Bücherwurmloch

1001 Seite: Meine Angst vor dicken Büchern

IMG_1906Im Zuge meiner (nicht sehr tiefgehenden) literarischen Selbstanalyse über mein Faible für Bücher aus dem Norden hab ich über noch was nachgedacht: über meine Angst vor dicken Schwarten. Definieren wir zuerst einmal DICK: Bis 700 Seiten ist alles noch halbwegs okay. Ab 600 wird es zwar grenzwertig, aber es geht noch, mehr als 800 machen mir schon schwer zu schaffen und bei 1000 gerate ich endgültig ins Schwitzen. Woher kommt das? Es war nicht immer so. Ganz im Gegenteil: Früher konnte ein Buch für mich gar nicht genug Seiten haben. Ich habe es GELIEBT, in einem fetten Schmöker zu versinken, als ich zehn war, zwölf, dreizehn, ich war ein großer Fan von Wolfgang Hohlbein und seinen Fantasy-Wälzern, habe wuchtige Biografien über Mozart, die russischen Zaren und Kronprinz Rudolf verschlungen. Am liebsten habe ich mich in den Weihnachtsferien mit den neuen Büchern, die unterm Christbaum gelegen waren, vergraben, und später, während des Studiums, hatte ich einen Job, bei dem man, wenn nicht viel los war, wunderbar lernen und lesen konnte, ich habe dicke Romane immer noch gemocht, sie praktisch inhaliert. Ich habe fieberhaft gelesen, aufgeregt, begeistert, ich wollte Geschichten, die sich vor mir ausbreiteten, die weitläufig waren und viele Figuren enthielten. Genau das ist mir heute ein Graus. Was ist der Unterschied? Damals hatte ich Zeit. Viel Zeit. Unfassbar viel Zeit. Heute ist Zeit so ungefähr das Einzige, was mir fehlt.

Ich lese immer noch gern, aber ich zwacke mir die Minuten dafür ab von allem, was meine Tage ausfüllt, Kinder versorgen, arbeiten, einkaufen, kochen, waschen, putzen, Kinder bespaßen, arbeiten, schreiben, bloggen und so weiter, und wir reden wirklich von Minuten, nicht von Stunden. In das Ausufernde finde ich nicht mehr hinein, ich habe keine Muße, ich hab keinen Bock mehr, mich lange mit einer Story zu beschäftigen. Nicht die Bücher haben sich verändert. Sondern ich. Und auch wenn ich immer noch für gute Geschichten brenne, müssen sie doch schneller auf den Punkt kommen. Denn da ich keine Zeit habe, will ich sie nicht verschwenden. Und über die Jahre (mit vielen, vielen Büchern) ist bei mir der Eindruck entstanden, dass zahlreiche Romane mit mehr als 600 Seiten sich so einige davon hätten sparen können. Dass sie Längen haben und mich stellenweise langweilen. Ich frage mich dann: Ist das viele Papier wirklich berechtigt? Warum hat der Autor es nicht geschafft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, Überflüssiges wegzulassen, den Kern seiner Geschichte herauszuschälen? Das ist anmaßend, ich weiß das, und wer ein Freund der Klassiker à la Krieg und Frieden ist, möge bitte keinen Stein in meine Richtung werfen.

IMG_2019Ich arbeite daran. Ich versuche oft, wenn ich einen gewissen Spleen an mir bemerke, dagegen anzukämpfen. Ich finde es zudem schade, dass mir wegen meiner merkwürdigen, mit den Lebensumständen gewachsenen Phobie viele Bücher entgehen. Bezeichnend ist, dass in meinem Regenbogenregal kein einziges Buch mit mehr als 850 Seiten steht, die wenigen dicken Schwarten, die ihr hier auf den Bildern seht, habe ich alle geschenkt oder geschickt bekommen, und ich hab sie vor allem noch nicht gelesen. Besonders schlimm war das Gefühl, etwas zu verpassen, in den letzten Jahren bei Brilka. Das achte Leben von Nino Haratischwili, das ich so gern lesen würde. Wenn es halt nicht 1000 Seiten hätte. Also hab ich letztes Jahr beschlossen, jedes Jahr einen Tausender zu bewältigen. Wenigstens einen! Und bin gleich grandios an diesem Vorhaben gescheitert. Ich hab mit Die Gestirne von Eleanor Cotton begonnen, angeblich ein sehr gutes Buch, und ich hab auch fast bis zur Hälfte durchgehalten. Auf Seite 450 hab ich dann allerdings entnervt aufgegeben. Ich hatte den langen Atem nicht, fand alles lahm und fad, die Geduld ging mir aus. Aber: neues Jahr, neuer Versuch! Diesmal wage ich mich an City on Fire von Garth Risk Hallberg. Bisher hab ich 240 Seiten gelesen (und bin sehr stolz auf mich), und ich merke schon: Da lässt sich einer Zeit beim Erzählen. Da werde auch ich mir Zeit nehmen müssen, irgendwie.

