„Wir sind kurz vor dem Verfallsdatum, und deshalb wird jetzt noch einmal richtig gefeiert“
„Nun waren sie drei endgültig verschmolzen. Zu einem einzigen, aufrechten und stolzen Mittelfinger.“
Diese drei, das sind der arbeitslose Herr Kramer, die krebskranke Buttkies und die junge Studentin Jersey. Sie wohnen in einem „sanierungsbedürftigen“ Haus, einer absoluten Bruchbude, die „leergewohnt“ und abgerissen werden soll. Obwohl das Haus nicht mehr sehr wohnenswert sein kann, wollen die drei da nicht weg. Jeder von ihnen hat seine eigenen Schwierigkeiten, und sie können einander nicht ausstehen, aber um den Abbruch des Hauses zu verhindern, müssen sie sich zusammenraufen. Das ist jedoch einfacher gesagt als getan – ein Glück, dass das Haus das Problem schließlich einfach selbst löst.
Die junge Autorin Madeleine Prahs erzählt in ihrem zweiten Roman Die Letzten eine Geschichte, die in Ansätzen ganz witzig ist. Sie hat drei sehr klassische Figuren zusammengebracht: den Mittelalten, dem die Frau weggelaufen ist, weil er gar so langweilig ist, eine Alte, die sterben möchte und der eh schon alles egal ist, und die Junge mit der schweren Kindheit und dem leichten Drogenproblem. Wirklich interessant ist dagegen die außenstehende, alleswissende Erzählinstanz:
„Wenn nicht bald irgendwas passiert, was Gutes, ein Zauber vielleicht, ein Wunder, dann steuern wir hier auf ein Drama zu, und das wäre mir dann doch peinlich, weil ich mir eigentlich vorgenommen hatte, Ihnen eine Komödie zu erzählen.“
Aber: Komödie. Das ist halt so eine Sache mit dem Humor. Die Letzten ist gut geschrieben, mit einer netten Idee und liebenswerten Figuren, in die Tiefe geht’s auch ein bisschen, aber nicht viel, nur meinen Humor trifft’s nicht. Dazu ist es zu flach und bedient die Klischees zu sehr, statt mit ihnen zu spielen – allein der Einfall, der den drei Protagonisten kommt, um dem Hausbesitzer eins auszuwischen, ist derart unoriginell, dass das ganze Potenzial der Szene verschenkt ist. Ich könnte das auch nicht besser, denn es ist verflucht schwer, etwas Humoriges zu schreiben – das dann auch noch jeder witzig findet. Bei diesem Buch hab ich einen Gedanken, der mich sogar selbst überrascht: Es wäre anders, hätte ein Österreicher es geschrieben. Unser Humor ist viel niedrigschwelliger, böser, derber, damit hab ich in Deutschland immer wieder Probleme. Und Die Letzten ist für mich sehr deutsch: Es ist nur leicht sarkastisch, nicht wirklich fies, es übertritt keine Grenzen, bricht keine Tabus. Für mich als Österreicherin ist das noch kein richtiger schwarzer Humor, sondern Basisstufe 1, ein Anfang. Da einen Maßstab anzulegen, ist aber natürlich müßig, zu subjektiv ist das Humorempfinden. Für mich hätte es schärfer und schwärzer sein müssen, nicht so klamaukig. Aber ich weiß, ihr Deutschen, ihr mögt das ((insert wink emoticon here)).
Die Letzten von Madeleine Prahs ist erschienen bei dtv (ISBN ISBN 978-3-423-28134-8, 304 Seiten, 21 Euro). Gérard empfindet das Buch übrigens als schwarzhumorig (da seht ihr schon, was ich meine).
Genau, schwarzhumorig im britischen Monty Python-, nicht im österreichischen Sinne. Demnächst noch ein Interview mit der Autorin bei Sounds & Books. Liebe Grüße, Gérard
Oh come on, als ob das auf demselben Niveau wie Monty Python wäre!