Ein Kind zu bekommen, war früher manchmal tödlich
Ein historischer Roman von einer weiblichen Autorin, und um Liebe soll es auch noch gehen – das ist für gewöhnlich nichts, was in meinem Bücherwurmmagen landet. Dieses Buch jedoch hab ich vom Verlag geschenkt bekommen, und da man einem solchen Gaul ja nicht ins Maul schaut, wollte ich ihm zumindest eine Chance geben. Und siehe da – so schlecht war es gar nicht. Denn Monika Bittl hat gut recherchiert und bietet interessante Einblicke in das Leben, wie es 1811 in München und in Salzburg gewesen ist. Das hat mich natürlich auch deshalb zum Weiterlesen animiert, weil beide Städte meine Hometowns sind.
Lucilie ist Bayerns Oberhebamme, sie besitzt ein großes Wissen über die Heilkraft der Kräuter – aber es gibt unendlich viel, was sie nicht weiß. Die Methoden, mit denen sie arbeiten muss, sind teilweise barbarisch. Mangelnde Hygiene, Kindbettfieber und Aberglaube erschweren ihr die Geburtshilfe – genauso wie die Arroganz der männlichen Ärzte und ihre Einstellung, Hebammen seien Scharlatane, denen man das Handwerk legen müsse. Die Medizin ist zu dieser Zeit nicht mehr als eine Ansammlung kruder Theorien, eine absurder als die andere, wirklich zu wissen scheint kaum jemand etwas. Die zweite Perspektive dieses Buchs gehört dem Arzt Denaro, der zwischen Tirol, Bayern und Salzburg werkt. Als sich die Wege von Lucilie und Denaro kreuzen, kommt ein altes Geheimnis ans Licht, das mit Lucilies Vergangenheit zu tun hat.
Dieses Buch ist recht flüssig zu lesen, es will keinen Literaturpreis gewinnen, sondern unterhalten – und das gelingt. Die Geschichte ist gut konstruiert, durch die geschickte Einbindung der damaligen Verhaltens- und Denkweisen wirken die Geschehnisse durchaus glaubhaft. Schade ist, dass der Klappentext im Prinzip schon die ganze Geschichte verrät – und so viel von der Spannung zerstört. Stilistisch ist Bergwehen nicht überragend, aber okay, deshalb drei Sterne für diese interessante Reise in die Vergangenheit.