IMG_2021Dicke Bücher machen mich müde. Wenn ich sie nur ansehe, bin ich schon erschöpft. Sie rauben mir, wie bereits festgehalten, Zeit, aber auch Kraft. Allein das Gewicht! Und die vielen Charaktere und Nebenstränge und all das Blabla! Uff. Ich lese und lese und komme nicht weiter, mache keinen Fortschritt, keinen erkennbaren. Dicke Bücher setzen mich unter Druck, ich sehe dann all die Seiten, die noch vor mir liegen, als seien sie die Kilometer eines Marathons, und ich frage mich: Wann soll ich die alle lesen, wann, das schaffe ich nie, was wollt ihr von mir! Ich denke an all die luftigen, schmalen Bücher, die ich in derselben Zeit lesen könnte, die vielen verschiedenen Geschichten. Wäre das nicht besser, sinnvoller, erkenntnisreicher, abwechslungsreicher? Aber gleichzeitig frage ich mich: Ist Lesen an sich etwas, das man bewusst effizienter gestalten soll und darf? Entscheide ich mich bei mehr Quantität automatisch gegen die Qualität? Ist es nicht vielleicht gar der verrückte Zeitgeist der Hektik, der da durchschimmert und dem ich eigentlich nicht folgen will? Oder wird sich meine Abneigung wieder legen, wenn meine Kinder aus dem Haus sind und die Zeit zu mir zurückkommt?

40 Comments to “1001 Seite: Meine Angst vor dicken Büchern”

  1. lese_leben

    Kurios : ich kann keine dünnen Bücher lesen. Sie sprechen mich einfach nicht an. Ohne Witz: ich kann nur dicke Bücher! Auch mit drei Kindern, Haus, Job etc. Wie unterschiedlich auch booknerds sein können!

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    1. Mariki Author

      WOW! Das ist ja verrückt. Wirklich? Aber wie machst du das, kannst du denn jeden Tag weiterlesen, fällst du nie aus der Story raus, denkst du nie: Oh Gott, noch so viele Seiten, wann soll ich die bloß alle lesen …

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  2. frolleinmueller

    Tatsächlich bevorzuge ich auch nach wie vor eher dicke Bücher, oder welche, die wenigstens 300 Seiten haben. Richtig glücklich bin ich wenn es anfängt kompliziert zu werden, umfangreiches komplexes Figureninventar, liebend gern unterschiedliche Zeitebenen und wenn sich dann auch noch die ein oder andere überraschende Wendung gibt, bin ich vollends entzückt.
    Ich bin allerdings auch aus dem Tagesgeschäft ausgestiegen und befasse mich nicht mehr so intensiv mit Neuerscheinungen. Wenn ich etwas neues kaufe, ist es meistens aktuell, aber alles, was zeitlich nicht drin ist, ist nicht drin. Scheuklappen auf und ab die Post.
    Angefangen hat das damit, dass ich inzwischen schon im dritten Jahr dabei bin den SUB abzubauen, ich kaufe mehr oder weniger diszipliniert nur noch ein Buch pro Monat.
    Im Moment erwische ich mich allerdings dabei, dass ich, wenn ich ein besonders langes Buch lese, zwischendurch doch wieder einen dünnen Happen dazwischen schiebe, nämlich immer dann, wenn ich Panik schiebe, dass ich für ein Buch länger als einen Monat brauche 😀

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    1. Mariki Author

      Ja, mehr als 300 dürfen es schon sein. Aber auch nicht VIEL mehr! 😉 Ich erkenne da aber Ansätze meiner Phobie auch in deinem Verhalten – die Panik, länger als einen Monat für ein Buch zu brauchen … da frage ich mich immer: Warum haben wir die? Es ist ja völlig egal, wie viele Bücher wir am Ende des Jahres gelesen haben werden, nur gut sollten sie sein!

