freunde so treiben, vielleicht hat jemand eine nette Story gemacht, oh, und du wolltest doch deiner Familie auf WhatsApp zurückschreiben … Die Möglichkeiten zur Ablenkung sind groß und permanent vorhanden. Ich lese immer noch viel, aber ich stelle auch an mir das fest, was ein Problem unserer Zeit zu sein scheint: Wir verweilen nicht mehr, wir hetzen weiter, greifen zum nächsten Buch/Film/Zeitvertreib. Ich will das nicht. Nur weiß ich grade nicht, wie ich es ändern kann.
Die eigentliche Frage lautet also nicht unbedingt: Habe ich das Lesen verlernt?, sondern vielmehr: Habe ich das genussvolle Lesen verlernt, das ruhige, langsame Lesen, habe ich verlernt, mich einem Buch voll und ganz zu widmen, ihm – und nur ihm – meine Aufmerksamkeit zu schenken und zwar so viel davon, wie es eben braucht? Ja. Definitiv. Ich muss gestehen, dass ich schon lange nicht mehr bzw. nur noch sehr selten auf diese Art lese – nur dann, wenn ein Buch mich richtig packt. Das Buch, bei dem das zuletzt der Fall war, habe ich Anfang November gelesen. Seither habe ich mich wieder durch einen Haufen Romane gelangweilt, manche waren okay, andere haben mich genervt, angerührt hat mich kaum eins, und wir reden immerhin von 24 Büchern. Das ist ätzend. Sehr, sehr ätzend.
Und was tue ich jetzt? Weitersuchen, mich durch all die öde Lektüre quälen auf der Suche nach den wenigen Perlen, die mir kurze Momente der Freude bereiten? Mir selbst klare Regeln auferlegen, an welchen Tagen ich lese, wann ich eine Serie schaue und wann ich das Handy in die Hand nehme? Keine Rezensionsexemplare mehr anfordern, damit ich wenigstens nicht mehr unter dem Druck stehe, etwas zu all diesen Büchern schreiben zu müssen? Einfach warten, bis meine Kinder größer sind und als Teenager grummelnd in ihren Zimmern verschwinden, sodass ich wieder viel Lesezeit habe? Mir selbst Hoffnung machen, dass das jetzt eben die stressigste Phase meines Lebens ist, weil die Kinder klein sind, dass es nie wieder so anstrengend sein wird wie in diesen Jahren? Letztlich wird es wohl eine Kombination aus allem, denn irgendeine Lösung für dieses Dilemma muss ich finden. Lesepausen hab ich schon einige eingelegt, das hat nicht geholfen. Aber das Lesen ganz aufgeben, das kann ich nicht.
Außer dem selber schreiben und regidieren kommt mir alles seltsam bekannt vor. Ich lese zwar nicht die Mengen wie du, komme aber auch ständig in diesen Stress. Serie? Film? Musik? Buch? Eingeschlafen!
Und auch die Ansprüche steigen von Buch zu Buch. Ein Dilemma!
Und wie kommen wir da wieder raus?
Eigentlich nicht, aber man kann ja versuchen die Bücher mehr zu genießen, die einem noch etwas mitgeben.
Das tue ich.
Finde es ganz normal, das mit zunehmender Leseerfahrung die Form in den Mittelpunkt rückt. Denn so viele Inhalte gibt es ja gar nicht. Hat man erstmal 100 Bücher gelesen kennt man praktisch alle typischen modernen “Grundkonflikte”. Allein das könnte erklären, warum mit dem “Erwachsenwerden” der Kunstgeschmacks sich ändert. Mit 20 verlangt man vor allem nach Meinung, an der man sich reiben kann. Irgendwann geht das immergleiche Gemeine auf den Nerv. Und dann stellt man auch spätestens fest, dass 95 % aller Romane deutlich zu lang sind.
Die Kunstform schwankt zwischen ästhetischer Konsequenz und Anbiederung an das Bedürfniss zum Zeittotschlagen auch der gebildeteren Schichten . So akzeptieren Gelegenheitsleser eine Nachlässigkeit, die man einem musikalischen Werk zB nie durchgehen lassen würde (20 Stunden “Für Elise” samt 5-Stündigem Telefonbuchrap? – nicht mal Wagner hätte das gewagnert).
