„Wer sich im Krieg allein das Bücherlesen beibrachte, der würde im Frieden alles erreichen können“
Da ist ein Hof, und der steht in Pildau. Außer diesem Hof gibt es in Pildau nichts, nur eine Stange. Die wächst in den Himmel und wird zu allen möglichen Gelegenheiten gelängt, obwohl niemand weiß, warum eigentlich. Mit den Leuten aus dem Dorf haben die Pildauer nichts zu tun, und so leben sie völlig unbehelligt: Jasper, sein Vater und sein Großvater. Der war der Erste von ihnen in Pildau, wo er gar nicht hingehörte, sondern nur in den Zeiten des Krieges beherbergt wurde. Irgendwann blieb er einfach hier, während die Besatzer, die Hippies und die Frauen kamen und gingen. Besonders mit den Frauen hat nämlich keiner der Pildau-Männer Glück. Sie laufen ihnen am Ende immer davon. Nur eine bleibt, zumindest für eine Weile: die kleine Lada. Jaspers Vater hat sie aus einem brennenden Auto gerettet und behalten. Für Jasper ist dieses fremde Mädchen das Beste, was ihm passieren konnte: endlich ein anderes Kind! Mit Lada teilt er Mutproben und Bücher und all seine Geheimnisse. Bis den beiden das Erwachsenwerden in die Quere kommt …
Manchmal, da findet man etwas Ungewöhnliches. Eine bunte Handtasche in einer Secondhand-Boutique, die sonst niemand hat. Ein Lokal, in dem die Pizza unvergleichlich knusprig ist. Oder ein Buch wie Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau von Max Scharnigg. Es ist ein wunderbarer kleiner Schatz – und vor allem ungewöhnlich. Der 1980 in München geborene Autor hat bereits Kolumnen und einen Roman veröffentlicht, ich kenne ihn von der grandiosen Zeitschrift Nido, die ich gern lese. Mit seinem Buch hat er mich jedoch noch wesentlich mehr begeistert: Ich bin gleich hineingefallen wie in ein weiches Bett, wo die Decke superkuschlig ist und der Polster genau richtig liegt. Ich wusste: Hier ist es perfekt für mich, hier werde ich mich wohlfühlen. Und das Beste ist: Ich hatte Recht.
Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau ist ein Roman, der den Spagat bravourös meistert, berührend, aber nicht kitschig zu sein. Er erzählt von einem Ort in der Einöde, an dem die vergehende Zeit – in Form von abgestürzten Soldaten und Blumenkindern – nur zu Besuch kommt. Ansonsten dringen kaum Nachrichten von der Außenwelt nach Pildau. In diesem Kokon herrscht eine fast märchenhafte Stimmung, hier gibt es Geborgenheit und Guten-Morgen-Geschichten, Zusammengehörigkeit und Gemüse aus dem eigenen Garten. Pildau ist ein Sehnsuchtsort, eine kleine Insel der Seligen, wo der Realität so lange getrotzt wird, bis es nicht mehr geht. Ein herausragendes Buch – chapeau!
Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau von Max Scharnigg ist erschienen bei Hoffmann und Campe (ISBN 978-3-455-40388-6, 304 Seiten, 19,99 Euro).
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