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      1. frolleinmueller

        Die Panik hängt aber mehr mit dem unsinnigen Druck zusammen, dass der SUB jetzt aber mal schrumpfen muss 😉
        Ich darf ja eins pro Monat kaufen und wenn ich länger als einen Monat brauche werden es ja wieder mehr…
        Tatsächlich hängt es dann aber auch oft damit zusammen, dass ich inzwischen englische Literatur vermehrt wieder auf englisch lese, spätestens wenn es sich dabei um “richtige” Literatur handelt (aktuell The Goldfinch), dauert es dann doch mal länger. Ich versuche dann immer mich selbst daran zu erinnern, dass es sich lohnt ein Buch zu genießen, da ich ja inzwischen wirklich gar nichts mehr lesen “muss”.

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          1. Frolleinmueller

            Wenn ich mich nicht verzählt habe 59, in drei Sprachen und ein paar geerbte, die ich vor mir selbst im Hauptbestand versteckt habe, damit sie mir meine interne Statistik nicht zerhauen 😂

  3. Hallo Mariki,

    Ich kann deine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen, denn auch mir geht es ähnlich. Früher habe ich es geliebt, dicke Bücher zu verschlingen. Heutzutage schrecken sie mich ab. Weniger, weil sie sehr wahrscheinlich komplex und weitschweifig erzählt sind, als der Gedanke an die Zeit, die ich für dieses Buch investieren muss, da mir einfach nicht mehr so viel Lesezeit zur Verfügung steht, wie früher (Kinder/Arbeit/Haushalt/Blog, etc). Ein Buch, dass mich dann unweigerlich mehrere Wochen begleiten wird, davor schaudert es mir, denke ich doch an die vielen anderen Bücher, die ich in der Zeit lesen könnte.
    Ich hoffe sehr, dass es sich nur um eine Phase handeln wird, aber ja, im Moment sind mir die dünneren Bücher einfach lieber.

    Liebe Grüße, Vanessa

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    1. Mariki Author

      Es geht dir also wie mir! Die äußeren Umstände haben unser Leseverhalten verändert. Die Frage ist nur, ob das etwas Schlechtes ist? Dünne Bücher können ja auch sehr gut sein …

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  4. Hallo,
    ich kann dich so gut verstehen. Früher habe ich auch fast ausschließlich dicke Bücher gelesen. Vor allem deshalb, weil ich auch nur wenig Geld zur Verfügung hatte und dafür möglichst viel Buch bekommen wollte. Aber ich hatte eben auch viel Zeit. Tag und Nacht durchlesen… ach wie schön war das. Seit Wochen wünsche ich mir einen freien Tag, an dem ich den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und lesen kann. Aber keine Chance. Das kleine Mädchen kann seit einigen Tagen laufen und erkundet nun ALLE Schubladen.
    Bis vor kurzem hatte ich noch das Gefühl zu viel nebenbei zu lesen. Also nicht die volle Konzentration auf das Buch lenken zu können, weil immer wieder was anderes ansteht. Kind belustigen, kochen, du kennst das ja.
    Jetzt versuche ich bewusst Lesezeit zu nehmen. Handy aus, dem Chaos den Rücken zu drehen, den Mann die Spülmaschine einräumen lassen. Auf meiner Februar Leseliste ganz oben steht “Geister”. Ich hoffe, ich halte durch.

    Liebe Grüße
    Nanni

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    1. Mariki Author

      Ich drück dir die Daumen! Und das mit dem finanziellen Aspekt ist eigentlich ein sehr gutes Argument, da hast du Recht. Ich glaube, das hat bei mir früher schon auch eine Rolle gespielt. Jetzt ist es einfach schwierig, diese Zeitinseln zu finden – und wenn mir ein Buch dann gefällt, ist es eigentlich fast noch schlimmer, weil ich gern weiterlesen würde und nicht kann! 😉