Meine Lösung: Öfter die Meisterwerke lesen, die man bereits identifiziert hat, sorgsam nach neuen suchen. Das Problem hat die Literatur, nicht die Leserin.
Achja: und Hörbücher. Hörbücher helfen…
Ein guter Tipp mti den Büchern, die man schon einmal sehr goutiert hat. Hörbücher hingegen funktionieren bei mir nicht, da schlaf ich meist ein.
Ich höre ja nicht im Bett, sondern im Auto, beim Sport, beim Aufräumen, bei geistloser Arbeit… wenn du allerdings auch dann einschläfst wäre es echt keine gute Idee 😉
Ich habe kein Auto, fahre viel Rad – da geht das nicht – und Öffentliche … ich finde es so angenehm, etwas vorgelesen zu bekommen, dass ich dann immer wegdöse … bei geistloser Arbeit … hmm, hab ich nicht so viel – da höre ich dann eher Musik. Im Bett zu hören, das wär gar keine Idee, aber ich habe immer das Gefühl, dass wenn ich ein Buch lese, ich aufmerksamer bin. Aber ich gebe zu, ein paar Hörbücher habe auch ich und die habe ich sehr genossen. LG
Ich hab Angst, dass ich sie dann nicht mehr mag. Und sie durch ein zweites Lesen sozusagen verliere.
Hmm, daran dachte ich gestern auch – ich habe das schon gemacht und es kann so oder so ausgehen, aber ich verstehe das gut.
Toller Kommentar!
danke 🙂
Ja, aber selbst wenn es normal ist: Ich vermisse meine alte Begeisterung. Das war schon schön.
Ja, kenne ich. Aber manches bekommt man nicht bzw selten zurück… Dieses krasse “alles ist neu / die Welt stürzt auf mich ein / was, so kann man schreiben” erlebt man wohl zwangsläufig seltener. Auf der anderen Seite wollte ich auch keinen Dostojewski mehr an die Wand schmeißen, weil mir seine Haltung nicht gefällt…
Hörbücher sind auch eine schöne Alternative, um Stoffe neu oder anders zu entdecken. Dem kann ich unumwunden zustimmen. Dazu muss aber die Erzählstimme passen, sonst geht es in die Hose.
Halte hören oder hörendes Lesen für moderne Literatur sogar für einen fast unerlässlichen Zusatzkanal. Der moderne Roman ist klanglich, aber auch in seiner Gesamtanlage stärker am musikalischen Großkunstwerk geschult als an traditionellen vorher-nachher Erzählungen. Die subtile Art und Weise, wie verschiedene Handlungsstränge miteinander verwebt sind, sich spiegeln und konterkarieren, verlangt sowohl nach dem klang als auch eigentlich zwingend nach mehrmaliger Lektüre. So wenig sich die Neunte Sinfonie nach einem Mal durchhören abhaken lässt, so wenig geht das mit kunstvoller Prosa. Allerdings, wer hat lesend Zeit dafür? Wer überwindet sich? Ein Meisterwerk ist eher dreimal gehört als zweimal gelesen. Moderne Literatur erobert sich viel der vormodernen Oralität zurück, allerdings nehmen das nur wenige Leser wahr, weil die Textmasse oft erst mal chaotisch wirkt.
Ich bin seit einiger Zeit dabei, diese Seite des Bücher erlesen für mich zu entdecken. Macht auf jeden Fall Spaß. Aktuelles Beispiel ist bei mir Murakami mit „1q84″, welches ich lesend nicht bracket konnte, aber von David Nathan lasse ich es mir gern vorlesen. Bin bei ca nem Fünftel und es ist für mich bisher hervorragender Hörgenuss.
1q84 wird hörend ertragbarer, aber nicht besser 😉
Das kann ich mir denken. Da es mein erster Murakami ist, kann ich noch unbedarft die guten Seiten darin entdecken. Das langatmige Erzählen hätte mich aber beim Lesen gestört, beim Hören passt es. Mal schauen, was da noch kommt.
Ich habe nach 1Q84 lang die Finger von ihm gelassen. Lese mich für mein Blog gerade quer durchs Werk & hab tatsächlich auch richtig gutes entdeckt. Ist manchmal als gäbs 2 Murakamis…
Bin gespannt, ob es mir genauso geht. Und auch wenn 1q84 eines seiner schlechteren sein soll, merkt man dem Buch doch an, was viele an ihm so mögen.
