Sparsame Worte mit umso größerer Wirkung
Die Frau im Mond ist ein dünnes Büchlein, die Autorin geht sparsam um mit ihren Worten. Und das macht sie gut: Sie erzählt von ihrer Großmutter, einer Sardin aus Cagliari, die für verrückt gehalten wird, weil sie anders ist, weil keiner sie heiraten will, weil sie die Liebe sucht und sich vor Verzweiflung in den Brunnen stürzt. 1943 hält ein Mann aus Dankbarkeit der Familie gegenüber um ihre Hand an. Er ist ein guter Mann, und es tut ihr sehr leid, dass sie ihn nicht lieben kann. Wegen der vielen Nierensteine in ihrem Bauch kann sie lange Zeit keine Kinder bekommen – und muss eine Kur machen. Dort trifft sie den Reduce, dort trifft sie die Liebe.
Mit wunderbarer Leichtigkeit erzählt Milena Agus die Geschichte der Großmutter, die – so erklärt es später ihre Schwiegertochter – die Familie gerettet hat, indem sie all die Unordnung auf sich genommen hat. Stellenweise fehlt mir ein bisschen die Liebe zum Detail, ich hätte gern noch mehr erfahren, mehr gelesen. Trotzdem gefällt mir dieser sparsame, reduzierte Stil, und die Geschichte selbst gefällt mir noch mehr. Die Frau im Mond ist kein hochliterarischer Roman, aber ein kleines, feines Buch, das einfach lächeln macht.
Lieblingszitat: Und die Sehnsucht ist eine traurige Sache, aber ein bisschen Freude ist auch dabei.