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  5. In Anbetracht der geschilderten äußeren Umstande ist das eine verständliche Haltung. Ich bitte Dich trotzdem, sie nochmals zu überdenken. Hast Du eine Vorstellung davon, was Dir alles entgeht? 🙂
    Allein all die großen Klassiker … Moby Dick, Don Quijote, Tristram Shandy, Berlin Alexanderplatz, Der Zauberberg, Ulysses usw. usw. … Und auch in der aktuellen Literatur der letzten 20, 30 Jahre entgeht Dir sehr, sehr viel.
    Klar, es gibt auch viele gute, dünne Bücher. Aber deswegen auf die dicken verzichten? Könnte ich nie, never ever!!
    Ich hoffe inständig, dass Du irgendwann (in naher Zukunft) Deine Haltung ändern kannst. Und dann wirst Du wundervolle, dicke Bücher entdecken. Echt, glaub’s mir, ich weiß wovon ich spreche.
    lg_jochen

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    1. Mariki Author

      Die oben genannten Klassiker, lieber Jochen, hab ich alle gelesen bis auf Berlin Alexanderplatz – das hab ich erledigt, als ich noch Zeit hatte 😉 Und es ist ja erstens nicht so, dass ich mich bewusst gegen dicke Bücher entschieden habe, das kam durch die neuen äußeren Umstände, und zweitens versuche ich ja, mich dagegen zu wehren!

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      1. Habe verstanden. Wünsche Dir gesteigerte Kräfte, Dich künftig erfolgreich zu wehren.
        Nur so: mit Auster & Yanagihara z.B. sind gerade zwei dicke, großartige, auf ganz unterschiedliche Art bemerkenswerte Bücher erschienen.
        Irgendwann wird sie wieder kommen, die Lust auf mehr als 600 Seiten.

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  6. Ich lese ganz dicke Bücher nicht lieber oder weniger gern als dünne, kann aber absolut verstehen, warum man sich nicht so lange an einer einzigen Geschichte aufhalten will. Ich habe deshalb lange Hörbücher aufgegeben. Die höre ich immer nur auf dem (recht kurzen) Weg zur Arbeit und wenn das Hörbuch 30 Stunden hat, dauert das schon mal seine zwei Monate. Und nach spätestens vier Wochen hab ich eigentlich keinen Bock mehr, mich immer noch mit dieser einen Story zu beschäftigen und will, dass es endlich mal vorbei ist. Und dann kann man beim Hörbuch ja noch nicht mal querlesen.

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  7. Ein interessanter Beitrag. Ich finde Lesen sollte immer noch Spass machen und kein “müssen” sein. Wenn du eben keine Zeit hast, dann ist das Leben zur Zeit einfach aufregender. Das finde ich nicht schlimm. Wenn du denkst du musst noch lesen, dann baust du dir automatisch einen Druck auf. Ich hatte diese Phase auch und verlor komplett die Lust am Lesen und das finde ich fast schlimmer, als wenn man nur ab und zu kurz liest.
    Ob dabei das Buch dick oder dünn ist finde ich nicht ausschlaggebend, egal ob dick oder dünn, wenn du merkst das dich die Geschichte langweilt würde ich zu einem anderen Buch greifen 😀 zum Glück gibt es ja so viele!
    Wünsche dir eine tolle Woche! ♥

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  8. Ich verstehe dich total. Es gibt so viele Autoren, so viele Bücher auf der Welt, die ich noch lesen möchte. Meine Zeit im Alltag und meine Zeit auf dieser Erde ist zu kurz, um mich zu lange an dicken Büchern aufzuhalten, sodass ich eventuell die Gelegenheit verpasse, andere Autoren und ihre Werke kennen zu lernen. Dicke Bücher müssen mich komplett überzeugen und es müssen solche sein, dessen viele Seiten nicht aus ellenlangen, gähnend langweiligen Beschreibungen bestehen. (Was durchaus Geschmackssache ist, in meinem Falle aber Zeitverschwendung).
    Ein dickes Buch muss mich eben überzeugen. Der neue Schinken von Hanya Yanagihara, den momentan gefühlt alle lesen, würde ich mir mal zu Gemüte führen, habe jedoch auch schon gehört, dass die Geschichte sehr lange braucht, um sich zu entwickeln. Da bestünde bei mir die Gefahr, dass ich dieses Buch abbreche, da Zeitverschwendung.
    Gar nicht so einfach. Am liebsten lese ich etwas, was um die 200-300 Seiten hat. Alles bis 500 finde ich human. Bücher, die höhere Seitenzahlen haben, haben es bei mir schwer, auf dem Wunschzettel oder gar SuB zu landen.