In meiner jetzigen Lebensphase habe ich absolut keine Zeit für Hörbücher. Ich bin auch nie allein und fahre keine langen Strecken mit dem Auto bzw. dann hören wir Kinderhörbücher.
Es gibt halt Phasen im Leben, da bleibt nur wenig Zeit zum Lesen. Zwischen 25 und 40 habe ich auch kaum gelesen und wenn, dann nur triviales Zeug. Also keine Sorge – es kommen auch wieder andere Zeiten.
Das tröstet mich. 🌟
Mich auch. 😊
Das hat tatsächlich etwas mit der Lebensphase zu tun, in der du dich gerade befindest. Sind die Kinder größer, hat man wieder mehr Zeit und kann das Lesen wieder genießen. Halte durch ❤
I will! 💪🏻
Ja, das stimmt, mit Kindern ist das alles nicht einfacher 😉
Liebe Mareike, ich kenne das alles genauso wie Du – auch wenn ich beruflich nicht so viel lese bzw. lesen muss. Aber es gibt diese Bücher noch, die einen überraschen. Pause machen ist bei mir das, was hilft. Und so ein bisschen Trash-lesen 😉 Aber das mag nicht jeder. Und die Bücher, die ware Klassiker sind, wie zum Beispiel Williams Stoner oder Harufs Lied der Weite – die mir zeigen, es muss nicht immer alles neu und großartig sein, im kleinen stillen kann ich mich runtertakten und das ist das eigentliche Problem: ich will zu viel in meine Zeit packen. Mit Kind – du hast zwei oder? – wird man super pragmatisch zum Multitasking gebracht. Als ich begriffen hatte, dass ich nicht alles gleichzeitig machen kann, weil ich es nicht muss, wollte ich es auch nicht mehr. Aber ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich hatte letztes Jahr ein paar Bücher, die mich sehr überrascht und eingefangen haben und teilweise waren es Jugenbücher. Sie haben mich zu allererst mit ihren Ihnalten gefangen genommen, die Sprache war fein, keine Frage, die Konzeption klug und das hat mich verblüfft. Also erwarte nicht zu viel von Dir, brich Bücher ab, die Du im Moment nicht lesen magst. Ich lasse manchmal Bücher, die ich angelesen habe und die mich nicht eingefangen haben, ewig liegen, nehme sie dann wieder in die Hand und schwupp, es klappt plötzlich. Aber wenn ich beruflich auch noch lesen würde … ich weiß nicht, dann würde ich wohl privat nicht mehr lesen. Wie damals im Studium … LG bis bald, Bri
Ich versuch’s mal mit symbolischen Zahlenspielchen: Auf dem Tisch liegen 100 Bücher. 60 davon fallen schon nach einem Blick auf Titel, Verlag und/oder Buchrücken weg. Weitere 20 nach dem Studium des Klappentextes und/oder der AutorInnen-Biografie. Bleiben 20. Nach dem Anlesen des ersten Satzes/Absatzes sind wieder 10 weg. Dann einfach mal mitten ins Buch springen, z.B. Page 99, anlesen, kurz nachdenken und, schwupps, sind wieder 5 aussortiert. Die verbliebenen 5 lese ich dann in der Regel gern zu Ende; es kommt aber auch vor, dass zwei von funf doch noch abgebrochen werden. Bleiben drei gute, lesenswerte, lesbare, qualitativ hochwertige Romane übrig. Die genieße ich, lese sie mit Mehrwert und habe “seltenst” ein schlechtes Gefühl dabei.
(Nur drüber schreiben kann ich nicht, nicht mehr, vielleicht nie wieder … aber das ist eine andere Geschichte.)
Kurzes Fazit: bei vielen habe ich den Eindruck, sie lesen, aus Angst/Panik, irgendwas zu verpassen, einfach zu viele mittelmäßige und schlechte Bücher; ärgern sich dann darüber und verlieren die Lust, die Energie, sich einfach nur auf die wenigen guten Romane zu stürzen. Vorauswahl ist machbar! (Just my 50 Cent.)
Bei mir landen doch gar nicht diese 100 – die Vorauswahl passiert schon vorher. Das, was du beschrieben hast, mache ich ja in der Buchhandlung bzw. in den Vorschauen. Im Regal stehen nur jene Bücher, in die ich meine Hoffnungen setze (oder die ich halt zugeschickt bekomme 😅). Und ich lese selten das, was grade JEDER hat – Panik, was zu verpassen, hab ich da nicht. Völlig wurscht.
