„Die Einsamkeit in uns können wir nur gemeinsam überwinden“
Drei Geschwister, die nach einem Unfall allein zurückbleiben: Als die Eltern von Jules, Marty und Liz ums Leben kommen, verlieren die drei auch einander. Denn obwohl sie die Jahre bis zu ihrem Schulabschluss im selben Internat verbringen, gehen sie sich großteils aus dem Weg. Jeder versucht auf seine Weise, mit dem Schmerz fertigzuwerden, jedem gelingt es mehr schlecht als recht. Eine Zeitlang fühlt Jules sich nicht ganz so einsam, er freundet sich mit der geheimnisvollen Alva an, die ihm sehr wichtig wird. Alva hat allerdings ihr eigenes Päckchen zu tragen, sie verlieren sich aus den Augen. Doch damit ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende – und auch mit seinen Geschwistern wird Jules’ Weg sich erneut kreuzen …
Wie geht es euch, wenn ihr ein Buch zur Hand nehmt, das jeder, also wirklich jeder, der es gelesen hat, gut fand? Seid ihr skeptisch? Ich war es, als ich angefangen habe, Vom Ende der Einsamkeit zu lesen. Ich wollte wachsam sein. Doppelt so streng wie sonst. Mich nicht gleich einlullen lassen, nicht sofort auf den Zug aufspringen, in dem schon alle saßen. Aber ach, der Benedict. Er hat’s einfach drauf. Er ist ja ein bisschen sowas wie ein literarisches Wunderkind, sein Debüt Becks letzter Sommer wurde ein Wahnsinnserfolg, als er gerade 24 war. Schon nach wenigen Seiten war mir klar: Das mit der Skepsis, das kann ich gleich lassen. Und der Zug hat mich schon mitgenommen. Dieses Buch ist einfach gut.
Gefühlvoll ist es und klug und natürlich – das ist logisch bei der Story – sehr traurig. Einsamkeit ist das Thema, das sich durchzieht, in all ihren Facetten zeigt sie sich und bleibt dabei immer eins: eine Leerstelle in der Seele. Benedict Wells setzt seine drei Figuren einem schweren Schicksalsschlag aus und begleitet sie dann ein Leben lang, um zu sehen, wie es ihnen ergeht. Was macht der Schmerz mit ihnen, wie ertragen sie die Erinnerung? Manchmal meint er es gut mit ihnen, sie dürfen Versöhnung erleben und Glück, aber meist schlägt er ihnen im vollen Lauf die Füße unter dem Körper weg. Und das mitanzusehen, ist gar nicht so einfach. Es wühlt auf, es lässt einen nicht in Ruh, und als Jules dann noch einmal getroffen wird, richtig hart getroffen wird, bin ich regelrecht sauer auf den guten Ben. Wie kann er Jules und mir das antun? Und wie kann sein Buch trotzdem – oder genau deswegen – so herausragend sein? Das ist eine Frechheit. Aber manchmal stimmt eben doch, was die anderen sagen, und man sollte auf sie hören. Ich sage euch deshalb: Lest dieses Buch, es ist grandios. Ihr solltet auf mich hören.
Vom Ende der Einsamkeit von Benedict Wells ist erschienen im Diogenes Verlag (ISBN 978-3-257-06958-7, 368 Seiten, 22 Euro). Eine sehr schöne Rezension findet ihr bei Literaturen.
Dieses Buch steht bereits bei mir zu Hause und wird auf jeden Fall noch dieses Jahr gelesen. Danke für die tolle Rezension ♥
Es wird dir garantiert gefallen!
Es steht bei mir auf der Leseliste, dann sollte ich jetzt mal langsam lesen.
Ich habe es gerade zu Ende gelesen.
Ja, ich fand es auch gut. Aber im Klappentext wird angedeutet, dass es um ein “Geheimnis” geht, das Alva hat… also entweder ich hab das überlesen, oder es gab keins.
Im Prinzip ist es ja auch nicht so wichtig, ich hatte mir nur etwas anderes erwartet.
Alles in allem ein wirklich gelungenes, melancholisches Buch.
Hmmm, kann mich an den Klappentext nimma erinnern. Ich war sowieso sauer, weil das mit Alva so ausging…
Je mehr ich darüber nachdenke, desto “unscharfer” erscheinen mir die Figuren. Wirklich greifbar oder sympathisch find ich eigentlich keine davon, was irgendwie schade ist. zb hätte man aus Alvas Kindheit mehr machen können, die Geschichte mit ihrer Schwester, ich weiß nicht, da fehlt mir was.
Heute am Elbstrand fertig gelesen, es kommt auf meine Liste mit den zehn besten Büchern. Ich bin hin und weg von seinem melancholischen Ton, den lebendigen Dialogen, den Menschen, die ich vor mir sehen kann, der Handlung, die mich immer wieder überrascht und glücklich macht, ein wunderbares Buch. Das Einzige, womit er mich nicht gekriegt hat, ist die Darstellung der Kinder. Die wirken irgendwie zu ausgedacht und unreal und ein bisschen langweilig. Aber mich interessieren grundsätzlich eher die Erwachsenen in der Literatur, vielleicht liegt es daran. Das Highlight sind für mich die Kapitel rund um Romanow…das ist so spannend, so gut beobachtet, so glaubhaft und unterhaltsam, ach, ich bin hin und weg, kauft dieses Buch!