Die Geschichte einer Familie
Kip und Francis sind Zwillingsbrüder, doch nach dem Tod des Vaters darf nur der Erstgeborene Francis weiterhin die Schule besuchen – Kip muss arbeiten, damit die Familie in ihrem ärmlichen Vorort von Melbourne nicht verhungert. Er verliebt sich in Annabel, die eigentlich die Tanzpartnerin von Francis ist und einen alkoholkranken Vater pflegen muss. 50 Jahre später haben die beiden zwei Töchter, ebenfalls Zwillinge, von denen eine fett ist und die andere ungeplant schwanger. Diese Herausforderungen meistern jedoch beide bravourös, wie ein Blick in die Zukunft verrät …
In ihrem Buch Neun Tage – dessen Titel sich wohl auf die neun Kapitel bezieht – erzählt die australische Autorin Toni Jordan von einer ganz gewöhnlichen Familie. Sie tut dies, indem sie neun verschiedene Figuren für einen Tag lang zu Wort kommen und Einblick in die Geschichte geben lässt. Der Zeitrahmen ist dabei sehr weit gespannt, am Ende des Buchs ist Kip ein alter Großvater, der sich durch einen kleinen Zufall an jenes Familienmitglied erinnert, das wegen eines tragischen Zwischenfalls seit vielen Jahren fehlt. Toni Jordan ist eine liebe Erzählerin, die sorgsam mit ihren Charakteren umgeht und ihre Sache richtig gut macht. Sie weiß, wie man Persönlichkeiten entwirft und wie man eine Handlung strukturiert. Sie schreibt anrührig, herzlich, schön. Von ihrem Roman Die schönsten Dinge war ich begeistert, weil er witzig, sexy und verblüffend war. An dieses Niveau reicht Neun Tage bei weitem nicht heran. Da es aber so gut gemacht ist und zudem in einem Flutsch zu lesen, will ich es euch trotzdem als harmonische kleine Geschichte für zwischendurch ans Herz legen.
Neun Tage von Toni Jordan ist erschienen im Piper Verlag (ISBN 978-3-492-05596-3, 272 Seiten, 19,99 Euro).