Der Tisch war symbolisch: eh klar. Auch bei mir erfolgt Vorauswahl nach Sichtung der Vorschauen, der Büchertische in der Buchhandlung etc. … Und unverlangt zugeschickte Bücher lese ich NIE. — Klingt jetzt schnöde, aber einfach in weniger Bücher Hoffnung setzen und schon wird’s einfacher.
Ich vermisse trotzdem meine frühere Begeisterung.
Sie kommt wieder, lass ihr ein bisschen Zeit und Dir auch.
Klar, es ist die stressigste Phase deines Lebens. Doch ich glaube, die Ursache der Probleme liegt trotzdem eher in der professionellen Beschäftigung mit Texten. Ich hatte als alleinerziehende, studierende und arbeitende Mutter den Stress ebenfalls und doch habe ich mich gerade in dieser Zeit sehr in Bücher versenkt, wenn ich mal zum Lesen gekommen bin. Damals habe ich noch nicht selbst geschrieben.
Heute geht es mir wie dir. Die analytische Stimme ist nicht abzustellen, ganz egal, wie gelungen ein deutschsprachiges Buch auch ist. Und das ist auch schon mein Rezept: Wenn ich richtig versinken will, dann lese ich englische Bücher. Weil mein Sprachgefühl in dieser Fremdsprache wohl nie so präzise werden kann, dass ich gute Texte auf der sprachlichen Ebene kritisieren könnte.
Momentan: The Power von Naomi Alderman. Und ich kann es gar nicht erwarten, mich dem jetzt wieder zu widmen.
Witzigerweise hat mich soeben mal wieder ein Buch so richtig begeistert und aus meiner Leselethargie gerissen – und es war ein englisches!
Puh da wird mir nur vom Lesen schon schwindelig, wenn ich dein Tagesprogramm lese 🙁
Habe leider keinen Rat, aber hoffe, es wird Dir irgendwie gelingen wieder zur Ruhe zu kommen und mehr Zeit für Dich zu haben.
Alles Liebe!
Dabei wollte ich euch nicht mit dem langweilen, was ich WIRKLICH so mache, also hab ich die Hälfte weggelassen 😅
Noch eine Idee: Kürze suchen. Virginia Woolf sagt über ihr To the Lighthouse, dass sei einer dieser Texte, bei dem über viele Seiten jedes einzelne Wort genau an der richtigen Stelle stehe (stimmt!). Man sollte den Anspruch verallgemeinern: ein gelungenes Kunstwerk ist eines, von dem man nichts wegnehmen kann und nichts hinzutun muss und alles scheint als müss es so und nicht anders sein. Das ist umso schwerer zu realisieren, je ausschweifende ein Roman geschrieben ist. Wenn mich die Geschwätzigkeit moderner Prosadichtung mal wieder so richtig nervt gehe ich in die Bücherei und leihe mir nur Werke aus, die deutlich unter 200 Seiten bleiben (und bei denen ich der Klappentext anspricht) – da findet man das ein oder andere Kleinod und wenn nicht ist man wenigstens schnell durch…
Das ist eine ausgezeichnete Idee!
Ich merke auch, dass ich mit dem Älterwerden deutlich anspruchsvoller geworden bin. Nicht nur, was den Inhalt betrifft, sondern auch die Machart, wie der Autor an den Stoff herangeht, ob er es schafft, einem ausgelutschen Thema noch eine orginelle Seite abzugewinnen. Auch Logikfehler bemerkte ich recht schnell.
Dazu kommt, dass die Bücher wirklich schlechter geworden sind. Literatur, welche 15 Jahre + auf dem Buckel hat, gefällt mir tendenziell besser, leider werden viele Autoren nicht mehr auf Deutsch verlegt.
Und dann stimmt es natürlich, dass es viele Konkurrenzangebote gibt, wie Netflix usw.
Ok, verstanden, ich bin hier nicht erwünscht. Dein Blog fliegt dann aus meinem Reader, auch die Leseempfehlung für meine Leser werde ich zurücknehmen.
Wie bitte, wie kommst du auf die Idee, dass du hier nicht erwünscht bist? Ich komme gerade erst dazu, die ganzen Kommentare abzuarbeiten und hab auf deinen anderen auch schon geantwortet … hab ich dich irgendwie verärgert?
