Nur noch wenige Tage bis zur Entscheidung über die Longlist!
Sieben Manuskripte habe ich zur Gänze angefordert, fünf davon hab ich bereits gelesen … und alle fünf sind wieder ausgeschieden. Das lag in keinem einzigen Fall daran, dass der Autor nicht schreiben kann, absolut nicht. Ich habe alle fünf Geschichten mit großem Interesse gelesen. Da waren Jugendliche dabei, die durch Berlin streunen auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen, da gab es einen Mann, der Visionen hat und sehen kann, ob jemand krank ist oder bald stirbt, ich habe eine Frau kennengelernt, die auf einer Party einen Mann trifft, mit dem sie gern die Nacht verbringen würde, fiele er nicht plötzlich aus dem Fenster, ich habe an mehreren amüsanten Schlendergängen teilgenommen und dem Verfall einer Ehe nach dreißig Jahren zugesehen.
Ich habe jedes Manuskript sehr aufmerksam gelesen, und ja, ich weiß, dass das Rohfassungen sind, die noch Bearbeitung brauchen, ich schreibe selbst, ich kenne meine eigenen Rohfassungen. Doch für den Blogbuster entscheidend ist die Frage: Ist das ein Roman, der zwar noch ein scharfes Lektorat benötigt, ansonsten aber fertig ist? Der funktioniert, durchdacht und stringent ist, mit Handlungssträngen, die zusammenlaufen, mit einem stimmigen Ende? Das war bei all diesen fünf Manuskripten, aus unterschiedlichen Gründen, nicht der Fall. Manches lief ins Leere, anderes war schlicht noch zu unfertig, mit 130 oder 160 knappen Seiten eher die Skizze eines Romans, und es fehlt noch zu viel, um damit ins Rennen zu gehen. Auch das umgekehrte Problem tritt auf, dass ein Entwurf viel zu lang ist, seitenweise Dialoge über Dialoge enthält, dass er um die Hälfte gekürzt werden könnte, weil er noch viel zu erklärend und zu wenig subtil ist.
Ich kenne das Gefühl, wenn man sein Manuskript an jemanden schickt und bangend auf das Urteil wartet, ich kenne es bestens. Deshalb habe ich mir bei jedem Autor Zeit für ein ausführliches Feedback genommen. Mir ist klar, dass es trotzdem hart ist, wenn man gesagt bekommt: Das ist gut, aber noch nicht gut genug. Andererseits bin ich ein Verfechter von konstruktiver Kritik, weil ich glaube, dass sie einen weiterbringt, wenn man das Ego beiseiteschiebt und sich wirklich damit auseinandersetzt. Ich musste selbst schon krasse Rückmeldungen aushalten, und mein Buch ist dadurch besser geworden. Ich bin sehr erleichtert, dass auch meine Autoren durch die Bank positiv reagiert haben: Ich weiß das sehr zu schätzen, habe ich als Antwort bekommen, Ich bedanke mich herzlich für dein Engagement und: Vielen Dank für den angenehmen, freundlichen Kontakt. Darüber freue ich mich vor allem deshalb, weil meine Mails schon sehr direkt waren mit einer konkreten Aufzählung der Kritikpunkte, weil ich, wie ihr wisst, nicht um den heißen Brei herumrede und weil man sowas leicht in den falschen Hals bekommen kann. Deshalb auch von meiner Seite: Vielen Dank an euch fünf, dass ihr cool geblieben seid und so professionell reagiert habt. Ich wünsche euch von Herzen viel Erfolg für eure Projekte, ihr werdet euren Weg machen!
Für mich bedeutet das aber nun, dass ich nur noch zwei verbliebene Manuskripte habe. Die werde ich heute und morgen lesen, dann wird meine Entscheidung fallen, mit welchem Roman ich beim Blogbuster antrete bzw. ob ich überhaupt antrete. Denn ich werde nur mitmachen, wenn mich ein Manuskript tatsächlich völlig überzeugt, wie es letztes Jahr mit Heike Dukens Rabenkinder der Fall war. Drückt mir die Daumen!
So macht man das – nicht öffentliche Zurschaustellung, sondern ehrliches direktes Feedback! Das gefällt mir sehr gut und ich denke, die Autoren sind wirklich sehr dankbar. Dennoch denke ich, und das hat nun nicht mir Dir und Deiner Auswahl etc. zu tun, dass man, wenn es denn so ist, dass hier zwar ein Debütroman gesucht wird, dieser aber schon so auskonzipiert sein muss, wie ein Roman eines Autors, der bereits Erfahrung hat, bereits veröffentlicht hat, dieses Konzept noch einmal überdenken sollte. Denn hier wirklich einen Roman zu finden, der außergewöhnlich, gut erzählt und noch dazu wenig Lektorat braucht … ist ein ambitioniertes Unterfangen. Aber wer weiß, vielleicht ist es eines der beiden Manuskripte, die Du noch vor Dir hast. Ich drücke die Daumen und ich finde Deine Entscheidung gut, nur ins Rennen zu gehen, wenn Du wirklich überzeugt bist. LG, Bri
Ich stimme dir zu, ich denke das auch. Es ist wirklich schwierig. Bei manchen Manuskripten denke ich: Das könnte was werden, irgendwann, aber es ist einfach noch nicht so weit. Und im Rahmen von Blogbuster kann ich diese Arbeit halt nicht leisten bzw. das Timing ist zu eng. Aber ich bin sehr froh, dass die Autoren so positiv reagiert haben, auch wenn sie natürlich enttäuscht sind.
