Spuk oder Hysterie? Eine Antwort in vier Akten
Constance hat den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft: Der Wissenschaftler Joseph hat sie geheiratet, sie wohnt nun in einer noblen Gegend. Nach zahlreichen Fehlgeburten konnte sie ihm auch endlich ein Kind schenken: Tochter Angelica. Diese schläft nun seit rund vier Jahren im elterlichen Schlafzimmer – weil Constance jeden Annäherungsversuch ihres italienischen Gatten unterbinden will. Als er die Kleine jedoch in ein eigenes Zimmer verbannt, steigert Constance sich in eine Panik hinein, die sich zu einem regelrechten Wahn ausweitet: Zwischen ihr und Angelica scheint eine mysteriöse Verbindung zu bestehen, denn immer wenn Constance ihren nächtlichen Angreifer abwehren muss, trägt das Kind dieselben Verletzungen davon. Constance ist davon überzeugt, dass im Haus ein Dämon sein Unwesen treibt. Loswerden soll ihn Anne Montague, ein Medium. Die macht alles aber nur noch schlimmer …
400 Seiten lang quälen den Leser die Fragen: Ist Constance verrückt? Ist Joseph ein Kinderschänder? Was hat es mit den höchst dubiosen Vorgängen im Haus auf sich? Beantwortet werden sie alle am Schluss von demjenigen, der sich die ganze Zeit über hinter dem Ich-Erzähler verbarg. Ein schöner Schachzug, der nur leider bei genauerem Hinsehen keinen Sinn ergibt. Überhaupt sind die Ereignisse recht wirr und undurchsichtig, Arthur Phillips verbirgt viel und bringt sich dadurch selbst in die Bredouille, dass er nichts verraten darf, den Leser ja aber dennoch bei Laune halten muss. Das ist nur bedingt gelungen. Zwar bin ich die ersten 100 Seiten über durchaus gefesselt, mein Interesse lässt dann aber spürbar nach, was vermutlich auch daran liegt, dass die Geschichte aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt wird und unnötige Längen hat. Constance ist eine wehleidige Frau ohne Selbstbewusstsein und eine eifersüchtige Mutter, die in einer Zeit lebt, in der Frauen nichts zu sagen, sondern nur ihrem Mann zu dienen haben. Leider geht sie mir ziemlich auf die Nerven, genau wie diese ganze sinnlose Story. Angelica hat sehr wohl gute Seiten, es ist einigermaßen spannend, ganz gut geschrieben und stellenweise thrillermäßig wie Der Exorzist. Für mich überwiegen aber die schlechten Seiten: Mir ist das alles zu geheimniskrämerisch, zu wirr, zu übertrieben, zudem kann ich die Protagonisten allesamt nicht leiden, weil sie sich so hysterisch verhalten.