Richterin Yun Ling ist die einzige Überlebende eines Konzentrationslagers, das die Japaner in Malaysia errichtet haben. In jungen Jahren hat sie dort ihre Schwester verloren und ist nie darüber hinweggekommen. Nun ist sie alt, hat den Beruf an den Nagel gehängt und ist zurückgekehrt in ein Haus, in dem sie einmal kurz gelebt hat: das Haus des Japaners Aritomo, Gärtner des japanischen Kaisers. Sein Garten ist ein Meisterwerk, große Kunst, und Yun Ling hat mit ihm daran gearbeitet. Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, um zu tun, was sie noch tun muss – endlich Abschied nehmen. Und dafür sorgen, dass Aritomos Kunst der Nachwelt erhalten bleibt.
The garden of evening mists ist ein undurchdringliches, melancholisches Buch, dessen Story ich nur undeutlich wie durch einen Nebelschleier sehe. Ich weiß nichts über die Geschichte Malaysias, die Gräueltaten der Japaner, die verschiedenen Kolonialherren, eine Bildungslücke tut sich auf. Die Fremdheit beherrscht für mich das ganze Leseerlebnis. Spannend fand ich den Konflikt der Protagonistin, die sich nach den schrecklichen Erfahrungen mit den japanischen Besatzern in einen Japaner verliebt – dessen Geheimnis sie nicht ergründen kann. Dieser Roman ist schön und merkwürdig zugleich, nicht spektakulär, sehr ruhig, wie ein seltsam unklarer Traum. Und damit ihr spüren könnt, was ich meine, soll er selbst sprechen:
„I weighed the envelope on my palm. ‘I thought it would be heavier.’
‘How much words do you need to tell your son you love him?’ he replied.”
“The garden has to reach inside you. It should change your heart, sadden it, uplift it. It has to make you appreciate the impermanence of everything in life. That point in time just as the last leaf is about to drop, as the remaining petal is about to fall, that moment captures everything beautiful and sorrowful about life. Mono no aware, the Japanese call it.”
“I borrow moonlight for this journey of a million miles.”
“A garden borrows from the earth, the sky, and everything around it, but you borrow from time.”
“’The goddess of Memory, I said. Who’s the other woman?’
‘Her twin sister, of course. The goddess of Forgetting.’
‘I don’t recall there’s a goddess for that.’
‘Ah, but doesn’t the fact of your not recalling prove her existence?’
“Everywhere I turn, I hear echoes of sounds made long ago.”