Ich habe nur gesehen, dass auf spätere Kommentare schon geantwortet wurde und dass meine noch auf Moderation stand.
Das war wohl eine Fehlinterpretation meinerseits.
Das tut mir leid. Meine App am Handy zeigt anscheinend nur manche Kommentare an – das ist mir gerade erst aufgefallen, als ich am PC online gegangen bin. Es war nicht Absicht!
Dann noch einmal Entschuldigung. Ich schreibe gerade einen Artikel auf meinem Hörbuchblog und antworte gleich ausführlich.
Kein Stress 🙂
Ja, findest du wirklich, dass die Bücher schlechter geworden sind?
Ich würde das etwas dialektischer fassen:
Die Professionalisierung des Literaturbetriebs hat zum Effekt, dass heute in wenigen Tagen soviel im Großen und Ganzen Gelungenes produziert wird wie vor hundert Jahren nicht in einer Dekade. Doch die Massenmärkte, auch jene für gehobene Literatur, tendieren zum kleinsten gemeinsamen Nenner ihres jeweiligen Publikums. Die alles transzendierende Schönheit wird der Literatur abgeschliffen.
Im Schnitt würde ich also eher einen Zuwachs an Qualität konstatieren. Aber das Außer-Gewöhnliche hat es tendenziell schwerer, wird, wenn, eher in den abgelegenen Nischen gedeihen.
Die Bücher werden auch viel schneller produziert mit extrem wenig Zeit für Qualitätskontrolle, das bekomme ich ja als freie Lektorin mit. Das war sogar vor zehn Jahren, als ich angefangen habe, noch anders. Wenn ich heute sage: Das Buch hat da und da noch Schwächen, man müsste nacharbeiten, interessiert das niemanden, weil es einen Drucktermin gibt, und sie hauen es einfach mit Fehlern auf den Markt.
*Ja, findest du wirklich, dass die Bücher schlechter geworden sind?*
Ich sehe das von der absolut unprofessionellen, gefühlsmäßigen Seiten, so viel sei vorrausgeschickt.
Natürlich ist 15-20 Jahren auch viel Mist produziert worden. Nur hat man damals auch eher mal Nischen eine Chance gegeben, z.B. anspruchsvollere Krimiliteratur.
Die Romane von Robert Goddard habe ich geliebt, er wird nicht mehr übersetzt. Es gab auch eine Autorin, Sarah Rayne heißt sie, der man auf dem deutschen Markt eine Chance gegeben hat. Eigentlich werden alle von mir geschätzten Autoren nicht mehr übersetzt, vielleicht, weil sie auf der einen Seite nicht brutal schreiben, auf der anderen ihre Werke ein gewisses Konzentrationsvermögen brauchen. (Wegen letzteren ist auf Englisch ausweichen auch keine Option für mich.)
Insgesamt habe ich an älteren Büchern durchaus mehr Spaß als an neueren.
Zum Glück bleiben die ja bestehen! Es kommt einfach SO VIEL nach. Und nicht unbedingt in überragender Qualität. Als freie Lektorin fällt mir auf, wie schnell produziert wird – ohne Rücksicht auf den Inhalt. Das ist natürlich schade und sorgt nicht für bessere Bücher …
Ja, ich habe auch den Eindruck, dass die Verlage fast nur noch über die Masse arbeiten und weniger über die Qualität.
Und wir leiden darunter 😉
Letztendlich leiden auch die Verlage, mehr Bücher bedeuten ja auch mehr Kosten und die Zahl der Leser stagniert oder ist rückläufig.
Ich bin inzwischen – und das sage ich als leidenschaftliche Leserin – soweit, dass ich lieber einen anspruchsvollen Film sehe als ein Buch lese. Bei der Literatur stimmt einfach in weiten Teilen die Qualität nicht mehr. Die Klappentexte lesen sich oft spannend, das Buch dann weniger.
Das kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe auch seit Kurzem Serien für mich entdeckt – da finde ich viele Stoffe wahnsinnig interessant, neu, originell, während ich bei Büchern das Gefühl habe: same old, same old.
