Von einem Mann, der eine Frau beeindrucken will
Lila, Lila war mein erstes Buch von Martin Suter – ob es auch das letzte war, darüber bin ich mir noch nicht im Klaren. Eine liebe Freundin es mir geschickt, damit ich diesen Schweizer Autor kennenlerne. Und ich bin mit dem Lesegenuss von Lila, Lila durchaus zufrieden … wie mit einer normalen, gut sitzenden Jeans, mit der man angezogen, aber nicht unbedingt ein Hingucker ist. Der schrägen Metapher kurzer Sinn: Lila, Lila erzählt ganz einfach eine Geschichte, und zwar auf sehr direkte, schnörkellose Weise. Nichts an der Handlung hat mich jedoch überrascht, weshalb sich meine Faszination in Grenzen hält.
Ich mag es, wie Suter schreibt, sehr klar, sehr mündlich. Das ist eine Wohltat zwischen all den aufgeblasenen Romanen, die mit komplizierten Satzstrukturen glänzen wollen. Damit gibt sich Suter nicht ab, er erzählt drauflos, von David, der sich in Marie verliebt und sie mit einem Manuskript beeindrucken will, das er nicht selbst geschrieben, sondern gefunden hat. Schnell entwickelt diese scheinbar harmlose Idee eine Eigendynamik, sie wird nach dem Schneeballprinzip immer größer, um David zu überrollen. Das ist klug aufgearbeitet und sehr logisch – der Autor verlässt die Bahn, die er zu Beginn vorgezeichnet hat, nicht. Er baut zwei, drei originelle Wendungen ein, die das Buch eindeutig besser machen, ist ansonsten aber gezwungen, seiner eigenen Struktur zu folgen. So kommt es am Ende eben, wie es kommen muss.
Eine klare Meinung über Lila, Lila zu haben, scheint schwer zu sein. Ich stehe dem Buch merkwürdigerweise neutral gegenüber – ich finde es nicht schlecht, ich finde es nicht überragend, ich habe es einfach gelesen. Wie ich mich kenne, werde ich den Inhalt bald vergessen haben. Meist bleiben mir eher Gefühle übrig … hier ist es die angenehme Zufriedenheit, eine passende Jeans gefunden zu haben.
eselsohren schrieb am 13. Mai 2009 @ 14:26
das klingt doch gar nicht übel “sehr klar, sehr mündlich”. und die Idee vom gefundenen Manuskript erinnert mich an ein Buch von José Ángel Mañas: “Die Geschichte meines unheimlichen Erfolges”
Klaut schrieb am 14. Mai 2009 @ 17:56
Diese Fettungen… sind die für die dummen Blog-Leser? Damit sie mit wenigen Worten kapieren, um was es geht?
Lila, lila war der letzte Suter, den ich gelesen habe, die vorher erschienen Romane kenne ich alle. Und die waren um Längen besser. Gib ihm noch ne Chance!
Mariki schrieb am 15. Mai 2009 @ 8:11
Du hast es durchschaut!
Welches hat dir denn am besten gefallen? Dann lese ich das.
Klaut schrieb am 15. Mai 2009 @ 9:44
Mich zwischen “Small world” und “Die dunkle Seite des Mondes” zu entscheiden fällt schwer. Vielleicht letzteres wegen des schöneren Titels?
Mariki schrieb am 15. Mai 2009 @ 9:45
Wobei dumme Menschen hier natürlich gar nicht herkommen …
Klingt gut. Ich setze es mal auf die Liste! Soll Herr Suter seine zweite Chance bekommen.
Mir ging es mit “Lila, Lila” ähnlich wie dir. Martin Suter hat meiner Ansicht nach bessere Romane geschrieben, das stärkte Buch, das ich bisher von ihm gelesen habe ist “Die dunkle Seite des Mondes”. Sehr zu empfehlen!
Eine schöne und ehrliche Rezension, danke dafür. 🙂