Die saubere Ästhetik von Tieren am Strand
„Man musste manche Männer herausfordern, vor allem die zurückhaltenden, die zur Melancholie neigenden, die wenigen, die interessant waren. Und man musste sich bei darauffolgenden Treffen beinahe gegenteilig verhalten, nämlich so, als sei man aufgeregt und überfordert. Zur Kunst der Verführung gehörte es, bei dem Verführten nach der ersten Überrumpelung den Eindruck zu erwecken, er selbst sei der Regisseur einer sich anbahnenden Beziehung und nicht der Spielball fremden Begehrens.“ Genau so macht es Julia bei Hans. Sie lernen sich auf einer Vernissage kennen – sie ist Journalistin, er ist Künstler, er malt ausschließlich Tiere am Strand. Hans ist für Julia der letzte Grund, den sie noch braucht, um ihrem Freund, dem Architekten Sebastian, den Laufpass zu geben. Nach wenigen stinkigen Mails bricht der Kontakt zwischen den beiden ab, Sebastian macht sich erst einmal auf den Weg nach Paris. Und Hans, der feste Beziehungen scheut, weil sie nach der ersten Euphorie zum Scheitern verurteilt sind, erlebt in einer self-fulfilling prophecy genau das.
Adam Soboczynski, der das Feuilleton der ZEIT leitet, hat nach einigen Sachbüchern mit Fabelhafte Eigenschaften seinen ersten Roman geschrieben. Ganz in der Tradition der leichtfüßigen, ruhigen und völlig unaufgeregten Erzählkunst berichtet er darin von einer Menage à trois, wie sie täglich vorkommt im Leben: Eine Frau verlässt einen Mann für einen anderen, der Mann kann sie noch nicht loslassen, und der andere macht sie eigentlich auch nicht glücklich. Ein jeder verfällt doch immer dem, der ihn nicht will. Davon erzählt Adam Soboczynski mit Humor und einer leicht ironischen, fast schon herablassend kühlen Distanz.
Er zeigt beim Schreiben große Zurückhaltung, als hätte er gar nicht vorgehabt, mich mit dieser Geschichte zu unterhalten, als sei sie ihm einfach so untergekommen, zufällig, ohne Anstrengung. Dieses Understatement und der gesetzte, altbackene Schreibstil stehen dem Buch sehr gut. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass die Story an sich nicht viel hergibt, dazu hat sie zu wenig Ecken und Kanten, denn so klassisch, wie sie beginnt, endet sie auch. Dazwischen wartet ein kurzweiliges, gut lesbares, harmloses Lektürevergnügen.
Fabelhafte Eigenschaften von Adam Soboczynski ist erschienen im Klett-Cotta Verlag (ISBN 978-3-608-98030-1, 206 Seiten, 18,95 Euro).
Interessant, dein Fazit.
Ich habe es noch auf meiner Leseliste, weil es mir auf der Buchmesse aufgefallen und sehr ans Herz gelegt wurde. Jetzt bin ich noch neugieriger – weil wir oft ähnlich mit den Leseeindrücken liegen.
Uh, dabin ich schon gespannt auf deine Meinung! Es ist ein sehr relaxtes Buch, von dem du nichts zu befürchten hast 😉 Aber ich könnte mir vorstellen, dass es dir gefallen wird.