Gut das von jemandem bestätigt zu bekommen, der ja jetzt schon zum zweiten Mal dabei ist. Das stelle ich mir alles zwar spannend auch aber schwierig vor, denn wären die Manuskripte so fertig und so gut – und wir reden ja hier durchweg von Debüts – dann wären sie wohl bereits untergekommen. Das ist die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen, die ihr da sucht.
Naja, jein … man scheitert ja auch mit einem fertigen und guten Manuskript an den verschlossenen Türen der Verlage. Der Roman, den ich letztes Jahr hatte, der war schon jahrelang unterwegs und wurde überall entweder nicht gesehen oder abgelehnt. Erst durch die Aufmerksamkeit vom Blogbuster haben die Rabenkinder dann ihre wohlverdiente Chance bekommen – und erscheinen jetzt im Herbst.
Ja, aber das sind schon hohe Hürden für einen Erstling, die da aufgelegt werden, dass muss man sich erst mal so bewusst machen. Auch als Autor, ich weiß nicht, ob das allen so klar ist, die da einschicken. Auf jeden Fall finde ich Deine Umgehensweise mit den Texten sehr schön.
Es ist mir wichtig, niemanden bloßzustellen. Das wäre nicht fair, und diese Autoren haben mir ihre Manuskripte ja anVERTRAUT.
Genau, das sehe ich auch so und finde es super, dass Du das machst, wie Du es machst. <3
Auch wenn es halt jetzt für mich bedeutet, dass ich viel Zeit und Arbeit investiert habe, ohne dass etwas dabei herauskommt 🙁
Oha, also auch die beiden letzten nicht? Schade. Aber so ist das dann eben. Auf jeden Fall ist es ehrlich. LG
Mareike, so muss man es schreiben. Nicht herablassend, aber trotzdem ehrlich. Hast du noch einen Favoriten finden können?
Danke 🙂 Wenigstens das … nein, noch nicht.
Ich drücke die Daumen, daß Sie ein Manuskript einreichen werden und das Weitere, dann der Hauptjury überlassen und bin was den Bloggerbuster betrifft immer ein wenig über die allzu strengen Juryentscheidungen erstaunt.
Warum muß man da eigentlich so super super streng sein? Das verstehe ich nicht wirklich, weil man sich ja als Blogger nicht wirklich durch seine Superansprüche qualizfiert oder nicht?
Ich wünsche Ihnen jedenfalls für Ihr Buch alles Gute, wenn es zu mir kommt, werde ich es lesen und dann wahrscheinlich wieder nicht so superstreng besprechen, alles Liebe aus Wien!
Ich qualifiziere mich eher als Lektorin denn als Bloggerin, ich arbeite seit zehn Jahren für große Publikumsverlage und denke doch, dass ich Manuskripte beurteilen kann – ich habe bereits Hunderte davon redigiert und bearbeitet. Superstreng bin ich nicht, nur realistisch.
Super, ich scheine ja eher den psychologischen Zugang zu haben und bin bei den sogenannten Fehlern nicht so genau, allerdings würden wahrscheinlich weder Tomer Gardi, Arno Schmidt und wahrscheinlich auch nicht Ernst Jandl den lektorischen Ansprüchen entsprechen und sind trotzdem gedruckt bis berühmt geworden, liebe Grüße, freue mich auf Ihr Buch!
Ach, um Fehler geht es gar nicht. Viel mehr um die Figuren, ob sie ausbalanciert sind, um den Plot, ob er funktioniert, um die Idee, ob sie einen ganzen Roman trägt. Das hat mit Lektorat und Rechtschreibung wenig zu tun, auch nicht mit Psychologie …
Und das ist, wie ich immer wieder beim Lesen merken kann, gar nicht so einfach, was jetzt ein ausbalancierter oder gut funktionierender Plot ist oder nicht?
Haben Sie schon einmal das “Literarische Quartett” oder ein andere Literaturkritiersendung gesehen?
Da sagt der eine, das ist wunderbares Buch und der nächste zum selben, das ist der größte Schmarrn, weil Literaturhöchstwahrscheinlich doch etwas Subjektives ist und auch die schärsten Kritiker unbewußt so kritisieren werden und was den Buchpreis betrifft, den sie ja auch beurteilt haben, da fällt mir, seit ich das tue, immer stärker auf, daß da vermehrt in schönster Sprache Bücher von bekannten Autoren draufstehen, die immer wieder über ihre Midlifekrise schreiben, fünfmal oder so im letzten Jahr würde ich schätzen und da fragte ich mich schon, was ist das Einzigartige daran und will ich das als Frau wirklich so oft lesen und ob da der Plot so gut funktkioniert, bin ich mir auch nicht immer so ganz sicher!