… Was auch immer dir geraten wird, du solltest meiner Meinung nach auf jeden Fall aufpassen, dass du nicht eined Tages nicht nur am Burnout vorbei schrammst, sondern mitten rein rasselst! Ich bin ja richtig erschrocken unter wieviel Druck du dich nur wegen des Lesens setzt. Bücher und lesen sind toll, aber nicht das Leben.
Ich WILL ja lesen! Irgendwas muss doch auch FÜR MICH sein, ich tue doch sonst alles nur für andere.
Hey ,
ich kann dich so gut verstehen. Ein Thema, das ich in letzter Zeit häufig mit Freundinnen durchgekaut habe. Ich bin sicher nicht so eine kritische Leserin, lese ja auch andere Bücher, oftmals sicher leichtere Lektüre, aber mir ist trotzdem die Geduld abhanden gekommen.
Ständig habe ich das Gefühl sowieso zu wissen was kommt, wie aufgelöst werden wird etc Brauche ich für ein Buch mehr als 4 Tage, bin ich genervt.
Einen Tag nur lesen. Ohne “Mama!”, ohne vor Erschöpfung einzuschlafen, ohne mich ablenken zu lassen.
Ich sehne mich vermehrt danach meinen Alt-SuB abzubauen, aber gefühlt stehe ich – vor allem dank der sozialen Netzwerke – unter Neuerscheinungsdruck. Nicht ,weil ich aktuell sein will, sondern weil ich Angst habe etwas zu verpassen.
Ich versuche es mit ein paar Regeln. Spätestens 20.30 Uhr Handy aus, keine Serien beginnen, weniger Social Media und mittags eine Kaffe-/Teelänge lesen. Keine ultimative Lösung, aber ein bisschen hilft es. Allerdings frage ich mich auch häufig, ob ich mir nicht künstlich Stress mache. Mal schauen, wie es nach der Geburt von Kind Nr.2 weitergeht.
Lass dich nicht aus der Bahn werfen 😉
Liebe Grüße,
Nanni
Das verstehe ich absolut! Ich fühle mit dir. Und das mit Handy und Serien versuche ich auch, gleichzeitig habe ich aber am Abend endlich mal Zeit, in Ruhe Nachrichten zu beantworten oder bin eben auch neugierig auf Serien. Prioritäten setzen, weil zu wenig Freizeit? Ja … aber wenn doch dann die Geduld für die Bücher fehlt … es ist ein Dilemma 😉
Wem das Lesen keinen Spaß mehr macht, der sollte Abstand vom Lesen nehmen. Niemand sagt, dass man lesen muss. Nicht alles, was es zu Lesen gibt, passt zu jeder Stimmung, in der man sich gerade befindet. Lesen erfordert Aufmerksamkeit, obwohl man sich nach Entspannung sehnt.
Wer selber schreibt, und nebenbei liest, ist quasi noch im Job. Das Lesen fühlt sich dann, wie nach der Arbeit an, die man den ganzen Tag gemacht hat. Daher wäre es, als Schreiber, besser, etwas zu tun, das nichts mit Geschichten zu tun hat.
Das geht nicht. Ohne Lesen kann ich nicht leben.
Liebe Mariki, ich lese nicht mal mehr Ihren Blog weil ich genau weiss, dass ich die Romane eh nicht fertiglesen würde aus etwa denselben Gründen wie Sie.
Ich musste mein neues Leseverhalten (wenig, fast nur noch Geschichtsbücher, Biografien oder sogar nur die Tageszeitung) auch erstmal akzeptieren und lasse Romane seither links liegen.
Irgendwann werden die mich dann wohl auch wieder interessieren.
Für mich ist das natürlich einfacher als für Sie, ich lese nicht beruflich –
wünsche Ihnen alles Beste und besonders: gute Bücher in den Händen.
s
Hihi, auch wenn es schlecht für mich ist, kann ich das verstehen 😉 Aber ich finde auch immer mal wieder eine Perle, über die ich hier natürlich auch berichte. Vermissen Sie die Romane nicht?
Nein… Momentan lese ich gerade “Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur” – liest sich fast wie ein Roman, ist aber keiner. Genau das wird’s wohl sein…
Wünsche Ihnen auch viel Erfolg mit Ihrem Buch, da werd ich aber denn schon mal dreinschauen!
Grüsse, S
Dankeschön!