    Liebe Grüße

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  9. Ich kann dich gut verstehen, denn auch mir fällt es schwerer als früher, richtig dicke Bücher zu lesen. Da bin ich dann auf Wochen festgelegt und muss so viel im Kopf behalten, wenn ich wirklich den Anschluss behalten will.

    Allerdings vertrete ich mittlerweile auch die Meinung: Ein Buch darf gern lang sein. Das heißt aber nicht, dass die Spannung erst in der Mitte einsetzen darf! Natürlich sollte nach 100 Seiten noch nicht alles glasklar sein. Aber interessant sein sollte das Buch dennoch. Für mich zeugt es von mangelnden Können, wenn Kapitel an Kapitel reiht und ich trotz längeren Lesen keine Bindung zu den Figuren und ihren Schicksal verspüre. Der Autor oder die Autorin muss dafür ja gar nicht offen legen, warum es eigentlich in dem Buch geht. Aber ein gewisses Maß an Spannung zu erzeugen, das ist Pflicht. Stattdessen werden Bücher oft genug einfach nur aufgeblasen mit unwichtigen Details und netten Episoden, die aber kaum die Handlung voranbringen. Ein gutes Buch zeichnet sich hingegen durch die dichte Szenen aus, die pointiert die wesentlichen Dinge herüberbringen.

    Ich habe mich bei der High Fantasy übrigens mittlerweile auf Hörbücher verlegt. Mir sind dicke Bücher zu unbequem geworden zum Halten. Und ich könnte mich auch kaum beherrschen, das Buch in der richtigen Reihenfolge zu lesen. So höre ich dann mehrere Wochen lang nun einen Sprecher (oder seltener Sprecherin) zu, während ich anderen Beschäftigungen nachgehe. Das macht es auch leichter erträglich, wenn die Handlung ausufert, ohne nennenswerten Fortschritt zu zeigen.

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    1. Mariki Author

      Da hast du absolut Recht! Wenn es gut und interessant ist, ist ja eigentlich egal, wie viele Seiten noch folgen. Aber gerade die Tausendseiter breiten auf den ersten 400 Seiten erst mal langatmig alles aus und zünden erst dann. Bis dahin bin ich längst geflüchtet … 😉

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  10. Ich kann dich auf eine gewisse Weise verstehen, da mir, seit die Kids da sind, die Lesezeit echt knapp geworden ist und da solche Klopper einen in der Leselust ausbremsen.
    Einziger Unterschied zu dir: Ich lechze regelrecht danach, mal wieder so einen dicken Klopper mit 800 Seiten+x zu lesen. Nur, dass ich dafür wahrscheinlich ein Jahr benötige 🙂

    Liebe Grüße
    Marc

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      1. 2015 hatte ich das Gefühl, dass es so war, was natürlich absoluter Quatsch is 😉 Es ist eher die Angst, dass dann alle anderen Bücher hinten ab fallen, damit ich mich auf den dicken Wälzer konzentrieren kann. Da habe ich für dieses Jahr mit gleich 5 solcher Brocken eine ganz schöne Herausforderung 🙂

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  11. Es wird besser, wenn sich die Kinder selber bespaßen, allerdings, sind dann die dicken Bücher auf einmal viel schwerer (gewichtsmäßig). Aber es ändert sich auch (leider oder Gott sei Dank – sei dahingestellt) die Sichtweise und der Geschmack.
    Bzw. macht sich manchmal geistige Müdigkeit breit und da sind Bücher, die mehr Aufmerksamkeit verlangen einfach zu anstrengend – Motto: wer ist das schon wieder, wo ist der schon mal aufgetaucht und im welchem Verhältnis steht der nun hier.
    Dick ist jedoch nicht immer gleichbedeutend zu gehaltvoll – zur Erinnerung Der kleine Prinz ist schon sehr dünn, aber immer wieder lesenswert …

    In diesem Sinne, das Leben ist zu kurz um sich aus unausweichlichen Dingen /Zeitmangel), das Leseleben schwer zu machen.

