Amerika in den Goldenen Zwanzigern
“La donna è mobile, qual piuma al vento …” ist eine bekannte Zeile aus der Oper Rigoletto von Verdi, die Frau wird darin als launisch, als flatterhaft bezeichnet – es ist unmöglich, sie festzuhalten, sie ist wie eine Feder im Wind. Auf Daisy, die Frau, die in F. Scott Fitzgeralds bekanntestem Roman The Great Gatsby im Mittelpunkt der männlichen Begehrlichkeit steht, trifft das zu. Erzählt wird die Geschichte von ihrem Cousin zweiten Grades, einem jungen Mann namens Nick Carraway, der in den Osten zieht und in New York als Aktienmakler arbeitet. In der Villa neben seiner Unterkunft werden allabendlich rauschende Feste mit Musik, Tanz und Alkohol gefeiert: Hier wohnt der reiche Gatsby. Nick lernt ihn kennen und wird Teil der illustren Gesellschaft, zu der auch die golfspielende Jordan Baker gehört, mit der Nick eine Affäre beginnt. Als sich herausstellt, dass Gatsby und Daisy einander kennen, ja, dass sie einander geliebt haben damals, bevor Daisy den grobschlachtigen und reichen Ex-Footballspieler Tom Buchanan geheiratet hat, arrangiert Nick ein Treffen zwischen den beiden. Und ebenso unvorhergesehene wie verhängnisvolle Ereignisse nehmen ihren Lauf …
The Great Gatsby spielt in einer Zeit, in der Amerika wie der Großteil der Welt im Aufbruch war. Der Erste Weltkrieg war zu Ende, neuer Wohlstand wurde geschaffen, die jungen, intellektuellen und vermögenden Leute langweilten sich. F. Scott Fitzgeralds Porträt einer Generation, die nicht viel mit sich anzufangen weiß, gilt als sein “masterpiece”. Der Autor selbst hatte ein bewegtes Leben, das vor allem von der nervenzehrenden Liebe zu seiner Frau Zelda bestimmt war, die mehrere Aufenthalte in Nervenkliniken hinter sich brachte. In der Kürze – das Original hat knapp 140 Seiten – bleibt dieser Roman eher eine Erzählung und geht nicht in die Tiefe, er wartet aber mit überraschenden und durchaus gesellschaftskritischen Geschehnissen und einem Ende auf, das alles zusammenfügt.
Wie Fitzgerald seine angeödeten Charaktere lügen, betrügen, trinken und feiern lässt, ist interessant zu lesen. Sie sind egoistisch und jeder für sich – Daisy, Tom, Gatsby und Nick – nur auf ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse bedacht. Tom und Gatsby buhlen um Daisys Liebe, die seltsam leblos und unberührt vom Leben bleibt, sie ist wie eine schöne Puppe, die man ansehen und nach Belieben anziehen kann, die aber keine eigene Meinung oder eigene Gefühle entwickelt. Sprachlich ist das Buch gelungen und stimmig, stellenweise nicht richtig spannend, dann aber wieder mit guten Teasern und pontierten Formulierungen. Das Ende des großen Gatsby ist tragisch, die Moral gerät ins Wanken, Rache wird verübt – und ob es den Richtigen getroffen hat, mag jeder Leser selbst entscheiden. Unbedingt ist The Great Gatsby ein Buch, das man gelesen haben sollte.
Sehr schön, Mareike. Ich hätte es selbst nicht besser sagen können.
Meine Geschenke kommen ja bisher richtig gut an.. vielleicht gibts dann nochmal eins.