„Der Tod kommt, wenn die Seele ihn ruft“
Moritz und Alfred sind Brüder. Sie sind jüdisch. Und sie sind alt. Zusammen wohnen sie in einem Haus in Frankfurt und gehen einander gründlich auf die Nerven. Genauso wie ihrer Haushälterin, die deshalb urplötzlich ihre Schürze hinschmeißt und auszieht. Moritz ist emeritierter Professor für Psychologie, Alfred hat als „Freddy Clay“ eine mittelmäßige Karriere als Schauspieler gemacht – vor allem mit Vampirfilmen. Das heißt: Beide haben keine Ahnung von Putzen, Kochen und Wäschewaschen. Sie brauchen jemanden, der ihnen hilft, und stellen Zamira ein. Sie ist jung, schön, geduldig – und Palästinenserin. Die Konflikte sind unvermeidlich, es wird gestritten und diskutiert, geflirtet und in der Vergangenheit gewühlt. Das ist ebenso anstrengend wie unterhaltsam – und bringt die zwei älteren Herren auf Trab.
Mit Herr Klee und Herr Feld habe ich 2013 ein sehr amüsantes Buch unter den Christbaum gelegt bekommen. Dass es das Ende einer Trilogie markiert und dass ihm die beiden Romane Die Teilacher und Machloikes vorausgehen, hab ich zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst. Für die Lektüre spielte das aber keine Rolle, da man den dritten Teil sehr gut getrennt von den anderen lesen kann, er ist in sich geschlossen. Michel Bergmann, der als Kind jüdischer Eltern in einem Internierungslager geboren wurde und seit über 20 Jahren Drehbücher schreibt, hat mit Moritz und Alfred zwei kauzige, liebenswerte Figuren geschaffen, die den ganzen Tag miteinander „hacheln“ und dabei nie zugeben wollen, wie sehr sie aneinander hängen. Das Alte geht ihnen auf den Sack, sie trauern ihrer Jugend nach, und die Einsamkeit quält sie sehr. Mit der bildhübschen Zamira kommt Leben in die Bude – und zwar in jeder Hinsicht: Die Palästinenserin muss koscher kochen, und neben dem politischen Zündstoff und den vielen historischen Exkursen entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den dreien. Und als Zamira in Bedrängnis gerät, stehen die zwei wackeren Charmeure ihr tapfer bei.
Herr Klee und Herr Feld ist ein kluges Buch, rührend und witzig. Michel Bergmann füllt Seiten mit Hintergrundinfos über den israelisch-palästinensischen Konflikt und die deutsche Vergangenheit, und dazwischen liefern sich die beiden Hitzköpfe Moritz und Alfred einen Schlagabtausch nach dem anderen, sodass der Roman sehr lebendig ist und kein staubiger historischer Schinken. Seine zwei Helden erinnern sich, an Höhenflüge und Verfehlungen, an alles, was sie getan, und alles, was sie geleistet haben. Wehmut legt sich über alles, aber auch Einsicht und Frieden. Ich mochte das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Sehr empfehlenswert!
Herr Klee und Herr Feld von Michel Bergmann ist erschienen im Arche Verlag (ISBN 978-3-7160-2693-9, 384 Seiten, 19,95 Euro).
Vielen Dank für die Besprechung! Das Buch muss ich lesen:) LG Xeniana
Hurra! Du musst mir dann berichten!
Schon bestellt:)