Job. Familie. Lesen. Bloggen. Einen Roman schreiben. Ich habe mich schon lange gefragt, wie Du das alles auf die Reihe bekommst. Bei mir ist das alles viel weniger und trotzdem kenne ich dieses ständige Auf-Sendung-Sein und das Man-könnte-ja-was-verpassen-Gefühl sehr gut. Eine Lösung? Gibt es nicht wirklich. Beim Lesen lege ich inzwischen das Smartphone in einen anderen Raum. Hörbücher funktionieren bei mir nicht, es gibt keine Tätigkeiten, bei denen ich sie nutzen könnte. Und nur hören ist mir zu langweilig. Tja, eigentlich habe ich keinen wirklichen Rat für Dich. Letztendlich gibt es viel zu viele Bücher, die man nicht lesen muss. Also abbrechen, abbrechen, abbrechen. Bis man eine der seltenen Perlen findet. Und diese Romanperle dann genießen.
Das hilft jetzt wahrscheinlich nicht wirklich weiter, oder?!!
Uwe, da muss ich Dir komplett Recht geben. Dieses Pensum ist echt viel und bei mir auch viel weniger. Und ja, es gibt die Romanperlen … auch da stimme ich Dir zu. Aber es wird schwerer, da kann ich Mareike auch sehr gut verstehen. Ich atte auch schon oft das Gefühl, zu – im fränkischen sagt man so schön generschig zu werden, zu wählerisch. Aber abbrechen ist absolut legitim.
Doch, genau so mache ich es eigentlich eh. Die Perlen werden halt einfach weniger, und das macht mich traurig. Ich bin wohl einfach zu kritisch geworden. Zu anspruchsvoll. Und zu abgelenkt, ja, das auch. Ich sollte es vermutlich auch akzeptieren – dass es zur jetzigen Lebensphase gehört, aber das fällt mir schwer. Ich reibe mich ziemlich auf, wie wahrscheinlich jede Mutter kleiner Kinder. Der neue Roman hat übrigens schon 180 Seiten 😉
Das ist doch schon eine gute Einstellung – es geht eben nicht alles wirklich immer gleichzeitig und es gibt, wie Tobias ja bereits schrieb Phasen, durch die muss man einfach durch. Und wenn Du selbst schreibst, dann ist viel anderes zu lesen – denke ich – einfach zu ablenkend. Also nicht traurig sein, kommt wieder. Fokus auf das eigene Werk, bin schon sehr auf das erste gespannt …
Hmm… Und wenn Du einfach eine leidenschaftliche Kritikerin mit großem Anspruch an die Literatur à la Ranicki wirst?
So nach dem Motto: “Und womit wollen Sie mich heute wieder langweilen?” Aber mit viel Hoffnung auf Neues, Großartiges?
Hahaha, das ist der beste Tipp ever!
Freut mich, dass ich Dich aufheiter konnte. ^^
ah! all mein mitgefühl – ich habe das ständig und verschenke stapelweise bücher, weils oft nicht klappt mit denen und mir. und bin nicht glücklich darüber. ne zeitlang hat krimis/trashlesen geholfen, aber auch das… ach!
was ich eigentlich sagen will: danke für den post und die kommentare! für mich heute schöner, runder, hilfreicher als irgendeine anregende buchbesprechung.
Das mache ich auch, ich breche Bücher ab und verschenke sie bzw. gebe sie der Bücherei, wo sie noch viele Leser finden. Und danke für den lieben Kommentar 🙂
Was ich da raten würde? Die Bücher in den Bücherschrank stellen oder mir schicken, denn seltsamerweise fühle ich mich von ihnen noch immer nicht überfordert, obwohl ich wahrscheinlich zehntausend habe und ein paar tausend davon nicht gelesen und es natürlich stimmt, daß alles alles schon geschrieben wurde.
Aber irgendwie schaffe ich es, obwohl ich ja schon bald fünfundsechzig werde, immer noch neugierig an sie heraunzugehen und sie langweilen mich auch nicht!
Die die ich nicht verstehe, wie beispielsweise den Arno Scmhidt https://literaturgefluester.wordpress.com/2011/09/16/kaff-auch-mare-crisium/, blättere ich schnell durch, denn ich bin eine zu Ende Leserin und frage mich nur, was hätten die Blogbusterjuroren mit seinen Mansukripten getan?
