So verwirrend wie ein Traum
Russell Hoban hat ein Buch über das Träumen geschrieben – über das Klarträumen, das Hineinziehen anderer Menschen mit dem eigenen Traum. Genau das tut nämlich Amaryllis, sie zieht den Maler Peter in ihren Traum von einem Bus aus Papier, in den er nicht einsteigen will. Dann – als wäre es kein Zufall – treffen sie sich im wirklichen Leben. Und das ist genauso absurd und surreal wie das Leben im Traum. Haben die beiden eine Liebesbeziehung? Was genau will Amaryllis eigentlich von Peter? Man weiß es nicht. Dass die beiden außerdem nicht von träumen sprechen, sondern von flübben, hat etwas sehr eigenartig Kindliches.
Ich bin mir bei diesem Autor auch am Ende des Romans nicht sicher, ob ich ihn mag oder ob er mich unheimlich nervt. Mir gefallen einige seiner schönen, feinsinnigen Metaphern, andere finde ich zu verstiegen – so hat etwa Amaryllis einen “präraffaelitischen Gang”, der mehrmals erwähnt wird. Dieses Buch zu lesen, ist so ähnlich, wie früher Dawson’s Creek zu schauen, wo man sich ständig fragen musste: Wer um alles in der Welt redet so?! Hoban lässt Amaryllis Sätze aussprechen wie: “Wir wollen doch nicht gleich unsere ganze Vergangeneit ausbreiten, Peter, okay? Lassen wir sie lieber im Laufe der Zeit allmählich aufgehen wie Wasserblumen.” Ja. Genau. Das sage ich auch ständig!
Ich kann aber nicht umhin, dem Roman Originalität zuzusprechen – ein für mich sehr wichtiges Kriterium. Man weiß bei diesem Autor nie, woran man ist, was im nächsten Kapitel passiert – und warum. Auf dieses Buch muss man sich einlassen wie auf einen Traum, den man nicht beeinflussen und vielleicht auch nicht verstehen kann. Was mich persönlich aber nicht gerade zufriedenstellt.