Beim Blogbusterpreis fiel mir auf und das gefällt mir nicht so besonders, wie streng die Blogger da sind und meiner Meinung nach öfter übers Ziel hinausschießen, was ich den Autoren gegenüber, als etwas ungerecht betrachte.
Denn was ist schon dabei, wenn Sie oder Jochen Kienbaum beispielsweise ein Buch vorschlagen, was Sie nicht so ganz überzeugt?
Vielleicht gefällt es den anderen trotzdem und es wird der Hit des Jahres und wenn nicht, dann schlagen Dennis Scheck oder die anderen Haupturoren ein anderes Buch vor und die nicht so guten Texte, können ja immer noch selbst herausgegeben werden und da bin ich nun mal der Meinung, daß jeder der schreiben will, es tun sollte und schön wäre natürlich wenn die Leser offen und interessiert daran herangehen würden und nicht gleich, das ist ja Schmarrn schreien würen!
Ich versuche das jedenfalls zu tun und erlebe dabei immer wieder Überraschungen und das ist für mich auch das Spannende am Lesen und an der Literatur und wahrscheinlich auch der Grund warum ich nicht so viel “motze” und das auch gar nicht muß!
Wieder liebe Grüße aus Wien, wo ja immer noch die experimentelle Literatur den Vorrang hat und in der “Alten Schmiede” oft Leute lesen, die von funktionienden oder auch nicht funktionierenden Plots nicht so viel halten und da wäre ja auch die Grand dame der Literatur, Friederike Mayröcker, die demnächst dort lesen wird, ein prominentes Beispiel!
https://literaturgefluester.wordpress.com/2018/02/12/zwei-herbert-j-wimmer/
Beim Bloggerdebutpreis hat mir übrigens gefallen, daß da die Blogger nicht so streng argumentierten und auch nicht meinten, daß ae nur so ihre Qualität beweisen können und da war interessant, daß letztlich nicht das sprachlichst anspruchvollste, sondenr ein eher leicht zu Lesendest gewonnen hat und da auch diskutiert wurde, daß der Durchschnittsleser gar nicht so sehr das sprachlich anspruchsvolle, sondern das Spannende lesen will, weshalb die Buchhändler oft auch über die Buchpreislisten stöhnen!
Ich habe mich da zuerst für das meiner Meinung nach für das sprachlich anspruchvollste Buch entschieden, dann für einen DDR-Roman und dann für den Zehrer.
https://literaturgefluester.wordpress.com/2017/12/09/die-blogger-debut-preis-entscheidung/
Das aber erst im zweiten Anlauf, zuerst dachte ich, ich müßte sprachlich rangreihen, aber es gibt soviel andere Literatur und wenn das experimentelle am Leser vorbei geht, hat man auch nicht viel davon!
Da habe ich dann, was mir noch immer leid tun, das Buch der Juliana Kalnay unberücksicht lassen mßen und so denke ich, obwohl ich ja gerne beim Buchpreisbloggen mitmachen würde, immer noch, daß man Bücher weder rangreihen soll und das auch nicht wirklich kann!
Hätte ich ein Manuskript, das mich “nicht so ganz” überzeugt, würde ich damit ins Rennen gehen. Aber ich habe nur welche, bei denen ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass sie sofort wieder rausfliegen. Und kann ich das dem Autor antun, ist das fair? Ich finde nicht. Ich kann auch nicht dahinterstehen und mich dafür einsetzen.
Ja, da bin ich anderer Ansicht, weil das Manuskript ja ohnehin nur eine Chance von 1 zu 15 oder so hätte, aber ich habe gerade gelesen, daß sich auch andere nicht entscheiden können. Also wird es den Preis aus Mangel an Qualität vielleicht bald gar nicht mehr geben…?
Fair wär es vielleicht gewesen, dem Autor eine Chance zu geben, aber fair ist wahrscheinlich kein Kriterieum für die Auswahl von Manuskripten und was das Dahinterstehen betrifft ist das, wie ich an mir während meinerJurytätigkeiten merken, auch nicht so einfach.
Da habe ich schon mal Autoren nicht vorgeschlagen und mich nachher gefragt, warum und bei den anderen habe ich das später auch nicht immer noch gewußt!
Also bin ich auf den “Blogbuster” und seine Zukunft sehr gespannt wünsche den nicht eingereichten Autoren viel Erfolg!
Vielleicht werden sie es, wie Robert Schneider und ich glaube auch Joanne k. Rowling machen oder ihre Sachen selber herausgeben und dann vielleicht auch entdeckt werden oder auch nicht.
Danke jedenfalls für das Veröffentlichen meines Kommentars!
Sie sehen der “Blogbuster” liegt mir am Herzen und wünsche mir wirklich, er wird nicht an den hohen Ansprüchen seiner Juroren untergehen, obwohl ich da nicht einreiche, sondern es weiter selber mache und werde versuchen am 10. April ins Wiener Liiteraturhaus zu kommen und Sie ansprechen, aber vielleicht sehen wir uns schon in Leipzig!
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