Herta Müller, rumäniendeutsche Autorin aus dem Banat, hat 2009 den Nobelpreis für Literatur erhalten. Der Fuchs war damals schon der Jäger ist erstmals 1992 erschienen und handelt von der jungen Lehrerin Adina, die in den letzten Tagen des Ceauşescu-Regimes ins Visier des Geheimdienstes. Ihre beste Freundin Clara bandelt mit einem Geheimdienstler an und versucht, Adina zu schützen, setzt dadurch aber die Freundschaft aufs Spiel. Mit ihrem Exfreund, dem Musiker Paul, flüchtet Adina, die stets sehnsüchtig auf Briefe des Soldaten Ilja wartet, aufs Land, wo sie den Sturz des Diktators erleben.
Herta Müller verfügt über eine glänzende, starke, machtvolle Sprache, über die sie mit einer Leichtigkeit verfügt, die mich erstaunt. Sie lässt die Worte tanzen, springen und Drohgebärden machen, und die Worte fügen sich ihr folgsam. Ich dagegen hechte manchmal etwas atemlos hinterher, stolpere und muss Sätze zwei Mal lesen, während andere sich um meinen Hals schmiegen wie eine Kette aus Gold. Viele Metaphern reihen sich aneinander und schwingen unheilvoll, ein Fuchspelz etwa steht für die ständige Gefahr. Dieses Buch ist das Abbild einer Zeit, es bringt Bedrohung, Unsicherheit und Unfreiheit zum Ausdruck, es ist ein sprachlich faszinierendes Wunderwerk, das sich gegen das Lesen sperrt und sein ganz eigenes Lied singt. Wie sich das anhört? So:
„Das Licht der Taschenlampe reicht nicht zum Sehen, es reicht nur zur Gewißheit, daß die Nacht nicht den ganzen Rücken fressen kann, nur den halben.“
„Vor dem Eingang des Wohnblocks spinnen Rosen ein löchriges Dach, ein Sieb aus dreckigen Blättern und dreckigen Sternen.“
„Die Pelzmäntel sind aus weißem Lamm. Nur einer ist grün, als hätte sich, nachdem der Mantel genäht war, die Weide durchgebissen.“
„Denn das Unglück ist nackt, immer kahl, wie später und draußen das Winterholz sein wird. Muß das nackte Leben abhalten vom Auge. Muß das nackte Reden abhalten vom Mund, bevor ein Gedanke im Kopf ist. Muß schweigen und klagt nicht.“
„Man müßte immer schlafen, dann spürt man nichts, sagt der Vater zum Kind.“
„So stehen die Tage, wie Gänse in Adinas Kopf, aneinandergedrängt ohne Dorf, versteckt wie ein Rückgrat und endlos lang.“
„Seine Flüche sind kalt, seine Flüche sind nicht zum Essen, nicht zum Schlafen. Zum Herumirren und Frieren sind sie, steigen zwischen Maisstengeln hinauf und würgen sich. Zum Wirbeln und flachen Hinlegen sind seine Flüche, zum kurzen Toben und langen Stillhalten. Wenn Flüche gebrochen sind, hat es sie nie gegeben.“
ich mag müller, hab aber einige zeit gebraucht, bis ich mich eingelesen hatte. zu ungewohnt ihre art zu schreiben und mit worten bilder zu malen…
lg
fs
Ohja, definitiv ungewohnt. Sehr verdreht … aber gut. Allerdings ist es mir manchmal schwer gefallen, Zugang zu finden.