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  12. Wortlichter

    Für mich ist auch alles dick ab 500 Seiten, da überlege ich dann schon zweimal und bei 1000 Seiten, puhh, dass ist auch einfach zeitlich nicht drin.
    Wenn ich jeden Tag nur 30 Minuten lesen kann, dann komme ich ja gar nicht voran. Ich bin zudem eine Genießerin der Sprache. Das bedeutet, dass ich vielleicht einen 1000 Seiten Fantasy Roman, falls ich wirklich mal Zeit habe, in ein paar Tage schaffe, aber ich lese lieber Bücher wo ich mich in der Sprache und den Gedanken verlieren kann. Ich habe damals auch die dicken Wälzer von Hohlbein geliebt, es war ein Maximum an Spannung und Handlung. Heute sind mir die Poesie und der Inhalt wichtiger.

    So kann es schon vorkommen, dass ich mich mit 20 Seiten mehr als eine Stunde beschäftige. Ich liebe es den Klang der Worte aufzusaugen, die Poesie, das Wiederlesen von schönen Passagen, ein kurzes Innehalten damit die Literatur sich entfalten kann, das Abschweifen bei interessanten Gedanken, dass macht für mich den Lesegenuss aus.
    Aber womit ich mich gut anfreunden kann, ist wenn Bücher in mehreren Teilen geschrieben sind. Das baut dann auch weniger Druck auf. Zb. bin ich sehr dankbar, dass Elena Ferrante ihre aktuelle Reihe in angenehmen Portionen pro Buch aufgeteilt hat. 😀

    Trotzdem habe ich auch einige Wälzer auf meiner Leseliste, zb. Mann, Musil und Proust. Ich hoffe nur, dass ich wirklich einmal die Zeit finde, mich damit zu beschäftigen, denn zwischen Tür und Angel oder mit 30 Minuten Zeitfenster mag ich diese Projekte gar nicht anfangen.

    Liebe Grüße, Anja

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  13. Das ist eine interessante Frage, denn eigentlich ist es ja egal, ob ich fünf dünne oder ein dickes Buch lese, die Lesezeit bleibt ja dieselbe, wenn ich beispielsweise jeden Tag eine Stunde lese, habe ich bei dicken Büchern dann halt weniger gelesen und es bleiben mehr ungelesene Bücher über, stimmt.
    Mann kann aber auch sagen, daß man geduldiger ist oder sich mehr mit einer Sache beschäftigt, wenn man bei einem Buch bleibt.
    Andererseits stimmt es vielleicht auch, daß man man bei dicken Büchern einiges vielleicht kürzen könnte und es ist auch eine spannende Frage, was die Autoren treibt, sich so auszubreiten?
    Beim deutschen Buchpreis 2015 waren, glaube ich, vier oder fünf so dicke Bücher dabei und zumindestens den Clemens J. Setz habe ich sehr gerne so lange, aber auch relativ schnell gelesen.
    Ich würde hier wieder zur Geduld und Toleranz raten und wenn das Buch anspricht dann halt lieber das eine dicke, als drei dünne zu lesen und vielleicht muß man das auch aushalten, daß jedes Jahr so viele Bücher erscheinen und man vergleichsweise nur relativ weniges lesen kann, liebe Grüße aus Wien!

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  14. Ist es nicht schade, nur daran zu denken, wie viele Seiten man noch lesen muss, bis man es endlich geschafft hat? Das erinnert mich an die ganzen langweiligen, wenn auch nicht sonderlich dicken Bücher, die ich für die Schule lesen muss und die mir – Überraschung! – auch gar nicht gefallen. Da kann ich es auch nicht abwarten bis es endlich ein Ende hat, aber siehe da, noch 200 Seiten sinnfreies Um-den-heißen-Brei-herum-Reden. Bei Büchern, die ich für mich lese, werde ich eher nervös, wenn die rechte Seite immer dünner wird oder der Seitenzähler beim eBook-Reader immer größere Zahlen anzeigt, und dabei muss doch noch so viel passieren! X und Y müssen sich noch aussprechen, der Bösewicht muss endgültig erledigt werden und überhaupt, wie soll dazu noch ein Epilog und eine Danksagung in die paar Seiten passen?

