Es ist nicht so, wie es aussieht. Das möchte ich nur mal sagen. Es sieht nämlich bisweilen so aus, als seien wir Blogger ausschließlich trivial unterwegs. Das Feuilleton stellt uns gern in die Chicklit-Vampire-Ecke, spricht uns jegliche Literaturkompetenz ab. Inwieweit das zutrifft und wo genau die Grenze verläuft zwischen Hobbyrezensenten und Literaturkritikern, vermag ich nicht zu entscheiden und soll auch nicht Inhalt dieses Beitrags sein. Darüber wurde schon viel geschrieben, darüber wird noch viel diskutiert werden, und ich bin es schon lange leid. Wir Menschen müssen einander immer kritisieren, statt friedlich zu koexistieren.
Ich möchte kein Literaturkritiker sein und würde mir nie anmaßen, so viel zu wissen wie die Experten. Ich halte mich auch nicht für derart belesen. Aber: Ich bin auch nicht, wie wir in Österreich sagen, auf der Nudelsuppe dahergeschwommen. Ich hab die großen Namen gelesen, die großen Titel, die großen Klassiker. Allein: Im Bücherwurmloch merkt man davon reichlich wenig. Warum? Es gibt diesen Blog zwar seit über acht Jahren, die Klassiker habe ich mir aber lange davor einverleibt, und geschrieben habe ich über sie nie.
Wie ich bereits erzählt habe, behalte ich kaum Bücher. In meinem Regenbogenregal stehen insgesamt nur 300. Und heute habe ich gezählt: 56 davon sind Klassiker oder das, was man im weitesten Sinne als solche bezeichnen könnte. Diejenigen unter euch, die von langen Buchreihen umgeben sind, bekommen bei dieser mickrigen Zahl bestimmt Schnappatmung. Und mir ist klar, dass nicht alle Titel, die ich dazugezählt habe, dieser Kategorisierung entsprechen, aber das ist ja das Schöne am Bloggen: Ich kann hier tun, was ich will.
Da sind sie also: Goethe und Schiller, Nestroy und Shakespeare, Jandl und Kundera, Horváth und Hemingway. Vielleicht denkt ihr euch beim Anblick der Bilder: Da fehlen aber viele. Ich konnte aus meiner Kindheit und Jugend leider nur wenige Bücher retten, denn während ich einst zu Ausbildungzwecken in München war, sind sie aus meinem Elternhaus … verschwunden, sagen wir es so. Hier seht ihr die, die ich noch besitze, und somit die klassischsten Bücher in meinem Regal. Eine riesige Bücherwand, wie sie viele meiner Bloggerkollegen haben, mit klingenden Namen und prächtigen Bänden, besitze ich nicht. Das stört mich nicht weiter, vielleicht bekomme ich eine solche noch, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, oder die Klassiker bleiben eben weiterhin da, wo sie jetzt sind: in meinem Kopf. Das ist nicht so wichtig. Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben!
Zu den Verbliebenen habe ich eine besondere Beziehung. Als ich etwa fünfzehn war, war ich vernarrt in die Gedichte von Heine und Jandl, so unterschiedlich sie auch sind. The old man and the sea ist eines der ersten Bücher, die ich auf Englisch gelesen habe, und weil ich es noch nicht so gut konnte, habe ich ständig in der deutschen Ausgabe nachgeschaut, was die Wörter bedeuten. Später an der Uni war ich stolz, Lampedusa und Calvino im Original lesen zu können. Imre Kertész und Peter Handke haben mich sehr berührt, Thomas Bernhard und Ingeborg Bachmann, Marlen Haushofer, Javier Marias und Bertold Brecht. Auf sie alle vergesse ich manchmal, wenn die Flut der Neuerscheinungen über mich hinwegrollt, das gebe ich zu. Aber sie sind immer da, behalten ihre Plätze in meinem schmalen Regal, gehören zu den wenigen Büchern, die ich niemals weggeben werde. Und dass diese Sammlung im Endeffekt für manche vielleicht genau das bestätigt, was das Feuilleton behauptet, weil sie so klein ist, ist mir ganz einfach wurscht. Vielleicht, wenn ich alt bin und reich, kaufe ich alle Klassiker nach. Vielleicht auch nicht. Die Dinge bekommen ihren Wert nicht dadurch, dass man sie besitzt.
