“The art of saumensching”
“Saumensch, dreckigs” wird Liesl von ihrer Pflegemutter genannt – aber das ist nicht so böse gemeint, wie es klingt. Denn eigentlich hat Liesl es gut bei ihren Pflegeeltern in der Nähe von München. Jede Nacht lässt ein Traum sie aufschrecken – und ihr Pflegevater Hans ist immer da, um ihr beizustehen. Alles könnte gut sein – wären das nicht die Jahre ab 1938, in denen es finster wurde in Deutschland. Liesl lernt die Liebe zu Büchern kennen, Freundschaft und Toleranz – aber auch Ausgrenzung, Hass und den Tod. Dieser ist ihr stets näher, als sie ahnt … denn er ist es, der uns Liesls Geschichte erzählt.
Wenn jemand stirbt, kommt der Tod, um ihn zu holen, und er sieht dabei Farben. Vorsichtig nimmt er die Seele mit sich. Während die Nazis in Europa wüten, hat er alle Hände voll zu tun. “The bombs were coming – and so was I.” Und es lässt ihn nicht kalt, was in dieser Zeit geschieht: “For me, the sky was the colour of Jews.” Er macht sich Gedanken, der Tod, Gedanken über das Sterben und über die Menschen. Er tut dies auf eine sehr distanzierte und herrlich sarkastische Weise: “Proof again of the contradictory human being. So much good, so much evil. Just add water.”
Über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zu schreiben, ist schwer – denn man hat das Gefühl, dass darüber schon unendlich viel erzählt wurde. Markus Zusak nähert sich dem Thema auf originelle und mutige Weise: Den Tod von dieser düsteren Zeit berichten zu lassen, ist ein genialer Schachzug. Es gelingt ihm, eine neue Sicht zu eröffnen auf das Schicksal der Menschen, er nähert sich den Ereignissen ein wenig zynisch, aber nie ohne Herz. Er gibt dem Tod Gefühle, er vermenschlicht ihn – und wird dennoch nie kitschig. The Book Thief ist so berührend und traurig, dass ich an einer Stelle tatsächlich nicht mehr anders konnte als zu weinen. Und doch ist es ein Buch, das lächeln macht, das den Humor durchglitzern lässt durch alles Leid. Wunderbar sind die kurzen, in einer anderen Schrift gesetzten Einschübe und die gezeichneten kleinen Geschichten. Besonders erwähnenswert sind auch die vielen deutschen Ausdrücke in der englischen Version – wer kann, sollte den Roman unbedingt im Original lesen, das macht noch viel mehr Spaß.
The Book Thief ist ein Buch, das wehtut, das sich nach innen bohrt. “Imagine smiling after a slap in the face. Then think of doing it twenty-four hours a day. That was the business of hiding a Jew.” LESEN!!!
und trotzdem werde ich es nicht lesen 😉
Banause! ;o)
Ich mochte es auch sehr und geweint hab ich auch 😉
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