Entdecke immer wieder etwas Neues, wie beispielsweise vor kurzem Jon Fantes “Weg nach Los Angeles”https://literaturgefluester.wordpress.com/2018/01/06/der-weg-nach-los-angeles/. “Quälte” mich durch das “Buch der Zahlenhttps://literaturgefluester.wordpress.com/2018/01/27/buch-der-zahlen/” und denke nachher, ist das jetzt wirklich so großartig oder tut es nur so? “Quäle” mich auch ein bißchen durch die männlichen Midlifekrisisbücher, die zu Hauff auf den Buchpreislisten stehen, denke, will ich als Frau das lesen und frage wieder, was hätten die Blogbusterjuroren dazu gesagt?
Aber da rege ich mich ja auf und schreibeKommentare, daß die so streng sind und zu hohe Ansprüche haben solleb und wenn jemand nicht lesen will, soll er oder sie es lassen, denke ich, es gibt soviel anderes zu tun und, um sich abzulenken und sein Leben zu leben.
Allerdings fördert es die Konzentration und ich bin, fürchte ich, noch immer neugierig, auf das Buch, frage mich noch immer, was können, die anderen besser als ich? und denke gelegentlich auch, eigentlich sollte ich mehr schreibebn als so viel lesen, denn die anderen tun das bei mir ja auch nicht und schreibe dann bei der nächsten Rezensionsanfrage, wieder “Bitte schicken Sie es mir!” und lese jetzt wieder ein sehr sehr interessantes Buch über das ich demnöchst bloggen werde.
Also wieder mein Rat, schmeißen Sie die Bücher weg, wenn Sie sie nicht interessieren, sonst kommen Sie wahrscheinlich wirklich in ein Burn Out und das wäre ja sehr schade, denn Lesen ist doch eigentlich sehr schön, auch wenn das Buch dann nicht so ganz überzeugt und ich bin immer noch gespannt auf Ihr Buch und wieweit es mich überzeugen kann aber ich bin ja nicht so kritisch!
Toller Beitrag und absolut nachvollziehbar! Ich finde, wir müssen uns klar machen, dass es nicht schlimm ist, weniger zu lesen und Bücher abzubrechen. Ich breche knallhart alle möglichen Bücher, die ich beginne, ab, weil ich einfach denke: Das Leben ist zu kurz für mittelmäßig Literatur. Natürlich ist es schwer, die Bücher zu finden, die einen wirklich begeistern, vor allem, wenn man viel zu tun hat. Deshalb finde ich Buchblogs und Tipps von Freunden so wichtig. Als Buchbloggerin liebe ich natürlich das Lesen und trotzdem lese ich relativ wenig im Vergleich zu anderen Bloggern (nur ca. 1-2 Bücher pro Monat), denn wie toll es auch sein mag, sich in einem guten Buch zu verlieren, es gibt nun mal wirklich Wichtigeres als Lesen, z.B. Familie, Freunde, etc.
Da stimm ich dir absolut zu! Ich breche auch alle Bücher ab, mit denen ich nicht kann, oder lese sie quer, damit ich wenigstens weiß, worum es geht, und mich dazu äußern kann. Das Leben ist echt zu kurz für schlechte Bücher 😉
Hi Mareike,
hier kennt man das auch. Ich bin war bei weitem keine Expertin auf deinem Niveau, beobachte aber auch bei meinem Leseverhalten Ähnliches. Etwa, dass ich zu immer seichterer, kürzerer Literatur greife und die dann eher kursorisch lese – so, wie ich etwa auch eine Netflix-Serie “bingen” würde. Dazu braucht es für mich reißerische Plots und schnelle Erzähltempi, sonst würde ich nicht am Ball bleiben können (weil: oft nur wenige, unregelmäßige oder nur kurze Zeitfenster, in denen ich mich hinsetzen und lesen kann – und die von dir angesprochene Ungeduld kommt wohl auch hinzu. Vielleicht ein Henne-Ei-Problem?). Deswegen fliegen bei mir langsamere Bücher zum Genusslesen, Anspruchvolleres und Längeres immer stärker raus. Ich hoffe, dass das irgendwann besser wird – dabei hab ich nicht einmal Kinder!
Ich kann dich so gut verstehen! Aber schade ist es schon. Ich vermisse meine eigene Begeisterung. Als ich noch jung und unbedarft war und Schmöker geliebt hab – und vor allem Zeit hatte … wie singt unsere Nationalband so schön: Und i wea koid und imma köta 😉
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