„Intuition ist die Stimme für unsere Selbst-Bestimmung“
Ich habe schon lange kein Sachbuch mehr gelesen, und als mir dieses ins Haus flatterte, war ich sogleich sehr interessiert: Was hat es mit der menschlichen Intuition auf sich? Was ist sie eigentlich, ein Gefühl, ein Instinkt, wieso kann man sie nicht messen, sichtbar und begreifbar machen?
Céline von Knobelsdorff ist Beraterin, Coach und Trainerin und hat sich aus persönlichem Antrieb mit dem Thema Intuition auseinandergesetzt. Sie hat sich gefragt, woraus Intuition besteht, ob man sie lernen kann, warum sie funktioniert und weshalb so wenig Leute an sie glauben. Dieses Buch beschreibt sozusagen ihren Weg der Erkenntnis, ihre Recherche.
„Wer etwas beherrschen möchte, muss zunächst einmal sich selbst beherrschen“,
schreibt die Autorin, und überhaupt gibt es viele Sätze in diesem Buch, die ich mir unterstreiche, weil sie klug und prägnant sind, weil sie wichtige Gedanken auf den Punkt bringen.
„Wir können bis heute selbst instinktives Verhalten nicht bis ins Letzte logisch erklären, und doch profitieren wir vom Reich instinktiver Lebensformen für unsere eigene Weiterentwicklung. So vieles haben wir uns von der Natur abgeschaut, weil wir als denkende Wesen nicht darauf gekommen sind. Die Libelle als Vorlage für Hubschrauber, Termitenbau als Vorlage für klimatisierte Räume, Haihaut als Vorlage für Folien im Flugzeug- und Bootsbau (…). Wie hat es die Natur ohne Vernunft, ohne Forschung, ohne Analyse, ohne Denken geschafft, diese Wunder hervorzubringen? Alles nur zufällige Anpassung? Und wenn der Zufall zu einer solchen Perfektion mit beigetragen hat, warum nehmen wir ihn dann nicht viel ernster?“
Was ich an diesem Buch gut finde: dass es zum Nachdenken anregt. Dazu, sich zu fragen, wie man es eigentlich mit der eigenen Intuition hält. Ob man ihr vertraut und wenn nein, warum nicht, was für Erfahrungen man damit gemacht hat, wer einem eingeimpft hat, dass nur der Verstand seine Berechtigung hat, nicht aber der Instinkt?
„Ohne unsere Intuition sind wir steuerbare Hüllen, deren Denken und Fühlen von Trends und Angeboten befüllt werden. Ohne Intuition lassen wir uns leichter Bedürfnisse einreden, die wir weder hinterfragen, noch sie dahingehend überprüfen, inwiefern sie uns weiterbringen, gerade wenn sie mit dem Anschluss zur Massendynamik locken.“
Und ist es da nicht eigentlich logisch, dass uns eingeredet werden soll, dass Intuition nichts taugt, dass sie dumm ist, irrational, ja, dass sie gar nicht existiert?
„Wer Intuition verstehen möchte, der braucht in erster Linie eine kräftige Portion Mut, sich auf Erfahrungen und Erlebnisse einzulassen, die ihm zunächst vielleicht völlig unverständlich sind.“
Und ist das etwas, das man aufbringen will? Ich weiß es nicht – auch nach der Lektüre nicht. Denn ich glaube sehr wohl an die Intuition, absolut. An das, was wir Bauchgefühl nennen, eine Verbindung. Die Autorin zeigt, ohne ins Esoterische abzurutschen, was an Intuition gut und wichtig ist, und gibt am Ende Beispiele und Tipps, wie man ein intuitiver Mensch werden kann. Ein Ratgeber ist dieses Buch jedoch keiner – man lernt damit nicht, intuitiv zu werden. Deshalb steht für mich am Ende eine Erkenntnis, die ich eigentlich schon zuvor hatte und die die Lage perfekt auf den Punkt bringt:
„Dass Intuition mal funktioniert und mal nicht, liegt nicht an ihrem launenhaften Wesen, sondern an unserem unbeholfenen Umgang mit ihr.“
Intuition für Rationalisten. Mehr Wissen für Mutige von Céline von Knobelsdorff ist erschienen bei tredition (ISBN 978-3-7439-1723-1, 240 Seiten, 14,50 Euro).
Das klingt sehr spannend und nach einem Buch für mich. Danke für den Hinweis.
Oh, sehr gut! Folge deinem Bauchgefühl 😁