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  15. Ein wirklich interessanter Blogbeitrag! Auch mich schrecken dicke Bücher ab und das schon immer. Woran das liegt weiß ich eigentlich gar nicht. Vielleicht habe ich auch mal eine schlechte Erfahrung mit einem Wälzer gemacht, die ich mittlerweile erfolgreich verdrängt habe 😀
    Ich finde das auch so schade und möchte es gerne in diesem Jahr ändern. Vorgenommen habe ich mir u.a. “Glanz und Elend der Kurtisanen” sowie “Verlorene Illusionen” von Balzac, “Das karmesinrote Blütenblatt” von Michel Faber, “Reise ans Ende der Nacht” von Celine und natürlich “Ein wenig Leben” von Hanya Yanagihara. Mit “Das achte Leben für Brilka” geht es mir übrigens genau wie dir. Ich habe das Gefühl etwas zu verpassen, spätestens seitdem ich auf einer Lesung der Autorin war. Mal schauen wie es dieses Jahr mit meinen Vorsätzen hinsichtlich der Wälzer läuft. Vielleicht darf dann auch dieses Buch noch bei mir einziehen.

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    1. Mariki Author

      Hui, da hast du dir ja viel vorgenommen! Ich drücke die Daumen, dass du es schaffst, dich durchzukämpfen … ich weiß, wie schwer es ist! 😉

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  16. Jennifer

    Ich kann dich sehr gut verstehen, denn auch ich lese mittlerweile lieber dünnere Bücher bis maximal 500 Seiten. Es gibt so viele Bücher, die ich lesen möchte, deswegen ist da immer die Angst, etwas zu verpassen. Wenn ich ein Buch mit 1000 Seiten anfange, könnte ich in der Zeit mehrere dünnere lesen. Und das ist bei mir nicht erst so seit ich ein Kind habe. Es fing schon viel früher an. Vielleicht bin ich ungeduldiger geworden, unkonzentrierter und kann mich deswegen kaum noch auf umfangreichere Bücher einlassen. Ob sich das irgendwann wieder ändert, weiß ich nicht, aber ich hoffe es, denn eigentlich finde ich es sehr schön, für einen längeren Zeitraum in eine umfangreiche Geschichte einzutauchen. Das ist ein intensives Leseerlebnis, für das man natürlich Zeit braucht. Und die habe ich in den nächsten Jahren bestimmt nicht.

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  17. Ilana

    Du sprichst mir so aus der Seele!
    Früher hatte ich auch mehr Zeit und las supergerne die dicken Wälzer.
    War hinterher immer stolz wie Oskar, dass ich so ein dickes Buch geschafft habe…

    Aber da hatte ich auch Zeit, mich mehrere Stunden am Stück in den Seiten zu verlieren und mich ganz auf die Charaktere, Handlung etc. einzulassen.
    Mittlerweile höre ich aus Zeitgründen die Hälfte meiner Bücher in Hörbuch-Form, was mir im Alltag mit Putzen, Zur-Arbeit-fahren, Sport machen etc. extrem hilft, Zeit fürs Lesen zu finden. Die dicken Schinken schrecken mich aber trotzdem ab. Ich habe auch einen Blog/Podcast und präsentiere dort jeden Monat, welche Bücher ich gelesen habe. Und da kommt man dann ins Grübeln: 1-2 dicke Schinken pro Monat oder lieber 4-5 kurze oder normallange Bücher?
    Für den “Distelfink” habe ich 6 Wochen am Hörbuch gehört, ein ganz schön hohes Commitment für mich. Und habe hinterher auch gedacht, dass das kürzer hätte gehen können.

    Aber deine Idee, jedes Jahr mindestens einen dicken Schinken zu lesen, finde ich super. Werd ich mal mit aufnehmen!

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  18. Hallo Mareike,

    Immer diese langen Wälzer. Ich frag mich ja auch dauernd, wann eigentlich der Zeitpunkt war, an dem ich Respekt vor ihnen bekommen hab. Denn genau wie du, hab ich eigentlich in meiner Jugend so ziemlich alles verschlungen was ich kriegen konnte – je länger desto besser. Irgendwann in den letzten 10 Jahren muss sich das dann mal geändert haben. Wohl auch, weil ich mich ja eigentlich auf meine Diplomarbeit konzentrieren soll und nicht darauf wer jetzt mit wem verbandelt ist und was vor 600 Seiten geschah. Das ist aber nur eine Vermutung.
    Zu gerne würde ich Eleanor Cattons The Luminaries lesen, welches seit über 3 Jahren in meinem Regal rumsteht (mittlerweile sogar in doppelter Ausführung), aber ich kann mich nicht dazu durchringen. Ich bin echt gespannt wann der Moment dafür gekommen ist.

    LG Hanna

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