Snack für zwischendurch – Kurzrezension
Worum geht’s?
Younes wird in Algerien als Kind armer Bauern geboren, deren gesamte Ernte einem absichtlich gelegten Feuer zum Opfer fällt. Der Vater bringt die Familie in die Stadt Oran und versucht mit eisernem Willen, dem Elend zu entkommen, scheitert jedoch schrecklich. Um wenigstens dem Sohn ein gutes Leben zu ermöglichen, überlässt er ihn seinem Bruder, einem Apotheker, und Younes wird im europäischen, reichen Teil der Stadt zu Jonas. Schnell findet er drei beste Freunde, deren Schicksal sich später rund um die schöne Émilie dreht, die jeder Einzelne von ihnen liebt. Der Krieg macht ihnen in jeder Hinsicht einen Strich durch die Rechnung, und viele Jahrzehnte später erinnert Younes sich voller Wehmut an das, was er getan und das, was er versäumt hat zu tun.
Hat’s gemundet?
Ja. Allerdings waren die Erwartungen vermutlich ein wenig zu groß. Denn der Klappentext spricht von einer Liebe zwischen Younes und Émilie, einer „Sehnsucht, in der sich über die folgenden Jahrzehnte hinweg das schwierige Verhältnis von Orient und Okzident spiegelt“. Das ist zu hoch gegriffen, denn eine solche Liebe gibt es nicht, und in all den Jahrzehnten besteht zwischen den beiden Figuren gar kein Kontakt. Das hat mich ein wenig irritiert. Ansonsten aber ist Die Schuld des Tages an die Nacht des algerischen Autors Mohammed Moulessehoul, der unter dem Pseudonym Yasmina Khadra schreibt, ein intelligentes, eindrucksvolles Buch über das Leben in Algerien in der Zeit von 1930 bis 1960, das Porträt eines von Unruhen gebeutelten Landes. Es geht um Leid und Unglück, um Schicksal und die Machtlosigkeit, mit der man ihm gegenübersteht. Gut und flüssig zu lesen, zwischendrin vielleicht ein wenig langatmig.
Wer soll’s lesen?
Jeder, der gern in fremde Länder reist und mitfiebert, ob ein Protagonist es schafft, seinem vermeintlich vorgezeichneten Schicksal zu entkommen.
Bestes Zitat:
„Hör auf zu jammern, mein Junge. Es gibt nur einen Gott auf Erden, und der bist du. Wenn dir die Welt nicht gefällt, denk dir eine neue aus, und lass nicht zu, dass der Kummer dich von deiner Wolke holt. Das Leben lächelt dem zu, der es ihm mit gleicher Münze heimzahlt.“
Ich hab das Buch vor Jahren gelesen und war auch ganz angetan davon, aber nicht in der Weise in der ich es erwartet hatte. Der Titel ist dann doch um einiges poetischer als der Roman.
LG und einen guten Rutsch ins Lesejahr 2014,
Katarina 🙂