Ein richtig toller Beitrag – das wichtigste daraus finde ich wirklich “ich kann tun was ich will” das stimmt. Es ist nämlich dein Blog und niemand darf und soll dir sagen über was du wie schreiben musst! Ich liebe ja Klassiker, besonders angetan haben es mir ja die Brontë Schwestern und Shakespeare! Aber auch Austen finde ich grosse Klasse und will noch viele viele mehr lesen!
Oh, vielen Dank! Ja, Shakespeare und Austen sind ein MUSS. Die hab ich leider nicht mehr hier … aber vielleicht kauf ich sie irgendwann nach 😉
Der Bücher-Sammel-Wahn ist auch völlig überbewertet. Ich gehe mittlerweile dahin über, mir nur noch Bücher meiner Lieblingsautoren zu kaufen. Alle anderen werden ausgeliehen. Ich werde jedes Buch ohnehin nur ein Mal lesen, da meine Zeit auf der Erde zu kurz ist, um andere Werke dadurch zu verpassen. 😉
Ich meine: Wer soll das denn alles tragen, wenn man umzieht? Und wohin damit?
Interessant finde ich den Punkt: “Das Feuilleton stellt uns gern in die Chicklit-Vampire-Ecke, spricht uns jegliche Literaturkompetenz ab.”
Ich möchte sagen, da ist was wahres dran. Auf irgendeinem Blog fand ich mal eine Art Recherche, was deutsche BuchbloggerInnen denn mehrheitlich lesen und tatsächlich war es Jugend-Chick-Lit mit Fantasy-Einschlag. Liest man sich diese Blogs/Rezensionen durch, so fällt auf, dass dort kaum kritisch rezensiert wird. Jedes gelesene Buch erhält 4-5 Sterne und da stelle ich mir dann schon die Frage, inwieweit die Literaturkompetenz solcher BloggerInnen ausgeprägt ist, wenn schlichtweg alles, was gelesen wird, gefällt. Wer keine Schwächen in Literatur findet und sie benennen kann, was meiner Meinung nach auch mal zum Rezensieren dazu gehört, vor allem, wenn es sich um leichte bis triviale Kost handelt, dem würde ich schon ein gewisses Maß an Literaturkompetenz absprechen.
Was aber auch nicht schlimm ist. Diese BloggerInnen befinden sich in einem anderen literarischen Milieu, lesen mit einer anderen Motivation und schreiben für eine andere Zielgruppe. Durch ihr zahlreiches Auftreten scheint es Außenstehenden jedoch so, als sei das die Welt der deutschsprachigen BuchbloggerInnen.
Dass es jedoch auch BloggerInnen gibt, die anspruchsvollere Literatur lesen und besprechen (Ich höre schon die empörten Stimmen: “Was soll denn bitte anspruchsvolle Literatur sein?! Das ist doch subjektiv!” Blah.) sollte der Feuilleton nicht übersehen und/oder vergessen.
Ich freue mich jedoch über jeden Blog, auf dem ich Klassiker finde und bedaure es, dass ich so spät mit dem Rezensieren und Bloggen begonnen habe, sodass ich meine ganzen gelesenen Klassiker auch nicht mehr Rezensieren kann. 🙂
Liebe Grüße
http://lesenundgrossetaten.blogspot.de/
“Die Dinge bekommen ihren Wert nicht dadurch, dass man sie besitzt.”
Das sehe ich auch so…ebenfalls habe ich keinen Platz, um das allseits beliebte und ausufernde Buchsammeln zu betreiben. Was soll´s? Die Lieblingsautoren und Herzensbücher bekommen Bleiberecht, ansonsten gibt es eBooks oder Büchereien 😉
Mein Lieblingsklassiker, bzw Lieblingsschullektüre waren übrigens “Der kaukasische Kreidekreis” und “Homo faber”.
Liebe Grüße, Heike