„Die Manege verändert die Menschen. Sie macht sie größer, heller und bedeutsamer, als sie sind“
Willkommen im Zirkus! Tretet ein, tretet ein! Was wir zu bieten haben? Ein Land aus ferner Zeit, das es nicht mehr gibt, die DDR, und Gift, jede Menge tödliches Gift! Zwillingsschwestern, denen nicht zu trauen ist, ein Feuer, seht nur, wie es lodert, zwei tote Kinder, Eifersucht und Angst. Das reicht euch nicht, nein? Dann betrachtet den jungen Mann, der verloren ist und im Zirkus eine Heimat findet, eine Frau namens Albina, die schön ist und schwierig, einen toten Direktor und einen alten Kapellmeister. Einer von ihnen hat falsch gespielt. Einer von ihnen war ein Spitzel. Und alle anderen lösen das Rätsel. Kommt her, setzt euch, wir reisen in die Vergangenheit, seid wachsam, seid bereit, alles beginnt im Jahr 1979, als ein kleiner Junge seine Geschwister verliert …
Pakete an Frau Blech ist ein richtig gutes Buch: mitreißend, klug und amüsant. Der deutsche Autor hat sich für seinen zweiten Roman eine wilde, spannende Story ausgedacht, in der so einiges aufgeklärt werden muss: Es geht um mehrere Morde, um die Stasi und um viel Geld. Den Rahmen bildet die untergehende Welt der Zirkusunterhaltung, die noch einmal auflebt, in der Gegenwart aber längst unwichtig geworden ist. Maik, Albina und Pjotr, deren Freundschaft einst in der gemeinsamen Zeit in diesem Zirkus begründet wurde, haben ein persönliches Interesse daran, die Wahrheit aufzudecken. Alberto Bellmonti, der Direktor, ist gestorben, und sein Begräbnis führt sie wieder zusammen. Doch in die schönen Erinnerungen mischt sich auch Mysteriöses, und schon bald wird klar, dass nichts so gewesen ist, wie es einst den Anschein hatte.
Mich faszinieren Bücher aus dem Dunstkreis der DDR ungemein, weil ich als (einigermaßen junge) Österreicherin so gar keine eigenen Erfahrungen damit habe. Ich habe stets den Eindruck, als sei dort – wie in diesem Roman – quasi alles möglich gewesen, Unterschlagung, Enteignung, Mord, Identitätswechsel. Aus einem solchen Stoff kann man freilich gute Bücher schreiben. Mein einziger Kritikpunkt an Pakete an Frau Blech ist, dass die Geschichte stellenweise doch ein wenig hanebüchen daherkommt und ich die Erklärungen am Ende nicht zur Gänze glaubwürdig finde. Das tut dem Vergnügen aber nicht allzu viel Abbruch, denn Rolf Bauerdick bietet gute Unterhaltung auf hohem Niveau. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen – und wünsche euch viel Spaß damit!
Pakete an Frau Blech von Rolf Bauerdick ist erschienen in der DVA (ISBN 978-3-421-04645-1, 416 Seiten, 21,99 Euro).